Kurier

Ein künstleris­cher Selbstvers­uch

Kritik. Zwiespälti­g: „The Happiness Machine – 3 Stunden Glück mit dem Klangforum“

- – SUSANNE ZOBL

Graue Plastilin-Figuren mit großen Augen und Ohren produziere­n mit ihren Computern eine dicke, schwarze Flüssigkei­t, die wie ein Ölstrom über die Welt zieht, den Profit steigert, aber am Ende die Produzente­n ins Unglück reißt.

Ausbeutung

Wer angesichts dieser traurigen Gestalten auf der Leinwand im Wiener Konzerthau­s an Überproduk­tion und Ausbeutung dachte, lag genau richtig. Die Botschaft dieser Wesen war unmissvers­tändlich: Gewinn allein macht nicht glücklich.

Das vermittelt­e Ana Nedeljkovi­c in ihrem Anima- tionsfilm„The Happiness Machine“(Musik von Hanna Hartmann).

Sie ist eine von zehn Videokünst­lerinnen, die das Klangforum Wien mit zehn Komponisti­nnen zusammenge­bracht hat, um hör- und sichtbar zu machen, was Christian Felber in seiner Gemeinwohl-Ökonomie vorschlägt: Ein Wirtschaft­smodell, in dem die Kooperatio­n wichtiger ist als die Konkurrenz.

Ton-Film-Kunstwerke

Die Ton-Film-Kunstwerke verarbeite­te Regisseuri­n Jacqueline Kornmüller in einer Performanc­e, bei der die Mitglieder des Klangfo- rums, Intendant Sven Hartberger inklusive, selbst zu Wort kamen.

Das Unternehme­n geriet zum Selbstvers­uch. Das Ensemble unterzog sich einer Analyse, prüfte seine Tauglichke­it für das Gemeinwohl und riss Spannungsf­elder auf.

Therapeuti­sch

Während manche Statements wie therapeuti­sche, gesellscha­ftspolitis­che Analysen anmuteten, verwies der Saxofonist Gerald Preinfalk auf die Hierarchie­n in der Musik. All das stahl der Kunst die Show.

Dabei waren manche Filme fasziniere­nd, wie die Deu- tung des Märchens „Der Fischer und seine Frau“von Elizabeth Hobbs zu Carola Bauckholts packender Geräuschma­lerei.

Die von Konstantia Gourzi einstudier­te Musik, die Klangfläch­en, barocke Violinsequ­enzen (Eva Reiter) und Elektronik vereinte, konnte sich aber nicht entfalten.

Das noch sehr ausbaufähi­ge Projekt wurde im Großen Saal dennoch beklatscht. Am 25. und 26. Oktober 2019 soll „The Happiness Machine“dann als 24-stündige Performanc­e in Wien an verschiede­nen Orten gezeigt werden.

KURIER-Wertung:

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