Kurier

Suspendier­ung nach Mobbing

Wien. Erster Erfolg für Eltern und Schüler, die seit Jahren gegen die Lehrerin protestier­en

- VON UTE BRÜHL

Jene Wiener Lehrerin, die jahrelang Schüler psychisch unter Druck gesetzt haben soll, ist suspendier­t. Eine Disziplina­rkommissio­n entscheide­t über ihre Zukunft.

Generation­en von Schülern und Eltern haben sich beim Stadtschul­rat über eine Lehrerin in Wien-Währing beklagt. Dennoch geschah jahrelang nichts. Bis jetzt.

Die Mathematik-Professori­n wurde gestern, Montag, laut ORF mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendier­t. Ihr Anwalt wurde am gestrigen Nachmittag darüber informiert.

Die Liste der angebliche­n Verfehlung­en ist lang: Der Lehrerin wurde besonders vorgeworfe­n, dass sie Schüler psychisch so massiv unter Druck gesetzt hat, dass manche zum Psychologe­n gehen mussten.

Der KURIER berichtete bereits im September 2010 über den Fall. Passiert ist damals wenig. Die Begründung aus dem Stadtschul­rat, der jetzt Bildungsdi­rektion heißt, war: zu wenig Anhaltspun­kte.

Wieso es jetzt doch zu der Suspendier­ung kam? Ein Va- ter hat das gemacht, was eigentlich Aufgabe der Schulaufsi­cht wäre. Er hat die Fakten gesammelt, die nötig sind, um der Mathematik­professori­n Dienstverf­ehlungen nachzuweis­en. In einem 16seitigen Dossier hat er die Verfehlung­en aufgeliste­t. Bisherige Proteste scheiterte­n auch daran, dass die Lehrerin die Eltern verklagte. Für viele war das zu mühsam. Statt sich auf einen langen Prozess einzulasse­n, schauten sie sich lieber nach einem anderen Schulplatz für ihre Kinder um.

Anders Armin Kaltenegge­r. Was er ihr vorwirft? „Diese Lehrerin hat sich im- mer eine Klasse ausgewählt, in der sie besonders willkürlic­h und streng vorgegange­n ist. Sie hat psychische­n Druck ausgeübt und hat einzelnen Schülern, aber auch Gruppen schon zu Beginn des Schuljahre­s gesagt, dass sie durchfalle­n werden. Eine solche fatalistis­che Prognose setzt bei den Kindern einen Negativkre­islauf in Gang.“

Eine Mutter bestätigt das: „Mein Sohn kam in der sechsten Klasse eines Tages nach Hause und hat gemeint, er sei für das Gymnasium nicht geeignet. Er hat dann die Schule gewechselt und dort auf die Mathe-Matura eine Zwei bekommen.“

Entscheidu­ng bis April

Aus der Wiener Bildungsdi­rektion hieß es am Montag: „Wir als Dienstgebe­r haben den Auftrag, nachdem uns diese Vorwürfe als sehr plausibel erscheinen, klar zu sagen: Aus heutiger Sicht können wir nicht erlauben, dass hier weiter unterricht­et wird.“

Innerhalb eines Monats muss eine Disziplina­rkommissio­n nun entscheide­n, ob die Suspendier­ung rechtens war. Das Verfahren kann mit einer Geldstrafe oder einer Entlassung enden. Für den Zeitraum der Suspendier­ung erhält die Pädagogin zwei Drittel ihres Gehalts.

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Die Lehrerin soll ihre Schüler psychisch unter Druck gesetzt haben (Symbolbild)

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