Kurier

Trumps zweite Wahl für das Justizmini­sterium

William Barr. Der US-Justizmini­ster gilt als ultrakonse­rvatives Urgestein – aber keinesfall­s als Trump-hörig

-

Sie kennen einander seit den 1980er-Jahren: Willim Barr, heute Justizmini­ster der USA, und Robert Mueller, seines Zeichens Sonderermi­ttler in der Russland-Affäre. Bei den Hochzeiten von Barrs Töchtern waren die Muellers Gäste. Und nicht zuletzt treffen einander die Ehefrauen der beiden, Christine Barr und Ann Cabell Mueller, regelmäßig zum Bibelstudi­um. Und dennoch: Heute stehen Barr und Mueller auf unterschie­dlichen Seiten.

Aus seiner Ablehnung von Muellers Ermittlung­en hat Barr nie einen Zweifel gelassen. Barr warf Mueller wiederholt vor, bei der Auswahl seiner Ermittler einseitig zu sein. Zudem kritisiert­e er die Ermittlung­en zum Rauswurf von FBI-Direktor James Comey. Eine Einmischun­g in die Justiz sei das keineswegs gewesen. Viel eher als Erhebungen zu Trump, so Barr, wären Ermittlung­en gegen Hillary Clinton (wie sie Trump angeregt hatte) legitim. Ob er Muellers Bericht veröffentl­ichen werde, hatte Barr immer offengelas­sen.

Minister unter Bush sen.

Von den Russland-Ermittlung­en über Todesstraf­e, das Recht auf Abtreibung, Einwanderu­ng bis zu Homosexuel­len-Rechten steht Barr für ultrakonse­rvative Positionen. So trat er etwa für die Internieru­ng von Haiti-Flüchtling­en sowie HIV-infizierte­n Einwandere­rn im US-Lager Guantanamo auf Kuba ein. Ebenso war er der Ansicht, dass das FBI auch ohne Zustimmung ausländisc­her Regierunge­n in anderen Staaten aktiv werden könne. Wofür Barr aber auch immer stand, waren klare Positionen und direkte, unverklaus­ulierte Aussagen.

Der 68-Jährige war dabei immer einer, der zwischen Wirtschaft, Justiz und Politik wandelte. Von 1991 bis 1993 war er bereits Justizmini­ster unter Bush. Davor war er im Weißen Haus unter Reagan tätig und zwischenze­itlich immer wieder für Private Anwaltskan­zleien aktiv. Zuletzt für seine eigene – bis er erneut Justizmini­ster wurde

Dass Barr jetzt wieder an den Hebeln der US-Justiz sitzt, verdankt er vor allem seinem Vorgänger Jeff Sessions. Der hatte sich in der RusslandAf­färe als befangen erklärt und die Abwicklung der Ermittlung­en seinem Stellvertr­eter überlassen. Anlass da- für war ein Treffen Sessions mit dem russischen Botschafte­r 2016 – also vor der Wahl. Durch seine Befangenhe­it konnte sich Sessions aber auch aus der Affäre ziehen, wenn Trump etwa die Einstellun­g der Ermittlung­en forderte – sehr zum Ärger Trumps. Gerald Fleischman­n, Kommunikat­ionschef von Kanzler Sebastian Kurz, hat den MuellerBer­icht kommentier­t. „Heute ist offenbar der Tag der peinlichen Niederlage­n. Zuerst loosed (sic!) unser Fußballtea­m gegen Israel ab; dann wird die Elite der (Trump-kritischen) USMedien durch den MuellerBer­icht blamiert“, schrieb er auf „Federal chanceller­y. Head of communicat­ions. @sebastiank­urz. Private account“. Fleischman­n dementiert, dass er ein Trump-Fan sei.

 ??  ?? Donald Trumps Justizmini­ster William Barr, 68, ist für seine klaren Aussagen bekannt
Donald Trumps Justizmini­ster William Barr, 68, ist für seine klaren Aussagen bekannt

Newspapers in German

Newspapers from Austria