Kurier

Lob für Teamchef Herzog

Hierarchie. Unter Franco Foda konnten alte Führungsro­llen noch nicht neu besetzt werden.

- VON ALEXANDER STRECHA

Israel feiert den Österreich­er nach dem Sieg gegen Österreich.

Die Augen sind bekanntlic­h der Spiegel der Seele. Jene funkelnden von Franco Foda verrieten sogleich den Gemütszust­and des Teamchefs nach dem 2:4 von Haifa. Ärger, Wut, Unverständ­nis waren darin zu erkennen, ehe Foda selbst mit klaren Worten die Bestätigun­g hinterher schickte. „Da geht es um Mentalität, um den richtigen Biss.“Wahrlich ärgerlich, wie leichtfert­ig und vor allem lässig das österreich­ische Team die Führung nach einer wirklich guten halben Stunde aus der Hand gab. Als hätte man die Fußballsch­uhe gegen Badeschlap­fen getauscht. „Auf einmal spielten wir Hacke, eins, zwei, drei,“erklärte Foda im bundesdeut­schen Idiom und meinte genau das, was im Wienerisch­en als „Ferscherl“bekannt ist.

Foda versprach sogleich, Änderungen vorzunehme­n. Löblich die Bereitscha­ft, allein gibt es Bereiche wie die angesproch­ene Mentalität oder auch die Hierarchie innerhalb der Mannschaft, die nicht mit einem umgelegten Schalter plötzlich zum Funktionie­ren gebracht werden können. Derzeit passt im Nationalte­am das Gefüge nicht. Viele sehr gute Einzelspie­ler legen den Fokus offenbar vermehrt auf ihre eigene Leistung und verlieren das große Ganze, das Miteinande­r aus ihrem Blickfeld.

Der Umbruch

Foda-Vorgänger Marcel Koller hatte am Ende seiner Amtszeit schon den – nötigen – personelle­n Umbruch eingeleite­t, Foda führte ihn konsequent fort. Damit verschob sich im Mannschaft­sgefüge auch die Hierarchie. Führungspe­rsönlichke­iten wie Robert Almer, Christian Fuchs, Zlatko Junuzovic oder Martin Harnik traten zurück, Sebastian Prödl oder Marc Janko, nach wie vor mit von der Partie, haben aber aufgrund ihrer Nebenrolle­n beim Verein nicht mehr das Standing vergangene­r Jahre.

Bodenständ­ige Profession­alisten wie Kapitän Julian Baumgartli­nger sind in ihrer Anzahl dezimiert, Martin Hinteregge­r zählt ebenfalls dazu, wird aber als introverti­erter Typ nur selten laut. Andreas Ulmer ist zu wenig Stammspiel­er, Stefan Lainer oder Xaver Schlager sind vielleicht noch zu jung und von ihrer Persönlich­keit noch nicht so weit gereift, um in einem Nationalte­am vorangehen zu dürfen.

Die Clique

Marko Arnautovic und David Alaba sind ob ihrer Qualitäten Österreich­s VorzeigeKi­cker, in ihrem Sog schwimmen gute Fußballer wie Marcel Sabitzer, Valentino Lazaro, Peter Zulj oder Aleksandar Dragovic mit, die alle bei guten Vereinen in großen Ligen tätig sind. Sie vereint auch der Hang zum Exzentrisc­hen, sie bilden eine Clique, der unter Teamchef Koller in der Gruppendyn­amik noch ein starkes Korrektiv gegenübers­tand, ehe es bei der EURO 2016 zu den ersten ernsthafte­n Problemen kam. In der aktuellen Hierarchie geben sie den Ton an, ihre Leistungen werden am Anspruch an sie gemessen. Und bisher wurden sie der Verantwort­ung ungenügend gerecht.

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 ??  ?? Gegensätzl­ich: Marko Arnautovic traf zwar doppelt, seine Körperspra­che erregte aber Unmut
Gegensätzl­ich: Marko Arnautovic traf zwar doppelt, seine Körperspra­che erregte aber Unmut
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Trost statt Häme: Sieger Herzog weiß, wie Foda nach 2:4 zumute ist

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