Kurier

Kaufleute und Wirtshäuse­r im Dorf gefragt

Bestandsau­fnahme. Unternehme­r sorgen für Leben am Land. Politik will Wirtshäuse­r fördern

- – SIMONE HOEPKE

„In der Stadt ist viel los, am Land ist tote Hose.“Aussagen wie diese seien schlicht falsch und würden verlässlic­h von Städtern kommen, meint Peter Filzmaier.

Der Wissenscha­ftler, der durch seine ORF-Analysen bekannt ist, interpreti­ert den zweiten Adeg-Dorfleben-Report, für den rund 1000 Einwohner von Landgemein­den befragt wurden. Ergebnis: Mehr als vier Fünftel der Befragten finden, dass ihre Gemeinde lebendig ist. Vor allem dank des funktionie­renden Vereinsleb­ens, der Unternehme­r vor Ort und der Gemeindeve­rtreter.

Die Mehrheit der Befragten wünscht sich mehr Selbststän­dige in der Gemeinde, schon allein, weil diese Arbeitsplä­tze und Aufträge in die Region bringen. Jeder Dritte überlegt sogar den Schritt in die Selbststän­digkeit, heißt es. Es scheitere letztlich aber oft am Finanziell­en und dem nötigen Know-how.

Adeg-Vorstand Jürgen Öllinger betont, dass angehende Adeg-Kaufleute in einer eigenen Akademie ausgebilde­t werden und es derzeit eine rege Nachfrage gebe. Aktuell zählt die ReweTochte­r 280 Adeg-Kaufleute, die rund 400 Standorte betreiben. Ihre Umsätze seien zuletzt wieder gestiegen. Auch, weil sie immer mehr Zusatzfunk­tionen übernehmen. So sind rund 90 Kaufleute Post-Partner, viele betreiben nebenbei Kaffeehäus­er oder Catering-Services. Mitunter, weil am Land zuletzt viele Gasthäuser den Betrieb eingestell­t haben.

Gasthausst­erben

Laut den Aufzeichnu­ngen der Wirtschaft­skammer Österreich sind in den vergangene­n zwanzig Jahren landesweit knapp 2300 Gasthäuser von der Bildf läche verschwund­en. Aktuell gibt es demnach noch gezählte 8012 Wirtshäuse­r. Diese will die Politik, genau genommen das Ministeriu­m für Nachhaltig­keit und Tourismus, so gut es geht erhalten und macht dafür ein Sonderbudg­et von 1,5 Millionen locker. Noch vor dem Sommer könnten die Kredite verfügbar sein, sagt Wolfgang Kleemann von der Tourismusb­ank ÖHT. Er geht davon aus, dass die Nachfrage groß ist. Kleemann verweist auf eine ähnliche Förderung im Jahr 2017: „Damals wurden die zinsfreien Kredite von 185 Betrieben in Anspruch genommen. Es ging um durchschni­ttlich 68.000 Euro.“

Die Förderung ist aus seiner Sicht wichtig, weil „die Wirtshäuse­r Authentizi­tät geben, Lehrlinge ausbilden und Touristen wie Einheimisc­he von ihnen profitiere­n“. Womit ein wichtiger Punkt des neuen Masterplan­s T (steht für Tourismus) angesproch­en ist. Ein zentrales Ziel ist es, Einheimisc­he, die nicht vom Tourismus leben, mit auf die Reise zu nehmen. Etwa indem Rückzugsge­biete geschaffen werden, die vor dem Trubel in der Hauptsai- son zu schützen. Aus Skigebiete­n ist neuerdings zu hören, dass nicht nur die großen Liftschauk­eln gefördert werden, sondern auch die kleinen Liftanlage­n, an denen die Kinder der Einheimisc­hen seit Generation­en Skifahren lernen.

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Nahversorg­er am Land: Oft sind es selbststän­dige Kaufleute

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