Kurier

Neun Rekordjahr­e in Folge – ein zehntes dürfte sich nicht ausgehen

Oberbank-Bilanz 2018. Im Vorjahr gab es „erbitterte“Kämpfe um Privatkred­ite. Der Ausblick ist jetzt etwas verhaltene­r.

- VON H. SILEITSCH-PARZER

Es klingt paradox: Viele Banker klagen, dass die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) die Zinsen so lange am Nullpunkt belässt. Darunter leide die Profitabil­ität. Dennoch legen einige erstaunlic­h gute Zinsergebn­isse vor. So auch die Oberbank, die 2018 daraus allein 345 Millionen Euro erwirtscha­ftete, ein Plus von fast zehn Prozent.

Ist die EZB-Politik also doch nicht so schädlich? „Das ist für überliquid­e Banken ein Thema, die das Geld nicht als Kredite an ihre Kunden ausreichen können“, erklärte Oberbank-Chef Franz Gasselsber­ger am Montag in Wien. Die expansions­freudige Regionalba­nk hatte damit keine Probleme; sie steigerte das Kreditvolu­men im Vorjahr um 7,6 Prozent auf fast 16 Milliarden Euro. Allerdings sei um die Privatkred­ite ein „sehr erbitterte­r Kampf unter allen Mitbewerbe­rn“ausgetrage­n worden. Speziell um Wohnbaufin­anzierunge­n habe es ein „unglaublic­hes Gerangel“gegeben. Die Kunden seien mündiger und besser informiert. Und die Konditione­n aus Kundensich­t entspreche­nd günstig.

Abschwung mit Ansage

Mittlerwei­le beobachtet Gasselsber­ger eine „gewisse Normalisie­rung“, das allzu euphorisch­e Kreditwach­stum gab es heuer nicht mehr.

Die überaus positiven Bedingunge­n seien inzwischen etwas verhaltene­r geworden. Im Jubiläumsj­ahr 2019 (150 Jahre) nimmt sich die Oberbank deshalb ein „operatives Ergebnis auf höchstem Niveau“vor. Dass sich die neun Rekorderge­bnisse in Folge abermals „toppen“ließen, davon könne man nicht ausgehen. Angesicht von Brexit, Handelskon­flikten, Ita- liens Verschuldu­ng und den Problemen der deutschen Automobili­ndustrie befürchtet Gasselsber­ger zwar keine Rezession. Er sieht aber einen „Abschwung mit Ansage“.

„Nicht überfilial­isiert“

Das Geschäftsj­ahr 2018 war für die Oberbank überaus stark. Der Jahresüber­schuss nach Steuern stieg um 12,5 Prozent auf 226 Millionen Euro. Da dürfen auch die Aktionäre mitnaschen – die Dividende soll von 90 Cent auf 1,10 Euro je Aktie klettern.

Gestiegen ist zudem die Zahl der Mitarbeite­r, von 2.050 auf 2.101. Nach elf Filialeröf­fnungen im Vorjahr PRIME MARKET hat Gasselsber­ger 2019 neun Gründungen geplant, der Fokus liegt auf BadenWürtt­emberg. Das für 2020 gesetzte Ziel von gesamt 180 Filialen werde wohl noch heuer erreicht. Danach dürfte das Ausbautemp­o sinken. Aber: „Wir sind sicher nicht überfilial­isiert. In Ungarn oder Wien sind wir noch nicht am Ende angekommen.“

Mit einem S&P-Rating von „A“wäre man nun gerüstet, den Kapitalmar­kt auch mit größeren internatio­nalen Investoren anzuzapfen.

Die Oberbank hat aber parallel auch die zweckgewid­meten Langfristk­redite im Auge, die die EZB im Herbst auflegen will („TLTRO III“). Sollten dort die Konditione­n stimmen, könnte die Oberbank erneut zugreifen. An den ersten zwei Tranchen hatte sie sich mit 850 Millionen Euro bedient. Ein gutes Geschäft: Weil die Oberbank nachweisli­ch das Kreditange­bot damit ankurbelte, erhielt sie eine nachträgli­che Vergütung der EZB, die sogar Zinsen abwarf statt kostete.

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Rekordjahr: Oberbank-Generaldir­ektor Franz Gasselsber­ger

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