Warum Herzog auf dem israelischen Boden bleibt
Rekordverdächtig. Salto rückwärts der Kritiker
Nach dem Abpfiff umarmte Andreas Herzog, 50, eine gefühlte halbe Minute lang Franco Foda , 52. Jenen Deutschen, der Herzog bei der Teamchef-Wahl im Herbst 2017 vorgezogen worden war. Herzog: „Ich habe ihm gesagt,dass wir Trainer einen Sch... job haben.“Soll heißen: Übertriebene Kritik nach Niederlagen, übertriebenes Lob im Erfolgsfall. Im Moment erlebt Herzog in Israel Zweiteres. Selbst von Medien, die sein Kommen einen Irrtum genannt hatten.
Yisrael Hayom: „Andi Herzog hat alles richtig gemacht.“Yediot Aharonot: „Der süße Sieg von Herzog über seine Österreicher, die ihn nicht wollten.“Jerusalem Post: „Unter Herzog schaffte Israel in einem unterhaltsamen Spiel den ersten Sieg über Österreich seit 20 Jahren. Vor allem dank Zahavi.“
Der dreifache Torschütze Zahavi hatte seine Teamkarriere nach einem Krach schon beendet. Er war unten durch gewesen bei Fans und Medien und Verband.
Herzog ignorierte die Anti-Zahavi-Stimmung, überredete den China-Legionär zum Comeback. Auch der arabischstämmige Munas Dabbur fühlt sich erst unter Herzog im israelischen Nationalteam geschätzt. Auch der Salzburg-Legionär traf gegen Österreich.
„Doch im Gegensatz zu seinem Ruf in Österreich, zu freundlich zu sein, verfügt Herzog über Durchsetzungskraft. Er ist ein exzellenter Trainer“, sagte Deutschlands Ex-Teamchef Jürgen Klinsmann am Sonntag während des Spiels Niederlande – Deutschland als Promi-Kommentator von RTL. Klinsmann müsste es wissen. Unter ihm war Herzog im USVerband Assistent, auch bei der WM und darüber hinaus Alleinverantwortlicher der Olympiaauswahl gewesen.
Dass Herzog nie einen Klub trainierte, war letztlich ein Argument, weshalb ihn sowohl ÖFB, als auch Rapid abblitzen ließen. Zudem sollte die Tatsache, dass er ÖFBRekordinternationaler ist, kein Bonus sein. Die Absagen spornten Herzog noch an.
Er brütet nächtelang über Taktik und Systeme. Taucht auch bei Nachwuchsspielen auf. Er ist erfolgs- und fußballbesessen. Deshalb wird Herzog nach dem 4:2 nicht Heimaturlaub machen, sondern seine Familie zu Ostern nach Israel einf liegen lassen.