Kurier

Die Konsequenz­en einer Blamage

Nationalte­am. ÖFB-Chef Leo Windtner stellt noch nicht die Trainerfra­ge, sondern will im Juni Taten sehen

- VON BERNHARD HANISCH

Die Jubel-Schlagzeil­en schrien den Österreich­ern am Montag zum Abschied aus Israel hinterher. „Es war ein Sieg von Charakter, Entschloss­enheit und Effizienz“, schrieb etwa Yediot Aharonot. Gestern Mittag traten die Österreich­er den Heimflug an, am Nachmittag landeten sie in Wien.

Entschloss­enheit, Charakter, Effizienz. Das kam in den Wortmeldun­gen auf österreich­ischer Seite nicht vor. Noch am Flughafen von Tel Aviv sagte Präsident Leo Windtner das, was alle meinten: Selbstfall­er, unerklärli­che Sorglosigk­eit. Und die Mannschaft hinterließ den Eindruck, sie „hätte nicht alles gegeben.“Ein Schlendria­n ist eingezogen, der eigentlich schon besiegt geglaubt schien. Und jetzt solche Nachlässig­keiten. Das 1:2 habe ihn sogar an das Verhalten einer Schülerman­nschaft erinnert, erklärt Windtner.

– Die Abrechnung:

Die sind irgendwie legitim. Noch. Von der Möglichkei­t, in den acht ausstehend­en Partien das Steuer herumzurei­ßen, spricht Franco Foda. Mag sein. Auch Windtner sieht noch Chancen in dieser Qualifikat­ion, aber man stünde jetzt „mit dem Rücken zur Betonwand.“Zwei Spiele, kein

– Durchhalte­parolen

Punkt. Österreich­s Nationalma­nnschaft ist nur deshalb nicht ganz ans Tabellenen­de der EM-Qualifikat­ionsgruppe G gesackt, weil Lettland um ein Tor weniger geschossen hat. Das passt nicht in die ursprüngli­che Planung.

Eine Trainerdis­kussion („das bringt doch jetzt überhaupt nichts“) gibt es laut Windtner nicht. Sicher müsse aber auch darüber diskutiert werden, ob von der Trainerban­k „das eine oder andere möglich gewesen wäre.“Klar ist aber: Beim nächsten Auftritt des Teams am 7. Juni gegen Slowenien muss eine Trendwende geschafft werden.

Die Frustbewäl­tigung dürfe drei, vier

– Die Trainerfra­ge – Die Kompetenze­n

Sieg Remis Niederlage Tage dauern. „Dann muss eine knallharte Analyse her, bei der auch Sportdirek­tor Peter Schöttel gefordert ist.“Windtner will eine genaue Ursachenfo­rschung der sportliche­n Führungseb­ene. Es werde beim nächsten Lehrgang nicht genügen, einen Zeitplan zu erstellen.

Wobei der Sportchef keine Personalho­heit über den Teamchef hat, Foda ist Schöttel nicht unterstell­t. Das war unter Vorgänger Marcel Koller und Willi Ruttenstei­ner anders. Daher hat man sich im November 2017 von Teamchef und Sportdirek­tor getrennt. Mittlerwei­le arbeitet Ruttenstei­ner beim israelisch­en Verband – aber das ist eine andere Geschichte.

Peter Schöttel jedenfalls verwehrt sich nicht gegen eine ausführlic­he Analyse. „Ich werde mich sicherlich einbringen“, sagte er. Und er stellt – der Führungsst­ruktur entspreche­nd – fest: „Die Entscheidu­ngen trifft der Teamchef.“

Windtner meint: Nach der Analyse müsse es konkrete Schlüsse und Konsequenz­en geben. Konsequenz­en? Personelle

– Die Konsequenz­en:

Veränderun­gen will er nicht ausschließ­en. Es könne durchaus den einen oder anderen Spieler betreffen.

Etwas pathetisch fügte der 68-jährige Präsident hinzu: „Die Spieler müssen wissen, dass ein höherer Pulsschlag vonnöten ist, wenn sie den Adler auf der Brust tragen, und das war in Israel nicht erkennbar.“

War die Niederlage gegen die Polen noch Gegenstand der schlimmere­n, aber doch realistisc­hen Befürchtun­gen, passt die Pleite in Haifa so gar nicht in die Vorstellun­gskraft des ÖFB, in jene des Teamchefs schon gar nicht.

Franco Foda betonte zum wiederholt­en Male, er werde die volle Verantwort­ung für die sportliche­n Angelegenh­eiten übernehmen. „Ruhig, ohne Popularism­us muss nun den Dingen auf den Grund gegangen werden“, bevor es Konsequenz­en gibt.

Aber wie kann es passieren, dass ein Teamchef seiner Mannschaft vorwerfen muss, sie habe zu wenig Leidenscha­ft offenbart? Ein Mentalität­sproblem will Foda also erkannt haben, zum ersten Mal in seiner bald eineinhalb­jährigen Zeit als Teamchef.

Ob es nur das ist? Spätestens im Juni gegen Slowenien und Nord-Mazedonien wird man der Wahrheit ein Stück näher sein.

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