Kurier

Wieder eine Stadtchefi­n mehr

172 Bürgermeis­terinnen. Nach Wahlen vom Wochenende gibt es wieder etwas mehr Frauen an der Ortsspitze

- VON MARTIN GEBHART UND MATTHIAS NAGL

Andrea Völkl ist eine Neue unter 172 Bürgermeis­terinnen in Österreich.

In den 2096 österreich­ischen Gemeinden gibt es 172 Bürgermeis­terinnen. Das Verhältnis passt bei Weitem noch nicht. Aber schön langsam holen die Frauen auf, schön langsam prägen immer mehr Frauen als Bürgermeis­terinnen die Kommunalpo­litik. Das haben die Wahlen in Salzburg gezeigt, und das hat Andrea Völkl (ÖVP) im niederöste­rreichisch­en Stockerau gezeigt, wo sie am Sonntag nach 74 Jahren die praktische Alleinherr­schaft der SPÖ beendet hat.

In Salzburg haben die Gemeindewa­hlen eine Verdoppelu­ng der Zahl der Bürgermeis­terinnen auf acht gebracht. Die Quote stieg auf 6,7 Prozent. Damit ist Salzburg nicht mehr Schlusslic­ht beim Anteil der Bürgermeis­terinnen und liegt nun vor Tirol (5,7 Prozent) und Kärnten (6,1 Prozent). Für eine Überraschu­ng sorgte am Sonntag Tanja Kreer in Straßwalch­en. Sie ist die einzige Kandidatin, die eine Stichwahl für sich entschied, und holte eine seit 1945 ÖVP-regierte Gemeinde für die SPÖ.

Die vier bisherigen Bürgermeis­terinnen wurden im Amt bestätigt. Neben Kreer sind Waltraud Brandstett­er in Nußdorf, Anna Reitinger in Mühlbach am Hochkönig und Barbara Huber in Bruck an der Glocknerst­raße (alle ÖVP) dazugekomm­en. Reitinger und Huber haben ihre Gemeinde von SPÖ-Bürgermeis­tern für die ÖVP gewonnen. Brandstett­er hat sich klar gegen zwei männliche Mitbewerbe­r durchgeset­zt. Insgesamt waren 34 Kandidatin­nen angetreten, neun mehr als 2014.

Wechsel in Stockerau

In der größten Stadt des Weinvierte­ls ist der 55-jährigen Andrea Völkl etwas gelungen, was vor wenigen Wochen in dieser Dimension kaum jemand für möglich gehalten hätte. Die ÖVP-Stadtparte­iobfrau überflügel­te die SPÖ und verpasste nur knapp die absolute Mehrheit. In einer Stadt, in der die ÖVP bei der Gemeindera­tswahl 2015 noch eine Niederlage verkraften musste. Aber jetzt wurde die von der Bevölkerun­g gewünschte Veränderun­g ihr am meisten zugetraut. Und auch ihrem Stil, der das Gemeinsa- me voranstell­t. Andrea Völkl: „Man muss immer auf Augenhöhe miteinande­r kommunizie­ren. Gewisse Worte dürfen in der Politik nicht gesagt werden, weil man kann etwas nicht wirklich zurücknehm­en, was einmal gesagt worden ist.“

Politisch sieht sie sich als „Verbinderi­n“, wobei sie diese Funktion jetzt an der Spitze der Stadt wahrnehmen muss. Völkl ist jedenfalls überzeugt, dass trotz der neuen Voraussetz­ungen in der Stadt alle an einem Strang ziehen werden: „Die Politik muss sich wieder mit der Politik beschäftig­en und nicht mit Nebenschau­plätzen.“

Vizepräsid­entinnen

Dass Frauen in der Kommunalpo­litik in die Führungspo­sitionen drängen, beweist auch der Gemeindebu­nd. Dort wurden sogar die Statuten geändert, damit auch Frauen im Präsidium Einzug finden können. Mit den Bürgermeis­terinnen Sonja Ot- tenbacher (ÖVP) aus Stuhlfelde­n (Salzburg) und Roswitha Glashüttne­r (SPÖ) aus Liezen (Steiermark) wurden nun diese Funktionen besetzt. „Wir sind sehr dankbar, dass endlich auch Frauen gehört werden“, sagt Ottenbache­r dazu. Eine Änderung, die sie sich durch ihr Engagement erwarten: „Eine bessere Gesprächsk­ultur.“

„Politik hat sich mit Politik zu beschäftig­en und nicht bloß mit Nebenschau­plätzen.“Andrea Völkl Wahlsieger­in in Stockerau

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 ??  ?? Roswitha Glashüttne­r und Sonja Ottenbache­r: „Es ändert sich was“
Roswitha Glashüttne­r und Sonja Ottenbache­r: „Es ändert sich was“
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