Kardinal Schönborn als Vorbild
Krebshilfe. Männer reden kaum über die Erkrankung. Neue Kampagne
„Dass ein prominenter Mann in Österreich vor die Presse tritt und von sich aus bekannt gibt, ,ich habe Prostatakrebs‘, daran kann ich mich nicht erinnern. Viele Männer verschweigen das.“Große Anerkennung zollt Martina Löwe, eine der beide Krebshilfe-Geschäfsführerinnen, Kardinal Christoph Schönborn für seinen Schritt.
Löwe ist auch Projektleiterin für die Krebshilfe-Kampagne „Loose Tie“(lockere Krawatte), die kommende Woche startet. Motto: Das Schweigen der Männer. „Es ist – im Gegensatz etwa zu Brustkrebs bei Frauen – auch heute noch eine Ausnahme, wenn Männer offen über diese Erkrankung reden.“Der lockere Krawattenknopf soll ein Symbol dafür sein, den Alltagsstress einmal beiseite zu lassen und sich ab 45 Zeit für die Prostatakrebsvorsorge zu nehmen.
Löwe verweist auf eine Umfrage der Krebshilfe aus dem Jahr 2015: „73 Prozent der Männer kennen die Vorsorgeuntersuchung, aber von dieser Gruppe macht sie trotzdem nur jeder Zweite.“
Wobei sich schon eine Änderung abzeichne: „Die jüngere Generation um die 45 hat schon einen anderen Zugang zu dem Thema. Aber gerade die 50- bis 60-Jährigen sind schwer zu erreichen.“
Deshalb tourt die Krebshilfe mit einer begehbaren Prostata durch Österreich und versucht Männer bei Veranstaltungen wie der Oldtimermesse in Tull gezielt anzusprechen.
Wann ist diese aktive Überwachung möglich?
Bei Niedrig-Risiko-Tumoren mit einem speziellen Befund (PSA-Wert unter 10 ng/ml, Gleason Score 6). In Skandinavien werden 90 Prozent solcher Karzinome u. a. mit engmaschigen PSA-Tests überwacht – bei uns sind es ca. 10 bis 20 Prozent, mit steigendem Anteil. Bei diesen Patienten liegt – solange ihr Befund sich nicht verändert – auch ohne Therapie die Wahrscheinlichkeit, innerhalb der nächsten zehn Jahre an einem Prostatakrebs zu versterben, unter einem Prozent. Etwa die Hälfte der Patienten mit Niedrig-Risiko-Tumoren bricht die aktive Überwachung aber ab. Entweder, weil das Tumorwachstum doch voranschreitet oder weil sie das Abwarten psychisch nicht aushalten.
Und wenn eine Tumortherapie notwendig ist?