Prostatakrebs: gute Prognose
Erfolge bei Krebs durch Früherkennung und bessere Therapien
Für Patienten wie auch Kardinal Schönborn gibt es gute Therapien.
„Das Leben ist ein Geschenk, für das ich jeden Tag dankbar sein darf.“Das schrieb Kardinal Christoph Schönborn nach Bekanntwerden seiner Prostatakrebs-Diagnose auf Twitter und bedankte sich „für alle guten Wünsche und Gebete“. So ernst eine Krebsdiagnose sei, „so dankbar bin ich, dass durch Früherkennung und die modernen Behandlungsmethoden meine Aussicht auf vollständige Genesung sehr gut ist“.
Eine positive Entwicklung zeigen auch Daten der Statistik Austria: Nimmt man eine Bevölkerungsgruppe mit theoretisch gleichbleibender (statt steigender) Altersstruktur, dann ging seit 2003 die jährliche Sterberate um 33 Prozent zurück (2016 waren was 1225). „Das hat, abgesehen von der längeren Lebenserwartung,
mit verbesserter Früherkennung und Therapie zu tun“, sagt Urologe Stephan Madersbacher, Vorstand der Urologie und Andrologie im Kaiser-FranzJosef-Spital in Wien. Er beantwortet die wichtigsten Fragen.
Welche sind die wichtigsten Risikofaktoren? „Dazu zählen das Altern, das männliche Sexualhormon Testosteron, erbliche Belastung sowie – in gewissem Umfang – auch die Ernährung. Ab dem 45. Lebensjahr steigt die Rate an Neuererkrankungen deutlich an, deshalb sollte man ab 45 an eine Vorsorgeuntersuchung beim Urologen denken, bei erblicher Belastung etwa fünf Jahre früher.
Welche Aussagekraft hat der PSA-Test?
Der PSA-Test ist derzeit die einzige Möglichkeit, um Prostatakrebs in einem frühen, noch heilbaren Stadium zu diagnostizieren. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das von Zellen der Prostata produziert wird und bei einer Krebserkrankung erhöht ist. Ein erhöhter PSA-Wert im Blut kann aber auch andere Ursachen haben (Harnwegsinfekte, gutartige Vergrößerung der Prosta- ta, Radfahren, Geschlechtsverkehr). Ist der PSA-Wert im zeitlichen Abstand bei zwei Blutproben erhöht, sind weitere Untersuchungen angezeigt.
Der PSA-Test wurde lange kritisiert, weil durch ihn auch Erkrankungen entdeckt werden, die vermutlich keiner Behandlung bedurft hätten.
Das Grundproblem ist, dass die Aggressivität eines Tumors oft nicht eindeutig zu bestimmen ist. Aber mit modernen diagnostischen Methoden gelingt das zunehmend besser. Vor einer Biopsie sollte heute eine spezielle Magnetresonanztomographie (multiparametrische MRT) durchgeführt werden. Wir können so genauer als bisher aggressive von ,schlummernden‘ Tumoren unterscheiden. Dadurch können 30 Prozent der Biopsien eingespart werden. Eine weitere Strategie ist die aktive Überwachung von Tumoren mit niedrigem Risiko. Und wir halten uns bei solchen nicht aggressiven Tumoren mit aggressiven Therapien zurück.
Dann gibt es zwei Standardtherapien, die gleichwertig sind: die Bestrahlung oder die Operation. Zunehmend etabliert sich die fokale Therapie. Dabei wird nicht mehr die gesamte Prostata entfernt oder bestrahlt, sondern nur mehr der Tumorbereich. Ermöglicht wird dies durch eine verbesserte Bildgebung. Damit lassen sich Tumore deutlich besser darstellen und gezielter bzw. lokalisierter behandeln. Ein hoher Prozentsatz der Patienten, die operiert oder bestrahlt werden, benötigen danach nie mehr eine Behandlung. Steigt der PSA-Wert doch wieder an – ein Hinweis auf einen neuerlichen Tumorherd –, wird heute die etab- lierte Antihormontherapie mit zielgerichteter Hormontherapie und Chemotherapie kombiniert. Damit kann die Überlebensdauer auch im metastasierten Stadium deutlich verlängert werden. Durch neue Präparate wird Prostatakrebs bei vielen Patienten immer mehr zu einer chronischen Erkrankung.