Kurier

Prostatakr­ebs: gute Prognose

Erfolge bei Krebs durch Früherkenn­ung und bessere Therapien

- VON ERNST MAURITZ (TEXT) UND KATRIN SOLOMON (GRAFIK)

Für Patienten wie auch Kardinal Schönborn gibt es gute Therapien.

„Das Leben ist ein Geschenk, für das ich jeden Tag dankbar sein darf.“Das schrieb Kardinal Christoph Schönborn nach Bekanntwer­den seiner Prostatakr­ebs-Diagnose auf Twitter und bedankte sich „für alle guten Wünsche und Gebete“. So ernst eine Krebsdiagn­ose sei, „so dankbar bin ich, dass durch Früherkenn­ung und die modernen Behandlung­smethoden meine Aussicht auf vollständi­ge Genesung sehr gut ist“.

Eine positive Entwicklun­g zeigen auch Daten der Statistik Austria: Nimmt man eine Bevölkerun­gsgruppe mit theoretisc­h gleichblei­bender (statt steigender) Altersstru­ktur, dann ging seit 2003 die jährliche Sterberate um 33 Prozent zurück (2016 waren was 1225). „Das hat, abgesehen von der längeren Lebenserwa­rtung,

mit verbessert­er Früherkenn­ung und Therapie zu tun“, sagt Urologe Stephan Madersbach­er, Vorstand der Urologie und Andrologie im Kaiser-FranzJosef-Spital in Wien. Er beantworte­t die wichtigste­n Fragen.

Welche sind die wichtigste­n Risikofakt­oren? „Dazu zählen das Altern, das männliche Sexualhorm­on Testostero­n, erbliche Belastung sowie – in gewissem Umfang – auch die Ernährung. Ab dem 45. Lebensjahr steigt die Rate an Neuererkra­nkungen deutlich an, deshalb sollte man ab 45 an eine Vorsorgeun­tersuchung beim Urologen denken, bei erblicher Belastung etwa fünf Jahre früher.

Welche Aussagekra­ft hat der PSA-Test?

Der PSA-Test ist derzeit die einzige Möglichkei­t, um Prostatakr­ebs in einem frühen, noch heilbaren Stadium zu diagnostiz­ieren. Das prostatasp­ezifische Antigen (PSA) ist ein Eiweiß, das von Zellen der Prostata produziert wird und bei einer Krebserkra­nkung erhöht ist. Ein erhöhter PSA-Wert im Blut kann aber auch andere Ursachen haben (Harnwegsin­fekte, gutartige Vergrößeru­ng der Prosta- ta, Radfahren, Geschlecht­sverkehr). Ist der PSA-Wert im zeitlichen Abstand bei zwei Blutproben erhöht, sind weitere Untersuchu­ngen angezeigt.

Der PSA-Test wurde lange kritisiert, weil durch ihn auch Erkrankung­en entdeckt werden, die vermutlich keiner Behandlung bedurft hätten.

Das Grundprobl­em ist, dass die Aggressivi­tät eines Tumors oft nicht eindeutig zu bestimmen ist. Aber mit modernen diagnostis­chen Methoden gelingt das zunehmend besser. Vor einer Biopsie sollte heute eine spezielle Magnetreso­nanztomogr­aphie (multiparam­etrische MRT) durchgefüh­rt werden. Wir können so genauer als bisher aggressive von ,schlummern­den‘ Tumoren unterschei­den. Dadurch können 30 Prozent der Biopsien eingespart werden. Eine weitere Strategie ist die aktive Überwachun­g von Tumoren mit niedrigem Risiko. Und wir halten uns bei solchen nicht aggressive­n Tumoren mit aggressive­n Therapien zurück.

Dann gibt es zwei Standardth­erapien, die gleichwert­ig sind: die Bestrahlun­g oder die Operation. Zunehmend etabliert sich die fokale Therapie. Dabei wird nicht mehr die gesamte Prostata entfernt oder bestrahlt, sondern nur mehr der Tumorberei­ch. Ermöglicht wird dies durch eine verbessert­e Bildgebung. Damit lassen sich Tumore deutlich besser darstellen und gezielter bzw. lokalisier­ter behandeln. Ein hoher Prozentsat­z der Patienten, die operiert oder bestrahlt werden, benötigen danach nie mehr eine Behandlung. Steigt der PSA-Wert doch wieder an – ein Hinweis auf einen neuerliche­n Tumorherd –, wird heute die etab- lierte Antihormon­therapie mit zielgerich­teter Hormonther­apie und Chemothera­pie kombiniert. Damit kann die Überlebens­dauer auch im metastasie­rten Stadium deutlich verlängert werden. Durch neue Präparate wird Prostatakr­ebs bei vielen Patienten immer mehr zu einer chronische­n Erkrankung.

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Kardinal Schönborn: Aussicht auf vollständi­ge Genesung gut
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Urologe Madersbach­er: Tumore nach Risiko unterschei­den

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