Die ÖVP ist nun offiziell türkis
Neue Schwerpunkte. Mit hippen Ideen wollen sich die Türkisen als die besseren Stadtentwickler verkaufen.
Die Wiener StadtÖVP ist umgefärbt – und hat die Liebe zur Stadtplanung für sich entdeckt.
Ein Opernhaus am Handelskai, schwimmende Märkte und Hausboote an der Donau: Nein, hier handelt es sich ausnahmsweise nicht um hochfliegende Pläne der rotgrünen Stadträtinnen Maria Vassilakou oder Ulli Sima. Vielmehr stammen sie aus der Ideenwerkstatt des türkisen Wiener Parteichefs Gernot Blümel, der mittlerweile seit genau drei Jahren im Amt ist.
Mit dem nun auch offiziellen Wechsel der Parteifarbe von Schwarz auf Türkis scheint die ÖVP-Stadtpartei die Liebe zu neuen Themen entdeckt zu haben: Die Rolle des Schutzpatrons der Autofahrer und Kämpfers gegen die Sozialgeld-Verschwendung reicht offenbar nicht mehr – die ÖVP will nun auch die kompetentere Partei in Sachen Stadtplanung sein. Kompetenter zumindest als die Grünen rund um die zuständige Noch-Stadträtin Maria Vassilakou und ihren Querelen mit dem HeumarktProjekt.
„Architekten-Slam“
Und so kam es, dass die ÖVP kürzlich einen hippen „Architekten-Slam“veranstaltete. Drei Planer präsentierten dabei ihre Stadtentwicklungsprojekte für den Handelskai, der nicht ganz zu Unrecht als Hinterhof der Stadt gilt. Das Publikum durfte einzelne Elemente aus den drei Entwürfen bewerten. Die beliebtesten wurden zu einem finalen vierten Projekt zusammengefügt. Donaubühne und Verbindungsbrücken auf die Donauinsel inklusive.
Die türkise Begeisterung für das Thema Stadtplanung entflammte freilich erst so richtig mit der Bestellung Blümels zum Kulturminister im Jahr 2017. Bietet doch dieses Amt fast tagtäglich die Gelegenheit, die in der Causa Heumarkt und Weltkulturerbe recht ungelenk agierende rot-grüne Stadtregierung am Nasenring vorzuführen. Um glaubwürdig vermitteln zu können, dass es dabei nicht allein um das übliche Hinhauen auf Wien geht, macht es durchaus Sinn, sich beim Thema Stadtplanung breiter aufzustellen und eigene Ideen zu präsentieren.
Was wie Neuland klingt, hat durchaus Tradition: Bernhard Görg war in der rotschwarzen Regierung zwischen 1996 und 2001 für die Planungsagenden zuständig. Dem Vernehmen nach auch deshalb, weil die SPÖ kein großes Interesse an dem komplexen Ressort hatte. Ein Spiel, das sich 2010 mit den Grünen wiederholt haben soll.
Planspiele
Ob die ÖVP nach der Wahl 2020 dieses Ressort übernehmen würde, lässt Blümel offen. Zuletzt hatten die Türkisen deutlich mehr Lust auf Stadtratsposten in den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Sicherheit durchklingen lassen.
Die Chancen für eine rottürkise Stadtregierung ab 2020 stehen jedenfalls gut. In einer aktuellen (für sich in Auftrag gegebenen) Umfrage legt die ÖVP auf 16 Prozent zu (2015: 9 Prozent), die SPÖ liegt demnach mit 39 Prozent ungefähr gleich wie im Jahr 2015. Als Arbeiter am Wochenende ein Gerüst am Rathaus hochzogen, dachten viele an einen (etwas plötzlichen) Start der anstehenden Restaurierungsmaßnahmen am Mittelturm. Das ist, wie die Stadt wenig später verkündete, aber nur die halbe Geschichte: Vielmehr verbindet die Stadt das Nötige mit dem Schönen.
Das während der Restaurierung der Fassade vorgeschriebene Schutznetz dient im nächsten halben Jahr als „größte Kunstinstallation Österreichs“. Das erklärte Kulturstadträtin Veronica KaupHasler (SPÖ) bei einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Der Turm wird bis zur Höhe von 75 Metern verhüllt – mit einem Plakat. Es ist 1.500 Quadratmeter groß, montiert wird es ab 15. April.
Gestaltet hat das Plakat das Wiener Künstlerduo Ashley Hans Scheirl und Jakob Lena Knebl, dessen „Schaffen auf dem Spiel mit Identitäten beruht“, wie die Stadt wissen ließ. Das Plakat selbst sende eine „Botschaft der Toleranz“und präsentiere Wien als „weltoffene Stadt“.
So weit, so gut. Spannend wird ein Blick auf die Veranstaltungen, die mit der Installation beworben werden sollen: Diese biete den Rahmen für Veranstaltungen von „100 Jahre Rotes Wien“über „Life Ball 2019“bis hin zur “EuroPride Vienna 2019“, heißt es seitens der Stadt.
Dass die Stadt den Life Ball und die EuroPride als kulturell und touristisch relevante, öffentliche Veranstaltungen bewirbt, leuchtet ein. Inwiefern sich das Jubelfest der Wiener Sozialdemokratie ein öffentlich finanziertes