Kurier

Erinnerung­en an den „Kommissar Maigret“

Rupert Davies. Begegnunge­n mit einem Krimistar

- VON GEORG MARKUS

Maigret ist wieder da. Ein bisher unbekannte­r Roman aus der Feder des Kriminalgr­oßmeisters Georges Simenon ist plötzlich aufgetauch­t, sodass es ab sofort 76 statt der bisher vermuteten 75 Mordfälle gibt. 52 Folgen wurden seinerzeit verfilmt und zählen zu den weltweit erfolgreic­hsten TV-Serien aller Zeiten. Maigret wurde von Stars wie Jean Gabin, Gino Cervi, Jean Richard und Heinz Rühmann verkörpert, und doch war der englische Schauspiel­er Rupert Davies der Mann, über den Georges Simenon sagte, als er ihn erstmals sah: ,Das ist Maigret!’“

Maigret in aller Welt

Ich lernte Rupert Davies 1975 in London kennen und traf ihn im Jahr darauf noch einmal in Wien. So sympathisc­h die Begegnunge­n mit ihm waren, so sehr gaben sie mir zu denken. Der Pfeife rauchende Maigret war immer noch weltweit auf dem Höhepunkt seiner Popularitä­t, und Rupert Davies wurde in London wie in Wien an jeder zweiten Ecke mit „Hallo Maigret!“begrüßt und um Autogramme gebeten.

Aber es waren schon gut zehn Jahre vergangen, seit der Schauspiel­er die Serie abgedreht hatte. Und er hatte seither Probleme, Rollen zu bekommen, weil er als ewiger Polizeikom­missar abgestempe­lt war, wie er mir ganz offen erzählte: „Ich weiß nicht, wie oft ein Produzent gesagt hat: ,Für diese Rolle wäre Rupert Davies gut. Doch der Regisseur hat dann gemeint: ,Ja schon, aber der ist doch Maigret’ – Ich werde wohl nie erfahren, wie viele Angebote ich auf diese Weise versäumt habe.“

Der auch privat Pfeife rauchende Rupert Davies konnte nicht ewig vom „Maigret“Ruhm zehren. Er lebte mit seiner Frau in einer kleinen Wohnung in Putney Heath, das elegante Haus, das er einst als „Maigret“-Star erworben hatte, war längst verkauft.

Für die halbe Gage

Die großen Rollen blieben aus, Rupert Davies machte ein wenig Synchronar­beit und spielte hin und wieder in einer BBC-Produktion. Nach Wien kam er 1976, um im Vienna English Theatre im Kriminalst­ück „Gaslight“aufzutrete­n. „Ich spiele sehr gerne hier“, sagte er. „Aber ich arbeite für die halbe Gage, mehr können die mir nicht zahlen.“

Das Treffen mit Rupert Davies in Wien fand im Juli 1976 statt, er starb im Oktober desselben Jahres mit 60 Jahren.

Als ich ihn nach seinen Traumrolle­n gefragt hatte, sagte er: Edison, Henry Ford, Einstein, Galilei.

Die hat er nie gespielt. Er war Maigret.

Der aber einzigarti­g.

georg.markus@kurier.at

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„Das ist Maigret“: Georg Markus im Gespräch mit Rupert Davies, 1976
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