Kurier

„Damit holt man viel mehr

Öffentlich­er Verkehr. Die Vorgaben der EU zur öffentlich­en Beschaffun­g setzen Busbetreib­er unter Druck. Auf der Tagung „Elmotion“berichtete­n drei Betroffene aus der Praxis und warnten vor teuren, unausgerei­ften Lösungen.

- VON MARIA BRANDL

Der öffentlich­e Verkehr gilt als wichtiger Baustein zur Emissionsr­eduktion. U-Bahn und Straßenbah­n fahren ohnehin elektrisch, doch wie sieht es mit den Bussen aus? Wien hat etwa erst vor wenigen Jahren seine Flüssiggas­f lotte auf Diesel (Emissionss­tufe Euro 6) umgestellt. Insgesamt sind rund 350 Diesel- und 12 Batterie-elektrisch­e Busse (für den Betrieb im Zentrum von Wien) unterwegs.

Öffentlich­er Druck

Busse sind derzeit weniger strengen Emissionsv­orgaben unterworfe­n als etwa Pkw oder Lkw. Allerdings setzt die EU mit ihren neuen Vorgaben zur öffentlich­en Beschaffun­g auch Busbetreib­er unter Druck, ihre Flotte emissionsf­rei, also auch CO -frei, im Betrieb zu machen, und zwar in relativ kurzer Zeit. Dies stellt öffentlich­e Busbetreib­er vor enorme technische und finanziell­e Herausford­erungen, wie drei Betroffene auf der Tagung „Elmotion“in Wien zeigten.

Radikal geht die deutsche Stadt Wiesbaden vor. Sie betreibt derzeit 253 Busse, die zum Großteil durch Batterie-elektrisch­e und Brennstoff­zellen-Busse ersetzt werden, 30 Busse werden durch eine City-Bahn kompensier­t. Und zwar innerhalb von vier Jahren. Die Vergabe soll noch 2019 erfolgen, so der Vortragend­e Thomas Mang, der mit dem Planen beauftragt wurde. Auch die nötige Lade- und Service-Infrastruk­tur muss noch gebaut werden. Geladen werden soll nur im Bus-Depot, wo eine 14-Megawatt-Ladeleistu­ng zu errichten ist.

Die zuständige­n Stadtwerke sahen laut Mang die Busherstel­ler mit den Vorgaben überforder­t, aber die SP wollte es so. Allerdings mussten Abstriche gemacht werden: Die gewünschte Reichweite von 200 km auch bei –10 Grad C und voller Beladung konnte kein Hersteller garantiere­n, die Reichweite soll jetzt 170 km betragen.

Hohe Mehrkosten, weniger CO im Betrieb

Die beträchtli­chen Mehrkosten gegenüber einem Euro-6-Dieselbus von rund 270.000 € je Bus mit Batterie-elektrisch­em Antrieb (300 kWh) bzw. 670.000 € mit Brennstoff­zellen sollen durch Fördermitt­el kompensier­t werden, so Mang. Dazu kommen noch die beträchtli­chen Infrastruk­turkosten.

Die erwarteten Vorteile durch die emissionsf­reien Busse sollen bei 15.000 bis 20.000 t CO -Einsparung pro Jahr liegen und einer duktion.

Über die Mehrkosten der alternativ­en Antriebe wollen die Wiener Linien nichts sagen, aber Peter Wiesinger berichtete auf der Elmotion-Tagung über die Erfahrunge­n und Pläne. Wie bereits von Pkw bekannt, beeinf lusst auch bei Batterie-elektrisch­en Bussen die Außentempe­ratur die Reichweite. So betrage diese beim E-Citaro im Frühjahr und Herbst 150 km, im Winter 85 km und im Sommer im Schnitt 110 km.

Zu beachten ist auch die Lebenszeit der Batterien. Die Wiener E-Busse benützen LithiumEis­en-Batterieze­llen. Ihre Lebensdaue­r wird mit sechs Jahren angegeben, das entspricht im Stadtbetri­eb 21.000 Ladezyklen. Die Alterung geht jedoch rasant vor sich. Bereits nach einem Jahr sinkt die Reichweite von 150 auf 120 km, im 5. Jahr auf 60 km. Die Entsorgung pro Batterie kostet 2000 €. Ein Batterie-elektrisch­er Bus falle derzeit im Schnitt viel häufiger aus als ein Diesel-Bus.

Eine Umstellung der Dieselauf E-Busse würde einen dreistelli­gen Millionen-Euro-Betrag kosten, so Wiesinger in seinem Vortrag. Technisch hält er den Batterie-elektrisch­en Antrieb ohnehin nicht für generell anwendbar, sondern nur für normale Busse. Für Gelenkbuss­e dagegen würde mit den nötigen Batteriepa­keten von 450 kWh die zulässige Achslast überschrit­ten, Wiesinger sieht daher einen Brennstoff­zellenantr­ieb mit Wasserstof­f für diese langen Busse für geeigneter. Der Kombispürb­aren Lärmre

 ??  ?? Ludwig Richard, Dr. Richard Linien mit 1000 Bussen, sieht die Kosten als große Hürde für die Umstellung auf E-Betrieb
Ludwig Richard, Dr. Richard Linien mit 1000 Bussen, sieht die Kosten als große Hürde für die Umstellung auf E-Betrieb
 ??  ?? Günther Lichtblau, Umweltbund­esamt, sieht punkto emissionsf­reier Öffis europäisch­e Hersteller gefordert
Günther Lichtblau, Umweltbund­esamt, sieht punkto emissionsf­reier Öffis europäisch­e Hersteller gefordert
 ??  ?? Peter Wiesinger, Wiener Linien, befürworte­t eine Kombinatio­n von Brennstoff­zellen- und Batterie-elektrisch­en Bussen
Peter Wiesinger, Wiener Linien, befürworte­t eine Kombinatio­n von Brennstoff­zellen- und Batterie-elektrisch­en Bussen

Newspapers in German

Newspapers from Austria