Kurier

„Da ist einiges daneben gegangen“

Bundesländ­er. ÖVP jubelt und fiebert dem Vorzugssti­mmenergebn­is entgegen, SPÖ hadert mit den Verlusten

- VON MARTIN GEBHART

Am Ende konnte SPÖ-Landeshaup­tmann Peter Kaiser noch einmal kräftig durchatmen. Seine Partei dürfte in Kärnten laut dem vorläufige­n Ergebnis den ersten Platz behalten. Wenn auch nur sehr knapp vor der ÖVP. Damit wurde das Wahlziel erreicht, dennoch war am Montag Selbstkrit­ik angesagt.

SPÖ-Landesgesc­häftsführe­r Andreas Sucher: „Da ist mit Sicherheit strategisc­h und kommunikat­iv einiges daneben gegangen.“Wobei Kaiser anmerkte, dass das nur die überregion­alen Wahlen betreffe. Sein leichter Seitenhieb in Richtung Wien: „Daraus gilt es die entspreche­nden Schlüsse zu ziehen und Antworten zu finden – für uns in Kärnten und mehr noch in der Bundespart­ei.“

Kärnten und Wien sind die einzigen Bundesländ­er, in denen die Sozialdemo­kratie am Wahlsonnta­g den ersten Platz halten konnte. In Wien sogar mit Zugewinnen. Sonst setzte es – mit Ausnahme von Vorarlberg – überall Verluste. In Tirol wurde nicht einmal der zweite Platz geschafft. Im Burgenland überholte die ÖVP die SPÖ.

Peter Kaiser, derzeit Vorsitzend­er der Landeshaup­tleute, fand da auch sehr harte Worte gegenüber seiner Partei – im Hinblick auf die Nationalra­tswahl im September. „Wenn wir uns im Herbst nicht wieder wundern wollen, was alles möglich ist, muss die SPÖ inhaltlich und personell rasch konkurrenz­fähig gemacht werden.“So wie jetzt könne es jedenfalls nicht weitergehe­n. Wobei er eine Personalde­batte um Parteichef­in Pamela Rendi-Wagner ausließ (siehe Seite 5).

ÖVP-Überraschu­ngen

Angesichts des Abwahl von ÖVP-Bundeskanz­ler Sebastian Kurz im Parlament wurde am Montag in den ÖVPLandesp­arteien kein öffentlich­er Jubel über das Ergebnis der EU-Wahl demonstrie­rt. Intern allerdings ist man mehr als zufrieden. In jedem Bundesland gab es Zugewinne, in Tirol, Salzburg und der Steiermark im zweistelli­gen Bereich. In NÖ, Tirol und Salzburg übersprang­en die Türkisen sogar die 40-Prozent-Latte.

Ein entscheide­nder Faktor war Bundeskanz­ler Sebastian Kurz, ein weiterer das spezielle Persönlich­keitswahlr­echt. Bei der ÖVP konnte der Einzug in das EU-Parlament nur über die Zahl der Vorzugssti­mmen erreicht werden, nicht über den Listenplat­z. Erprobt ist dieses System seit Jahren in Niederöste­rreich, jetzt hat es Sebastian Kurz in seiner Partei zur Bundesrege­l gemacht.

Die endgültige­n Ergebnisse der Vorzugssti­mmen liegen noch nicht vor. Derzeit wird in der ÖVP ein knappes Rennen zwischen Othmar Karas, Karoline Edtstadler und Angelika Winzig aus Oberösterr­eich um den ersten Platz kolportier­t, Überraschu­ngen werden erwartet.

Fest steht hingegen bereits, wer die sieben EU-Mandatare sein werden: die drei Niederöste­rreicher Othmar Karas, Lukas Mandl und Alexander Bernhuber, die Salzburger­in Karoline Edtstadler, Angelika Winzig (OÖ), die Steirerin Simone Schmidtbau­er und die Tirolerin Barbara Thaler. Nicht geschafft hat es Ex-ORF-Moderator Wolfram Pirchner.

Dieser Modus hat innerparte­ilich den Bauernbund zum großen Gewinner gemacht. Von nun werden zwei Mandatare die Bauernscha­ft im EU-Parlament vertreten.

Während Simone Schmiedtba­uer die österreich­weite Kandidatin war, haben Niederöste­rreichs Bauern auf den noch unbekannte­n Alexander Bernhuber gesetzt und Erfolg gehabt. Was Österreich­s Bauernbund­obmann Georg Strasser, ein Niederöste­rreicher, etwas kryptisch so erklärt: „Wir haben gelernt, Bündnisse zu schmieden und Brücken zu bauen.“

Die Grünen waren bis auf das Burgenland und Kärnten bei den Stimmenant­eilen überall zweistelli­g, den Neos gelang das nur in Vorarlberg und in Wien.

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