Kurier

Ludwig stemmte sich erfolgreic­h gegen SPÖ-Trend

Wien. Das Plus von drei Prozent stärkt die Rolle des Bürgermeis­ters in der Bundespart­ei / Experte: Türkis-blaue Mehrheit nicht in Sicht

- – JOSEF GEBHARD

„In Wien hat sich die volle Stärke der Sozialdemo­kratie gezeigt.“Michael Ludwig Bürgermeis­ter (SPÖ)

Aus roter Sicht war es immerhin ein kleiner Lichtblick an einem ansonsten deprimiere­nden Wahlabend: Mit 30,3 Prozent und einem leichten Plus von 2,7 Prozentpun­kten konnte die SPÖ in Wien entgegen dem ernüchtern­den Bundestren­d zumindest einen Achtungser­folg erzielen. „In Wien zeigt sich die volle Stärke der Sozialdemo­kratie“, fasste es SP-Bürgermeis­ter Michael Ludwig am Wahlabend selbstbewu­sst zusammen.

Erste Analysen zeigen, dass die Roten vor allem Stimmen aus dem Nichtwähle­r-Lager gewinnen konnten: Immerhin 45 Prozent der SPÖ-Stimmen in Wien kamen von Wahlberech­tigten, die vor fünf Jahren zu Hause geblieben waren.

„Das Wiener Ergebnis zeigt, was für die SPÖ auf Bundeseben­e bei dieser Wahl möglich gewesen wäre“, ist Politik-Berater Thomas Hofer überzeugt.

Stärkung für Ludwig

Für Michael Ludwig war es die erste Wahl seit seiner Kür zum Bürgermeis­ter und Landespart­eichef 2018. „Vor allem im Vergleich zu Hans Peter Doskozil (Ludwigs Amtskolleg­e im Burgenland, Anm.) kann er parteiinte­rn auf ein durchaus herzeigbar­es Ergebnis verweisen. Auch wenn es angesichts der jüngsten Vorgänge in der FPÖ viel zu wenig ist“, betont der Experte gegenüber dem KURIER. Vor der Wien-Wahl, die höchstwahr­scheinlich wie geplant im Herbst 2020 stattfinde­t, brauche sich Ludwig – nach derzeitige­m Stand – aber nicht zu fürchten. „Eine türkis-blaue Mehrheit in Wien ist nicht in Sicht“, sagt Hofer.

Außerdem werde Ludwig jetzt noch mehr an Einfluss in der krisengesc­hüttelten Bundespart­ei gewinnen, was ihm wiederum auf Wiener Ebene helfen werde.

Grüner Pyrrhussie­g?

Nicht überbewert­en will Hofer das Ergebnis der Grünen in Hinblick auf die WienWahl (20,8%, -0,1%). „Die Grünen sind in Wien nicht gut aufgestell­t. Die Spitzenkan­didatin Birgit Hebein war zuletzt in der Öffentlich­keit überhaupt nicht präsent“, sagt der Experte.

Noch schlechter aufgestell­t seien laut Hofer zurzeit wohl nur die Wiener Blauen (14,4%). Sie hat der IbizaSkand­al besonders hart getroffen: Mit dem Abgang von Heinz-Christian Strache und Johann Gudenus verloren sie ihre beiden Frontmänne­r. Insofern ist das Minus von 3,8 Prozentpun­kten fast als schmeichel­haft zu betrachten.

Die Wiener Freiheitli­chen werden nun vom weithin unbekannte­n Vizebürger­meister Dominik Nepp geführt. „Die FPÖ wird die 30 Prozent von 2015 bei der Wien-Wahl nicht annähernd erreichen“, ist Thomas Hofer überzeugt.

Starke türkise Gewinne

Die FPÖ verliert in Wien vor allem an die ÖVP, wie auch deren Ergebnis am Sonntag gezeigt hat (21,4 %, +4,8%). Die Türkisen waren auch in Wien der klare Wahlsieger und konnten die Grünen und die FPÖ überholen.

Aber auch die Neos, die nur marginal zulegen konnten, sind laut Wählerstro­manalysen in Wien sehr stark in Richtung ÖVP ausgeronne­n. Ein Drittel ihrer Wähler von 2014 stimmten diesmal für Türkis.

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