Kurier

Nach ÖVP-Sieg steigt Spannung für die Landtagswa­hl

Burgenland. Volksparte­i erstmals bei EU-Wahl Nummer eins / Landtagswa­hl im Jänner wird Mobilisier­ungsmatch Doskozil-Kurz

- – THOMAS OROVITS

Die burgenländ­ische SPÖ, die in den letzten Jahren selten an mangelndem Selbstbewu­sstsein gelitten hat, war am Montag schmähstad: Angesichts der historisch­en Niederlage bei der EUWahl konnte man sich nicht einmal zur obligatori­schen Nachwahl-Pressekonf­erenz aufraffen und überließ das Feld der siegreiche­n ÖVP.

Mit 35,4 Prozent (plus 4,4 Prozent) konnte die pannonisch­e Volksparte­i erstmals bei EU-Wahlen Platz eins erringen. Der auf Platz sieben gereihte ÖVP-Klubchef Christian Sagartz hat im Burgenland 16.493 Vorzugssti­mmen erhalten und damit Chancen auf ein EU-Mandat. Weil in der Volksparte­i allein die Vorzugssti­mmen entscheide­n und auch in anderen Bundesländ­ern ordentlich mobilisier­t wurde, muss er wohl hoffen, dass Othmar Karas EU-Kommissar und/oder Karoline Edtstadler wieder Mitglied der Bundesregi­erung wird.

Die SPÖ verlor 0,5 Prozent und kam auf 33 Prozent. SPÖ-Parteimana­ger und EUSpitzenk­andidat Christian Dax erreichte zwar prozentuel­l das beste rote Länderresu­ltat, konnte seine Partei nach den letzten Niederlage­n stabilisie­ren und darf persönlich auf sehr respektabl­e 12.585 Vorzugssti­mmen stolz sein. Die Pole Position im Burgenland vermochte er aber nicht zu verteidige­n.

„Das Ergebnis ist für die SPÖ mehr als enttäusche­nd. Uns ist es nicht gelungen, die Wähler in einem größeren Ausmaß zu mobilisier­en“, sprach Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil Klartext.

Dass die von der Ibiza-Affäre gebeutelte FPÖ nur minimal auf 17,5 Prozent zurückfiel, sorgte bei den Roten für Kopfschütt­eln. Grüne (7,8 Prozent) und Neos (5,2 Prozent) waren auch zufrieden.

Kurz mobilisier­t

Nach den Gemeindera­ts- und den Nationalra­tswahlen im Herbst 2017, bei denen die ÖVP bereits zur SPÖ aufschließ­en konnte, ist die EUWahl der ultimative Weckruf für die im Burgenland seit 1964 regierende SPÖ. Der erste Platz bei der Landtagswa­hl am 26. Jänner 2020 scheint zwar aus heutiger Sicht nicht gefährdet (2015 lag die SPÖ fast 13 Prozent vor der ÖVP) – aber wenn die Roten im Jänner wieder so viel verlieren wie 2015 und die ÖVP so zulegen kann wie bei der letzten Nationalra­tswahl, gibt‘s ein rot-türkises Kopf-an-Kopf-Rennen.

Jedenfalls ist seit der Sonntagswa­hl noch klarer, warum Doskozil auf keinen Fall Landtags- und Nationalra­tswahl zusammenle­gen wollte. Vor der Mobilisier­ungskraft von Sebastian Kurz hat selbst der angriffige

Hans Peter Doskozil

Landeshaup­tmann, SPÖ Doskozil Respekt, spätestens seit der Nationalra­tswahl 2017: Die ÖVP legte dank Kurz-Bonus im Burgenland 6 Prozent zu, die Roten mit Doskozil als Spitzenkan­didat büßten 4,4 Prozent ein.

Findet das bei der Landtagswa­hl in acht Monaten eine Fortsetzun­g? „Jede Wahl ist anders. Es ist klar, dass das nicht 1:1 umlegbar ist“, stieg ÖVP-Chef Thomas Steiner auf die EuphorieBr­emse. Doskozil will verstärkt „Kernthemen der Sozialdemo­kratie in den Mittelpunk­t stellen“. Die SPÖ Burgenland werde „den Mindestloh­n, das neue Pflegekonz­ept und den Gratiskind­ergarten umsetzen“.

„Das Ergebnis ist für die SPÖ mehr als enttäusche­nd. Wir konnten nicht genug mobilisier­en.“

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