„Wollen die Nummer eins werden“
Personalfirma TTI. Wie die Ex-Chefs von Trenkwalder und Manpower die Zeitarbeitsbranche aufmischen wollen
Das Geschäft lief definitiv schon besser. Zwar steigt die Zahl der überlassenen Arbeitskräfte ( Grafik), der Anteil an der Gesamtbeschäftigung ist aber mit rund zwei Prozent seit Jahren stabil. Die Firmen verdienen zudem weniger: Erstens ist gefragtes Personal am leer gefegten Arbeitsmarkt schwerer zu finden und muss häufig um- oder nachgeschult werden. Zweitens drücken gut dotierte Kollektivverträge und Billigkonkurrenz aus dem EUAusland auf die Margen. Und drittens sorgen die neuen Arbeitszeiten dafür, dass das Eigenpersonal flexibler eingesetzt werden kann.
Die Zeitarbeitsbranche ist daher gehörig im Umbruch. Wachstum ist nur durch Verdrängung oder mit neuen Geschäftsfeldern möglich. Profitieren möchte davon die oberösterreichische TTI Group, die Österreichs größter Personaldienstleister werden will. „Wir sehen uns als ganzheitlicher Rekrutierungs-Dienstleister rund um Karriereplanung, Aus- und Weiterbildung“, erläutert TTI-Chef Klaus Lercher dem KURIER.
Der ehemalige Vorstandschef von Trenkwalder übernahm vor einem Jahr die Mehrheit an TTI. Seither fungiert er auch als Geschäftsführer. Weitere Gesellschafter sind die Invest AG und der OÖ Beteiligungsfond. Firmengründer Johann Höfler hält noch zehn Prozent. TTI ist derzeit die Nummer drei am österreichischen Zeitarbeitsmarkt hinter Trenkwalder und Hofmann Personalleasing. Zuletzt wurde mit 3700 Mitarbeitern ein Umsatz von 162 Mio. Euro erzielt. In den nächsten drei bis fünf Jahren will Lercher den Umsatz verdoppeln: „Wir möchten die Nummer eins werden. Ich weiß, wie man einen Marktführer auf baut“, tönt der Ex-TrenkwalderChef. UmKlein- und Mittelbetriebe besser betreuen zu können, wurden erst kürzlich neue Niederlassungen in Krems und Wieselburg eröffnet. „Weiße Flecken“sieht er noch im Süden Österreichs.
Jobwechsler im Fokus
Wachstumspotenzial sieht Lercher im Bereich Jobwechsel, der sich durch Digitalisierung und Fachkräftemangel beschleunigt hat. „70 Prozent aller Beschäftigten sind grundsätzlich wechselwillig, hier setzen wir verstärkt an“, erklärt Lercher. TTI wolle sich hier als „Karrierepartner“für Spezialisten positionieren und diesen längerfristige Perspektiven bieten. Vorbild sei hier der Profi-Fußball.
Eine prominente Abwerbung gelang bereits. Seit Mai verstärkt Erich Pichorner, langjähriger Manpower-Geschäftsführer und Branchensprecher in der Wirtschaftskammer, das Management. Pichorner kümmert sich in der TTI-Tochter Squadra Personalmanagement um den Angestelltenbereich – und greift damit seinen ehemaligen Arbeitgeber frontal an. „Das Verständnis für den lokalen Markt war bei Manpower nicht mehr gegeben“, sagt Pichorner. TTI wolle sich ganz bewusst als „österreichischer Arbeitgeber“positionieren.
TTI hat derzeit 600 offene Stellen, in der gesamten Branche waren Ende April 20.000 Zeitarbeits-Jobs beim AMS ausgeschrieben. Es gebe zwar eine gewisse Stagnation, die Nachfrage nach höher qualifiziertem Personal sei aber nach wie vor intakt, sagt Lercher. Aktuell gibt es 93.000 Leiharbeitskräfte in Österreich, im Jahresschnitt 2018 waren es knapp 83.000.