Fiat-Chrysler steuert Ehe mit Renault an
Konkurrenz für VW. Der US-italienische Autokonzern will mit Frankreichs Traditionshersteller fusionieren.
Der internationale Automobilmarkt kommt in Bewegung. Wie der US-italienische Fiat-Chrysler-Konzern am Montag mitteilte, plane man die Fusion mit dem französischen Konkurrenten Renault. Dieser bestätigte laufende Gespräche. Gemeinsam mit Nissan/Mitsubishi würden die Autobauer mit gut 15 Millionen verkauften Fahrzeugen die Rivalen VW und Toyota überholen.
Mit Nissan ist Renault seit 2002 verbunden. Die Franzosen halten rund 43 Prozent an Nissan, umgekehrt sind es 15 Prozent. Doch seit der frühere Renault-Chef Carlos Ghosn in Japan der Untreue verdächtig im Gefängnis sitzt, ist in der Beziehung Sand im Getriebe. Der Ex-Chef strebte eine Fusion an, die Japaner wollten angesichts ihrer Übermacht (ihr Anteil an den Verkäufen liegt bei 74 Prozent) lieber den Status Quo aufrecht erhalten.
Wenig Innovation
Daher kommt das Angebot von Fiat-Chrysler gerade recht. „Ein Zusammengehen würde Sinn machen“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Renault ist in China und den USA nicht präsent.“Fiat-Chrysler wiederum sei in Europa schwach. „Man lebt mehr oder weniger von dem in die Jahre gekommenen Fiat 500.“Die Modellpalette sei überaltert, Elektroautos gebe es keine in der Pipeline. Der Konzern sei dafür in Nordamerika gut vertreten. Auch Frank Schwope, Analyst in der deutschen Nord LB, sieht „mit Blick auf die hohen Investitionskosten wie autonomes Fahren und Elektromobilität Sinn in einer solchen Fusion“.
Doch beide Fachleute erkennen auch Risiken. „Die Verzahnung von Renault und Nissan ist schon sehr weit fortgeschritten. Ein Auseinandergehen wäre für beide Seiten sehr kostspielig“, so Schwope. „Es gibt eine Menge an Empfindlichkeiten und Komplexitäten“, ergänzt Dudenhöffer. „Es sieht eher danach aus, als würde Renault seinen eigenen Weg mit FiatChrysler gehen.“Das würde das Aus der Allianz mit den Japanern bedeuten.
„Das ist ein schlecht überlegter und schlecht gemachter Plan“, sagt ein Nissan-Vertrauter hinter vorgehaltener Hand. Offenbar waren die Japaner nicht eingebunden. Die Tür stehe für Nissan offen, versichern Verhandler in Paris. Nissan gilt als wichtiges Puzzleteil – die Japaner sind in China gut im Geschäft, wo Renault und Fiat schwach sind. Auch der kleinere Partner Mitsubishi verkauft viele Autos in Südostasien.
Italiens Vizepremier Matteo Salvini begrüßt die Pläne. Rom werde aber womöglich Anteile anstreben, um Frankreichs staatlichen Aktienbesitz – der von 15 auf 7,5 Prozent der neuen Gruppe sinken würde – auszubalancieren. Auch Paris signalisiert Unterstützung, es dürfe aber keinen Jobabbau geben.
Die Aktionäre reagierten positiv: Das Fiat-ChryslerPapier schoss acht Prozent nach oben, jenes von Renault um zwölf Prozent. Fahrzeugverkäufe 2018, Renault Fiat Chrysler in Millionen 10,8