Kurier

Fiat-Chrysler steuert Ehe mit Renault an

Konkurrenz für VW. Der US-italienisc­he Autokonzer­n will mit Frankreich­s Traditions­hersteller fusioniere­n.

- VON ROBERT KLEEDORFER

Der internatio­nale Automobilm­arkt kommt in Bewegung. Wie der US-italienisc­he Fiat-Chrysler-Konzern am Montag mitteilte, plane man die Fusion mit dem französisc­hen Konkurrent­en Renault. Dieser bestätigte laufende Gespräche. Gemeinsam mit Nissan/Mitsubishi würden die Autobauer mit gut 15 Millionen verkauften Fahrzeugen die Rivalen VW und Toyota überholen.

Mit Nissan ist Renault seit 2002 verbunden. Die Franzosen halten rund 43 Prozent an Nissan, umgekehrt sind es 15 Prozent. Doch seit der frühere Renault-Chef Carlos Ghosn in Japan der Untreue verdächtig im Gefängnis sitzt, ist in der Beziehung Sand im Getriebe. Der Ex-Chef strebte eine Fusion an, die Japaner wollten angesichts ihrer Übermacht (ihr Anteil an den Verkäufen liegt bei 74 Prozent) lieber den Status Quo aufrecht erhalten.

Wenig Innovation

Daher kommt das Angebot von Fiat-Chrysler gerade recht. „Ein Zusammenge­hen würde Sinn machen“, sagt Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r. „Renault ist in China und den USA nicht präsent.“Fiat-Chrysler wiederum sei in Europa schwach. „Man lebt mehr oder weniger von dem in die Jahre gekommenen Fiat 500.“Die Modellpale­tte sei überaltert, Elektroaut­os gebe es keine in der Pipeline. Der Konzern sei dafür in Nordamerik­a gut vertreten. Auch Frank Schwope, Analyst in der deutschen Nord LB, sieht „mit Blick auf die hohen Investitio­nskosten wie autonomes Fahren und Elektromob­ilität Sinn in einer solchen Fusion“.

Doch beide Fachleute erkennen auch Risiken. „Die Verzahnung von Renault und Nissan ist schon sehr weit fortgeschr­itten. Ein Auseinande­rgehen wäre für beide Seiten sehr kostspieli­g“, so Schwope. „Es gibt eine Menge an Empfindlic­hkeiten und Komplexitä­ten“, ergänzt Dudenhöffe­r. „Es sieht eher danach aus, als würde Renault seinen eigenen Weg mit FiatChrysl­er gehen.“Das würde das Aus der Allianz mit den Japanern bedeuten.

„Das ist ein schlecht überlegter und schlecht gemachter Plan“, sagt ein Nissan-Vertrauter hinter vorgehalte­ner Hand. Offenbar waren die Japaner nicht eingebunde­n. Die Tür stehe für Nissan offen, versichern Verhandler in Paris. Nissan gilt als wichtiges Puzzleteil – die Japaner sind in China gut im Geschäft, wo Renault und Fiat schwach sind. Auch der kleinere Partner Mitsubishi verkauft viele Autos in Südostasie­n.

Italiens Vizepremie­r Matteo Salvini begrüßt die Pläne. Rom werde aber womöglich Anteile anstreben, um Frankreich­s staatliche­n Aktienbesi­tz – der von 15 auf 7,5 Prozent der neuen Gruppe sinken würde – auszubalan­cieren. Auch Paris signalisie­rt Unterstütz­ung, es dürfe aber keinen Jobabbau geben.

Die Aktionäre reagierten positiv: Das Fiat-ChryslerPa­pier schoss acht Prozent nach oben, jenes von Renault um zwölf Prozent. Fahrzeugve­rkäufe 2018, Renault Fiat Chrysler in Millionen 10,8

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Fiat Chrysler fährt auf Renault ab. Eine solche Allianz würde angesichts der hohen Investitio­nskosten in neue Modelle Sinn machen 10,8

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