Vieles ist anders, der Favorit bleibt
French Open. Einiges ist seit heuer neu in Roland Garros. Aber der Titel führt wie seit 14 Jahren über Rafael Nadal
Es hat sich doch ein bisserl etwas geändert auf der Anlage Roland Garros: Ein neues Stadion wurde im Botanischen Garten errichtet, damit sich die Veranstalter – durch die Blume gesagt – aufgrund des Platzmangels nicht mehr pflanzen lassen müssen. Der Court hört auf den Namen Simonne Mathieu und kann 5.000 Menschen beherbergen. Wenn man sich auf der Anlage umhört, weiß aber kaum jemand, wer das war. Die Dame war elf Jahre lang die Nummer eins der Welt, 1938 schaffte sie das Kunststück, bei den French Open den Einzel-, den Doppelund den Mixedbewerb zu gewinnen.
Auch die Tribünen des Centrecourts Philippe Chatrier sind neu, mit einem Flutlicht soll den Spielern ab 2021 auch am Abend ein Licht aufgehen. Chatrier war übrigens Tennis-Profi (1948 bis 1950 im französischen Daviscup-Team), sehr hoher Funktionär und Journalist.
Alles Bahnhof
Bei seinen Nachfolgern in der Medienbranche zeigt man Mut zum Großraumbüro, statt mehrerer kleinerer Räume gibt es nun eine Halle, die jedem Bahnhof gut stehen würde. Im Presseraum gibt es auch nur provisorische Wände, mit einer wäre ein deutschsprachiger Journalist beinahe umgefallen. Ein Zustand, der aber nur kurz anhalten soll.
Manches ändert sich nur wenig: François bedient noch immer die Tafel der beiden Turnierraster händisch und trägt mit Filzstift die Sieger ein (das wurde zur Zeit von Mathieu und Chatrier auch schon so gemacht), der Favorit ist seit 2005 auch immer derselbe Herr.
François glaubt, dass am Ende des Herren-Rasters erneut der Name Rafael Nadal stehen wird. Elf Mal triumphierte der Spanier schon in Roland Garros, nur zwei Mal ging er als Verlierer vom Platz. „Eigentlich kann er es schon jetzt eintragen“, sagt ein spanischer Journalist. Die letzten Zweifel hat der Sandplatz-König, der am 3. Juni 33 wird, mit seinem Turniersieg in Rom vor einer Woche ausgeräumt.
Seit gestern Nachmittag steht sein Name zumindest schon einmal unter der Rubrik 2. Runde. Der Spanier katapultierte sich auf dem Court Chatrier mit einem 6:26:1-6:3-Erfolg über Yannick Hanfmann dorthin.
Überflieger
Und die Pressekonferenz war danach nicht ganz so gut besucht wie nach einem seiner elf Finalsiege in Roland Garros (ein 1918 gefallener Pionier der Luftfahrt, kein Tennisspieler).
„Es ist jedes Mal eine Challenge, heute habe ich sie gut bewältigt“, verkündete Nadal nach seinem 87. Match-Erfolg bei den French Open. Der nächste Gegner hat vier Dinge mit Hanfmann gemein: Maden heißt mit dem Vornamen auch Yannick, kommt auch aus Deutschland, ist ebenso Qualifikant – und wird chancenlos gegen Nadal sein. Dieser bleibt aber vorsichtig und bei seiner Wortwahl: „Es wird wieder eine Challenge.“Ob er auch heuer wieder gewinnen wird? „Es ist jedes Jahr eine Challenge.“
Kämpfer
Auch der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic kam locker weiter, der Serbe schlug den Polen Hubert Hurkacz hurtig mit 6:4, 6:2, 6:2.
Dominic Thiem wollte es gegen den 22-jährigen USMann Tommy Pau bei windigen Verhältnissen ebenso zügig gestalten. Österreichs Topmann musste aber zweieinhalb Stunden kämpfen, um den Weltranglisten-131. nach Hause zu schicken. 6:4, 4:6, 7:6(5), 6:2 hieß es nach einem insgesamt mittelmäßigen Spiel. Und das Ende hätte für den Vorjahrsfinalisten noch schlimmer kommen können. Im Tie-Break des dritten Satzes lag der 25-Jährige gegen den Juniorensieger der French Open von 2015 mit 0:4 zurück. „In einem von zehn Fällen verliere ich das. Das war der Schlüssel zum Sieg“, sagt der Ranglisten-Vierte. In Runde zwei wartet am Donnerstag der Kasache Alexander Bublik, Nummer 91 der Welt. Besserung erwünscht. Siehe Nadal, siehe Djokovic.