Hausbesuch bei Hannes Reichelt
Operation Aderlass. Ermittler befragen den Alpinstar, ein Langlauf-Trainer sitzt in U-Haft
Die Doping-Affäre rund um den Erfurter Sportmediziner Mark Schmidt, die die nordische Ski-WM in Seefeld eingetrübt hat, zieht Kreise: Seit Samstag sitzt mit dem früheren ÖSV-Langlauf-Trainer Gerald H. ein weiteres mutmaßliches Mitglied der Organisation in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft Innsbruck mitteilte.
H. wurde am Freitag festgenommen und machte danach von seinem Recht Gebrauch, keine weiteren Angaben zu machen. Weil die Behörden die Gefahr sahen, dass er die weiteren Ermittlungen durch Absprachen mit von ihm unterstützten Sportlern gefährden könnte, wurde er inhaftiert. Ein alter Bekannter von H. ist freilich ein Alpiner: H. und Hannes Reichelt, Super-G-Weltmeister des Jahres 2015, kennen einander seit ihrer gemeinsamen Schulzeit, und so ist es auch eher weniger verwunderlich, dass sich der Salzburger Trainingspläne von H. zusammenstellen ließ.
Am Freitag erhielt Reichelt deswegen ebenfalls Besuch von Beamten des Bundeskriminalamtes, wie die Kronen Zeitung berichtete. Der 38-Jährige betonte, nie unerlaubte Substanzen zu sich genommen und auch nie jemanden mit der Beschaffung solcher beauftragt zu haben. „Ich habe ja sogar immer jedes Hustenzuckerl überprüft“, sagt Reichelt, „er hat mir nie angeboten, etwas Illegales zu machen.“
Nulltoleranz
Der Österreichische Skiverband betonte, dass Reichelt von der Nationalen Anti-Doping-Agentur nie über Auffälligkeiten informiert worden sei. „Nulltoleranz bei Dopingfällen und harte Konsequenzen für wen auch immer“seien die oberste Prämisse.
Auch ein Niederösterreicher wurde am Freitag einvernommen, er soll wie Gerald H. Sportler an den Erfurter Dopingring vermittelt und beim Doping unterstützt haben. Bei diesem Herrn soll es sich um Emanuel M. handeln, den früheren Servicemann des vierfachen Schweizer Langlauf-Olympiasiegers Dario Cologna. Der Niederösterreicher M. habe den Behörden zufolge umfangreiche Angaben gemacht, er wurde nach seiner Befragung auch wieder enthaftet.