Verbindungsbahn nimmt Gestalt an – trotz andauernder Kritik aus dem Bezirk
Ab 2026. S80 fährt alle 15 Minuten von Hütteldorf nach Aspern. Hietzing gefällt das nicht.
Karl Kornherr sitzt bei einem Soda-Zitron am Fensterplatz in „Seidls Kaffee & Kuchen“in Hietzing, als ein anderer Gast das Café betritt. „Jetzt waren gerade die Knilche da“, informiert er die Gäste. Die „Knilche“, damit sind die Verantwortlichen bei den ÖBB gemeint, die Montagvormittag Neuigkeiten zur Verbindungsbahn an Ort und Stelle präsentierten. Die Skepsis gegenüber dem Projekt, das die ÖBB bis 2026 realisieren wollen, ist noch immer groß. „Was is’n des für a Idee?“, fragt Karl Kornherr.
Die Idee, um im Jargon von Herrn Kornherr zu bleiben ist, die bestehenden Bahn-Verbindungen zwischen dem Westen und Osten der Stadt zu attraktivieren. Weil Wien bis 2030 auf zwei Millionen Einwohner wachsen soll, wollen Stadt und ÖBB das Öffi-Angebot ausbauen: Mehr Menschen sollen vom Auto auf die SBahn umsteigen.
Alle 15 Minuten
Statt bisher maximal zwei Mal pro Stunde soll künftig alle 15 Minuten eine S-Bahn von Wien-Hütteldorf nach Aspern-Nord fahren. Auf der Strecke wird es Umsteigemöglichkeiten zu allen fünf UBahn-Linien sowie dem Bahnhof Meidling und dem Hauptbahnhof geben (siehe Grafik).
Für die Verdichtung der Intervalle sind allerdings massive Umbauarbeiten notwendig, vor allem in Hietzing: Die bestehende Station in Speising muss umgerüstet werden, auf der Stranzenbergbrücke und in der Hietzinger Hauptstraße müssen überhaupt erst Haltestellen errichtet werden. Jene in der Hietzinger Hauptstraße wird über eine Hochtrasse geführt werden. 5,80 Meter über dem Boden wird diese Trasse verlaufen. Wenn alles nach Plan läuft, soll ab dem Jahr 2026 gebaut werden ( siehe Zusatztext).
Und daran gibt es massiKritik aus dem Bezirk. ve Schon im März dieses Jahres hat das Bezirksparlament einen Allparteienantrag eingebracht. Darin werden zwölf Punkte aufgelistet, die aus Sicht des Bezirks umzusetzen sind. Etwa die Anbindung der Verbindungsbahn an die Vorortelinie S45, ein Verbot von Güterverkehr zwischen 22 Uhr und 6 Uhr Früh sowie eine rechtlich verbindliche Zusage über das 15-Minuten-Intervall.
„Die ÖBB bauen das so, wie es für ihren Betrieb am besten ist, nicht für die Menschen“, sagt Hietzings Bezirksvorsteherin Silke Kobald (ÖVP). „Dass bei der Veitin
gergasse/Jagdschlossgasse für den motorisierten Verkehr keine Querungen mehr möglich sein werden, sei ein „großes Problem“. Und dafür, dass unser tägliches Bedürfnis nicht der Weg in die Seestadt ist, nehmen wir ohnehin schon viel in Kauf.“
Auch die Chefin von „Seidl's Kaffee & Kuchen“, Halina Seidl hält sich nicht mit Kritik zurück, schließlich ist sie selbst vom Bau der Verbindungsbahn betroffen. Ihr Würstelstand gleich neben dem Café muss wegen der Bauarbeiten abgerissen werden. „Und weil mein Stand Eigentum auf ÖBB-Grund ist, muss ich den Abriss selber zahlen“, sagt Halina Seidl. Ihre acht Mitarbeiter werde sie nicht behalten können, erzählt sie. „Ich stell mich dann allein in mein Café.“