Kurier

21:0 für die Bankomat-Knacker

Serie. Die Ermittler sind gewarnt, nachdem die Täter sogar höchst gefährlich­en Sprengstof­f einsetzten

- VON PATRICK WAMMERL UND JOHANNES WEICHHART

Der Schaden hat schon lange die Millionen-Marke überschrit­ten, ans Geld gekommen sind die Täter aber in den wenigsten Fällen. Bereits 21, zum Teil brachiale Coups auf Bankomaten hat es im heurigen Jahr in Österreich bereits gegeben.

Hotspot ist mit neun Tatorten Niederöste­rreich. Erst am vergangene­n Sonntag ist einer Bande in Kottingbru­nn (Bezirk Baden) wieder ein Einbruch geglückt. Und das, obwohl die Ermittler bereits gewarnt waren.

Die Kriminelle­n hatten nämlich am Freitag in Theresienf­eld im Bezirk Wiener Neustadt bei zwei Autohändle­rn einen Audi Q7 und einen Audi A6 gestohlen. Samstagvor­mittag wurde der Q7 verkohlt in einem Waldstück entdeckt. Die Täter hatten das Fahrzeug abgefackel­t. „Wir wissen noch nicht, ob sie eine falsche Spur legen wollten oder ob irgendetwa­s nicht ihren Vorstellun­gen entsprach“, sagt ein Ermittler. Beim nö. Landeskrim­inalamt ging man jedenfalls davon aus, dass der nächste Coup unmittelba­r bevor stehe. Die Polizeidie­nststellen in der Umgebung wurden daher sensibilis­iert. Das nutzte jedoch wenig.

Denn die Gangster hatten, wie bereits bei einem Einbruch am 1. Mai in Böheimkirc­hen im Bezirk St. Pölten, ihre Hausaufgab­en gemacht und Vorbereitu­ngen getroffen. Sie stachen vor dem Coup die Reifen der Streifenwa­gen vor dem nächstgele­genen Polizeipos­ten auf, um so eine rasche Verfolgung zu verhindern.

Anschließe­nd rauschten sie Sonntag gegen 2 Uhr Früh mit dem Audi A6 durch das Portal des Supermarkt­es und knackten den Bankomaten. Dieses Mal sogar erfolgreic­h. Die Höhe der Beute soll zwischen 50.000 und 70.000 Euro liegen.

Als der Einbruchsa­larm bei der Polizei einlangte, kamen die Beamten mit den aufgestoch­enen Reifen an ihren Streifenwa­gen nicht in die Gänge. Das Fluchtfahr­zeug wurde wenig später lichterloh brennend in Biedermann­sdorf bei Mödling entdeckt.

Kaum DNA vorhanden

Nach dem neunten Vorfall in Serie wurden am Montag beim Landeskrim­inalamt alle aktuellen Erkenntnis­se in den Fällen abgegliche­n. Speziell geschulte Fahnder machen Jagd auf die Gangster, wobei nach wie vor unklar ist, ob hinter der Serie nur eine Tätergrupp­e steckt. Die Bankomat-Knacker gehen nämlich nicht immer mit derselben Methode ans Werk. In einigen Fällen wurde versucht, die Geräte zu sprengen, an anderen Tatorten wurde ein Schweißger­ät verwendet.

Was den Ermittlern besonderes Kopfzerbre­chen bereitet: Die Kriminelle­n vernichten mit dem Legen von Bränden fast immer alle brauchbare­n Spuren.

Die Alarmglock­en schrillten, als 2018 auch ein seltener Sprengstof­f an einem der Tatorte verwendet worden sein soll. „In Ex-Jugoslawie­n kommt man leider immer noch an solche äußert gefährlich­en Sprengmitt­el“, schildert ein Ermittler.

Wegen der Gefahr, die von dem Sprengstof­f ausgeht, mussten alle Tatorte zunächst vom Entschärfu­ngsdienst des Innenminis­teriums begutachte­t und freigegebe­n werden.

Der Schaden geht bereits in die Millionen. Durch die brachiale Vorgehensw­eise kommt es zu massiven Schäden an den Gebäuden

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Die Täter setzen fast jedes Mal die Fluchtfahr­zeuge in Brand

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