Kurier

Weltstars in Feierlaune

Jubiläum. Das Haus am Ring beging vor 10.000 Menschen open air sein 150-jähriges Bestehen

- VON PETER JAROLIN

Meist sind es mehr oder minder sinnvolle Demonstrat­ionen zu mehr oder minder relevanten Themen, die für eine Sperre der Wiener Ringstraße verantwort­lich sind und nicht nur Autofahrer oft zur Weißglut treiben.

Aber es gibt auch Momente, wo im Herzen Wiens einfach gefeiert werden darf, wo an die 10.000 Menschen nicht pfeifen, johlen oder irgendwelc­he Parolen skandieren, sondern einfach nur applaudier­en. So geschehen im Fall der Wiener Staatsoper, die bekanntlic­h das 150-JahrJubilä­um der Eröffnung des Hauses am Ring beging und mit einem starbesetz­ten Jubiläumsk­onzert für eine Ringstraße­nsperre sorgte.

Partystimm­ung

Denn nach der musikalisc­h grandiosen, szenisch eher vernachläs­sigbaren Premiere der „Frau ohne Schatten“von Richard Strauss war auf dem Karajan-Platz vor der Oper Partystimm­ung angesagt. Absperrung­en allerorts, eine aufgebaute Bühne, eine riesige Videowall und Weltstars der Klassik im Dauereinsa­tz.

Und ja, es war ein Geschenk, dieses Jubiläumsk­onzert am Ring, das von ORF III live übertragen wurde, das auch die Dachterras­se der Oper und die Balkone des umliegende­n Hotel Bristol zu vokalen Spielplätz­en machte. Und selbst der launische Wettergott war – von ein paar Regentropf­en abgesehen – in Feierlaune.

Ebenso wie alle Protagonis­ten, die zu einem wahren Parforceri­tt durch die Operngesch­ichte antraten. Nina Stemme – eben noch eine gefeierte Färberin in der „Frau ohne Schatten“– eröffnete den Reigen mit der „Hallenarie“aus Wagners „Tannhäuser“und betörte mit ihren Kolleginne­n Stephanie Houtzeel und Chen Reiss auch mit dem Schluss-Terzett aus dem „Rosenkaval­ier“. Camilla Nylund – in der „Frau ohne Schatten“eine Kaiserin von Weltformat – berührte mit der Arie „Glück, das mir verblieb“aus Erich Wolfgang Korngolds „Toter Stadt“.

Tomasz Konieczny erinnerte mit Beethovens „Fidelio“an die heute immer wichtiger werdenden Werte des Humanismus; für düstere, aber herrliche Klänge war Jongmin Park bei Verdis „Macbeth“aufgeboten. Olga Bezsmertna sang Mozart; als eine Art „Gute-Laune-Bär“erwies sich Erwin Schrott mit Valentina Nafornita bei Mozarts „Don Giovanni“. Nafornita besang auf der Dachterras­se des Hauses später auch den Mond – dank Dvorák.

Benjamin Bernheim als leidender Werther (der von Massenet), Günther Groissböck (auf einem Balkon des Bristol) als nobler Inbegriff von Tschaikows­kys Fürst Gremin aus „Eugen Onegin“und der wunderbare Ferruccio Furlanetto mit „Otu Palermo“aus Verdis „Sizilianis­cher Vesper“– sie alle brillierte­n.

Liebesküss­e

Eine Show der Extraklass­e lieferte Startenor Roberto Alagna ab, der mit seiner Ehefrau Aleksandra Kurzak bei einem Duett aus Verdis „Otello“mit dem leidenscha­ftlichen Küssen gar nicht mehr auf hören wollte. Musste er aber, denn auch die große Arie des Éléazar aus Halévys „La Juive“wollte gesungen werden; Kurzak war bei Gounod im Einsatz. Und die hochschwan­gere Sonya Yoncheva läutete mit Puccinis „Butterf ly“das Finale ein. Dirigent Marco Armiliato, der Chor des Hauses sowie alle Solistinne­n und Solisten ließen mit dem Brindisi aus Verdis „La Traviata“das Haus hochleben. Auch dafür danke!

 ??  ?? Beeindruck­ende Kulisse: Sopranisti­n Valentina Nafornita besang von der Dachterras­se der Wiener Staatsoper auch den Mond
Beeindruck­ende Kulisse: Sopranisti­n Valentina Nafornita besang von der Dachterras­se der Wiener Staatsoper auch den Mond
 ??  ?? Grandioses Finale: Mit dem „Brindisi“aus Verdis „La Traviata“endete das starbesetz­te Opernfest
Grandioses Finale: Mit dem „Brindisi“aus Verdis „La Traviata“endete das starbesetz­te Opernfest

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