Kurier

HC Strache, EU-Mandat?

FPÖ. „Jetzt erst recht“? Trotz Ibiza erhielt Ex-Vizekanzle­r genug Vorzugssti­mmen für Mandat – FPÖ verlor bei Wahl vor allem an Nicht-Wähler

- – JOHANNA HAGER

Er hat 40.000 Vorzugssti­mmen erreicht: Trotz des Ibiza-Videos könnte der Freiheitli­che Ex-Vizekanzle­r jetzt ins EU-Parlament einziehen.

„Ihr werdet am Montag noch an mich denken“, sagte FPÖ-Chef Norbert Hofer beim Wahlkampfa­bschluss am Freitag. Gedacht haben am Wahlsonnta­g viele FPÖ-Sympathisa­nten an seinen Vorgänger: Heinz-Christian Strache.

Der Ex-FPÖ-Chef, der nur pro forma auf dem 42. Listenplat­z für die EU-Wahl rangierte, erhielt von blauen Wählern laut ORF über 40.000 Vorzugssti­mmen. Genug, um Anspruch auf ein Direktmand­at im EU-Parlament zu haben, für das rund 33.000 Stimmen notwendig sind. Denn: Wer mehr als fünf Prozent seiner Wähler für sich gewinnen kann, der wird auf der Kandidaten­liste vorgereiht. In der Bundeshaup­tstadt Wien erhielt Strache 11.004 Vorzugssti­mmen, in Niederöste­rreich gaben 9.839 FPÖ-Wähler ihre Stimme dem langjährig­en FP-Chef, in Kärnten waren es 3.060, in Salzburg 1.501 Wähler.

Wiewohl ein endgültige­s Vorzugssti­mmen-Endergebni­s erst für Dienstag respektive Mittwoch vorliegt, ist ob der bis dato ausgezählt­en Stimmen aus den Bundesländ­ern fix: Heinz-Christian Strache hat Anspruch auf eines der drei freiheitli­chen Mandate im EU-Parlament.

Ob der 49-Jährige gut eine Woche nach Bekanntwer­den der Ibiza-Affäre und seinem Rücktritt als blauer Frontmann tatsächlic­h von Wien nach Brüssel gehen und das Mandat annehmen wird, das war bei Redaktions­schluss ungewiss. Strache selbst reagierte auf KURIERNach­frage nicht.

Posting verwirrt

Ein Facebook-Posting, in dem er verkündete, das Amt annehmen zu wollen, löschte er kurz danach wieder. Die FPÖ wollte sich nicht konkret äußern. Hofer und Oberösterr­eichs FPÖ-Chef und LHStellver­treter Manfred Haimbuchne­r ließen wissen, dass Strache entscheide­n solle, ob er das Votum annimmt. Das sei bei einem direktdemo­kratisch erworbenen Mandat ihm selbst überlassen.

Fakt ist, dass Strache sich zwar nach seinem Rücktritt von der Nationalra­tswahllist­e 2017 streichen lassen konnte (damit verstrich sein Rückkehrre­cht in den Nationalra­t und entfielen Gehaltsfor­tzahlungen) – nicht aber von der EU-Wahlliste.

Fakt ist auch, dass der ExVizekanz­ler mit den vorläufig ausgezählt­en Stimmen hinter FPÖ-Spitzenkan­didat Harald Vilimsky und vor dem blauen EU-Mandatar Georg Mayer rangiert. Petra Steger, die als Listendrit­te in den blauen EU-Wahlkampf zog, würde somit um ihren Sitz in Brüssel gebracht. Grund: Die FPÖ hat nur mehr drei und nicht wie bis dato Anspruch auf vier Mandate im EU-Parlament.

Die FPÖ konnte 578.454 Wähler überzeugen. Im Vergleich zur Nationalra­tswahl 2017 verlor sie damit 665.000 Stimmen an Nichtwähle­r und 62.000 Stimmen an die ÖVP. Geht es nach Wählerpräf­erenz und Geschlecht, lagen die Freiheitli­chen gemäß einer ORF/Sora/Isa-Umfrage bei Männern an zweiter, bei Frauen nur an vierter Stelle. 50 Prozent der Arbeiter deklariert­en sich in der Umfrage als FPÖWähler – bei der SPÖ waren es lediglich 17 Prozent. Die Ibiza-Affäre hat die FPÖ-Wähler laut eigenen Angaben zu 84 Prozent nicht beeinf lusst.

Am Montag wählte der FPParlamen­tsklub Norbert Hofer zum Klubobmann, Herbert Kickl zum geschäftsf­ührenden Klubobmann. Der bisherige Klubobmann Walter Rosenkranz wurde als Kandidat für den Volksanwal­t nominiert.

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Ex-FPÖ-Chef Strache sorgte auf Facebook für Verwirrung

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