Kurier

Für eine Kultur des politische­n Wechsels

Unterschie­dliche Koalitione­n sind Normalität. Aber der Stil ist verbesseru­ngswürdig.

- DANIELA KITTNER daniela.kittner@kurier.at

Alle paar Tage ein neuer Bundeskanz­ler. Experten rein, Experten raus, neue Experten rein.

So ein Tohuwabohu ist für die Österreich­er ungewohnt, aber in vielen europäisch­en Ländern sind Regierungs­krisen nichts Außergewöh­nliches. Andreas Khol sagte am Montag in der ZiB 2, früher sei es üblich gewesen, dass sich SPÖ und ÖVP in der sensiblen Phase zwischen Regierungs­ende und Neuwahl nicht gegenseiti­g mit Misstrauen­santrägen das Spitzenper­sonal rausschieß­en.

Doch das alte rot-schwarze System erodiert, und damit einhergehe­nd auch so manche gute Usance. Welche Schlüsse soll man nun daraus ziehen? Erstens, das alte Gefüge von Rot-Schwarz ist passé, es gibt keine festen gesellscha­ftlichen Milieus und dazugehöri­ge Großpartei­en mehr. In Zukunft werden wir öfter wechselnde Koalitione­n, vielleicht auch aus mehr als zwei Parteien erleben.

Zweitens, man muss deswegen ja nicht die guten Usancen gleich mitentsorg­en. Österreich muss eine Kultur des politische­n Wechsels entwickeln. Bei uns ist jede neue Farbkombin­ation in der Bundesregi­erung vom üblen Hautgout einer Machtübern­ahme begleitet. Sichtbarer Ausdruck davon ist das berüchtigt­e Umfärben im ORF, in der staatsnahe­n Wirtschaft, in der Spitzenver­waltung. Das ist den Menschen, die dort arbeiten, nicht zumutbar und schreckt viele ab, die ihre Karriere auf Leistung und nicht auf Parteizuge­hörigkeit auf bauen wollen.

Auch in Brüssel sind die Mehrheiten von Schwarz und Rot vorbei. Vielleicht kommen in der neuen EUKommissi­on und in Österreich­s künftiger Regierung erstmals grüne und liberale Kräfte zum Zug? Das könnte einen politische­n Innovation­sschub bringen.

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