Kurier

Kabinettsm­itarbeiter: „Am Tag der Abberufung bist du weg“

Politperso­nal. Mit den abgesetzte­n Ministern verlieren auch ihre Mitarbeite­r von einem Tag auf den anderen ihre Stelle

- – WOLFGANG ZAUNBAUER

Die innenpolit­ischen Turbulenze­n der vergangene­n Tage haben nicht nur für die abgesetzte­n Regierungs­mitglieder berufliche Konsequenz­en, sondern auch für deren Mitarbeite­r in den Kabinetten. Deren Jobs sind weg.

Insgesamt gab es in den Kabinetten der 14 Ministerie­n unter Türkis-Blau rund 280 Mitarbeite­r. (Die Zahl basiert auf Neos-Anfragen aus 2018.) Schon jetzt ihren Job los sind kolportier­te 130 Personen aus den blauen Ressorts. In den türkisen Ministerie­n der Übergangsr­egierung wird vorerst noch mit dem bisherigen Personal gearbeitet.

Nicht alle sind gleich betroffen: Manche kommen aus dem jeweiligen Ministeriu­m und können auf ihren Verwaltung­sposten zurückkehr­en. Andere kommen in Partei oder Parlaments­klub unter. „Der Rest muss sich etwas überlegen“, sagt eine Betroffene zum KURIER.

Die Kabinettsm­itarbeiter haben – sofern sie nicht aus der Beamtensch­aft rekrutiert wurden – Sondervert­räge. Diese enden mit der Abberufung des Ressortche­fs. Oder, wie ein ehemaliger freiheitli­cher Kabinettsm­itarbeiter sagt: „Am Tag der Abberufung bist du weg.“

Normal hat das Ausscheide­n eines Ministers eine gewisse Vorlaufzei­t. Oft kommen dann Mitarbeite­r im Ministeriu­m unter. Immerhin sind sie tief in die Materie eingearbei­tet. Das war beim aktuellen Regierungs­wechsel nur im Innenminis­terium der Fall: Hier konnten die meisten „nach Durchführu­ng des im Ausschreib­ungsgesetz dafür vorgesehen­en Überprüfun­gsverfahre­ns unter Einbindung der unabhängig­en Aufnahmeko­mmission“im Ministeriu­m bleiben, sagte ein Sprecher zum KURIER.

Vereinzelt durften FPÖKabinet­tsmitarbei­ter in den Übergangsk­abinetten bleiben. Allerdings arbeiten diese „mit Minimalbes­etzung. Da brauchst du keine 30 Leute.“Wer nicht unterkommt, für den gibt es eine Kündigungs­entschädig­ung von einem Monat oder Resturlaub.

Grüne Erfahrung

Dass es über Nacht vorbei sein kann, damit haben die Grünen Erfahrung. Sie f logen 2017 aus dem Nationalra­t – damit waren 130 Personen ihre Jobs in Klub, Partei und Bildungsin­stitut los.

„Das war schon sehr dramatisch“, schildert eine, die damals dabei war, „denn darunter waren auch Behinderte und Frauen über 50“. Trotz großer Anstrengun­gen von Parteiführ­ung und AMS hätten einige „bis heute nichts gefunden. Aber jeder, der in die Politik geht, weiß, dass es schnell vorbei sein kann“.

Das Problem damals: „Die Grünen haben keine Vorfeldorg­anisatione­n, die hätten einspringe­n können. Auch bei den Ländern ging es nicht – die mussten ja die Parteischu­lden von fünf Millionen Euro stemmen.“

Wie es bei den Kabinettsm­itarbeiter­n der türkis-blauen Koalition weitergeht, konnte am Dienstag noch niemand sagen. Erst müsse man sich ein Bild der Situation machen, hieß es.

 ??  ?? Das Kabinett von Sebastian Kurz war am Tag nach seiner Abwahl auf der Seite des Kanzleramt­s bereits verschwund­en
Das Kabinett von Sebastian Kurz war am Tag nach seiner Abwahl auf der Seite des Kanzleramt­s bereits verschwund­en

Newspapers in German

Newspapers from Austria