Kurier

SPÖ lässt Parteichef­in nicht im Regen stehen

Roter Wahlkampfs­tart. Kanzlerkan­didatin Rendi-Wagner soll es trotz schwierige­r Ausgangssi­tuation für die SPÖ richten.

- VON MICHAEL BACHNER

Einen Tag nach dem erfolgreic­hen Misstrauen­svotum gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz und sein Übergangsk­abinett hat auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner den Wahlkampf eröffnet und den Führungsan­spruch im Land gestellt. Sie wurde einstimmig zur SPÖ-Spitzenkan­didatin gekürt, auch ihr umstritten­er Bundesgesc­häftsführe­r Thomas Drozda erhielt das Vertrauen der Parteigran­den. Drozda bestritt, dass es hinter den verschloss­enen Türen eine Personaldi­skussion gegeben habe.

Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser, der vor den Sitzungen der Gremien am Dienstag noch gefordert hatte, dass sich „etwas ändern muss“, träumte hinterher davon, dass die SPÖ Nummer eins wird im September.

Zum KURIER sagte Kaiser: „Das mag als Traum erscheinen, aber Pamela RendiWagne­r als verkörpert­e Antithese zu Sebastian Kurz wird die erste Bundeskanz­lerin Österreich­s.“

Kaiser gibt als Devise aus: „Drei Monate Volldampf “und „Zusammenha­lt auch in schwierige­n Situatione­n“. Denn: Die SPÖ hat am Sonntag bei der EU-Wahl einerseits ihr bundesweit schlechtes­tes Ergebnis seit 1945 eingefahre­n. Anderersei­ts liegen die Parteifina­nzen im Argen und neben der Nationalra­tswahl kommen auch vier Landtagswa­hlen auf die SPÖ zu. Und die sind alles andere als „gmahde Wiesn“.

Sehnsucht nach Lercher

Angesichts dieser heiklen Mischung würde der aufmüpfige Tiroler Parteichef Georg Dornauer derzeit alles infrage stellen, wie er sagt. Er hält nichts davon, Rendi-Wagner oder Drozda auszutausc­hen, man müsste aber vielleicht „erfahrene Menschen rekrutiere­n“. Konkret nannte er den früheren Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher, ein an der Basis überaus beliebter und hemdsärmel­iger Steirer, der von Rendi-Wagner abgesetzt worden war.

Lerchers Nachfolger Drozda gibt sich trotzig und sagt beispielsw­eise, dass man ohnehin als fünftstärk­ste sozialdemo­kratische Partei in Europa bei der EUWahl abgeschnit­ten habe. Er will sich ein starkes Wahlkampft­eam zusammenst­ellen und mit Rendi-Wagner auf Österreich-Tour „durch alle Wahlkreise“gehen.

An Inhalten werden die Roten auf Anti-Korruption, leistbares Wohnen, Soziales und vor allem auch den Klimaschut­z setzen, sagt OÖLandespa­rteichefin Birgit Gerstorfer im Gespräch mit dem KURIER. Weiters sagt sie: „Die Zweifel an ihr werden großteils herbeigesc­hrieben. Pamela RendiWagne­r war im Herbst unsere Kandidatin, und sie ist es auch jetzt.“

Die Angesproch­ene wollte sich vor Journalist­en auf kein numerische­s Wahlziel festlegen. Sie sagt nur: „Wir gehen geschlosse­n und gestärkt in die Wahlausein­andersetzu­ng. Wir stehen für eine anderes Österreich, für Zusammenha­lt, Miteinande­r und den sozialen Ausgleich.“

Der solcherart angesproch­ene Sebastian Kurz wird der Hauptgegne­r der SPÖ, so viel ist klar. Der bisherige blaue Hauptgegne­r ist den Roten nach dem gemeinsame­n Misstrauen­santrag mit der FPÖ gegen Kurz und die Seinen zumindest kurzfristi­g abhandenge­kommen.

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Logischer Schritt: Die SPÖ hat Rendi-Wagner einstimmig zur Spitzenkan­didatin gewählt

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