Vergleich in Erl-Prozess
Gericht. Sängerin traf auf Ex-Chef Gustav Kuhn.
Diese Begegnung wurde mit Hochspannung erwartet: Erstmals traf Gustav Kuhn, Ex-Festspielleiter von Erl, am Dienstag in einem Verfahren vor dem Landesgericht Innsbruck auf eine jener Künstlerinnen, die ihn letztlich zu Fall gebracht hatten. Mezzosopranistin Julia Oesch hatte dem 72-Jährigen im Sommer 2018 mit vier Kolleginnen in einem offenen Brief „anhaltenden Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe“während ihrer früheren Engagements vorgeworfen.
Oesch wurde in der Folge von Kuhn geklagt. Allerdings nicht für den von ihr in einem ORF-Interview geäußerten Vorwurf eines „massiven sexuellen Übergriffs“, den es ihr gegenüber 1999 durch den Dirigenten gegeben haben soll. Unterlassung und Widerruf begehrte Kuhn vielmehr für die Behauptung, dass Oesch wegen der Weigerung sexueller Gefälligkeiten eine zugesagte Rolle entzogen worden sei.
Kämpferische Künstlerin
„Ich bin heute nach Innsbruck gekommen, weil mich der ehemalige Leiter der Tiroler Festspiele wegen Rufschädigung verklagt hat“, erklärte die Sängerin vor der Verhandlung in einer Stellungnahme vor Medienvertretern. „Das hindert mich aber nicht daran, weiter Stellung zu beziehen und meinen Beitrag zu leisten, um die Arbeitsbedingungen für Musiker und Musikerinnen zu verbessern“, sagte sie.
Im Gerichtssaal einigten sich beide Parteien dann aber rasch auf einen Vergleich, nachdem die Richterin vor einem langen Prozess gewarnt hatte. Oesch wird ihre Behauptung des vermeintlichen Rollenentzugs künftig unterlassen, aber nicht widerrufen. Der Vorwurf des Übergriffs steht ungeachtet dessen weiter im Raum.