Niederösterreich zieht den Stecker: Ab Herbst kein Strom mehr aus Kohlekraft
Niederösterreich legte unlängst seine Energiepläne bis 2030 dar. Die Kernpunkte: Klimaschutz, Energiesparen und sauberer Strom. Den Ankündigungen folgt jetzt ein gewichtiger Schritt: der Landesenergieversorger EVN verabschiedet sich vom Kohlestrom.
Die Kohleverstromung in Dürnrohr soll im Herbst eingestellt werden. Das Kraftwerk war seit 1986 Eckpfeiler der Versorgungssicherheit Ostösterreichs. Zu Spitzenzeiten war am Standort ein Jahresvorrat an Steinkohle gelagert. Seit Monaten wird nun die vorhandene Restkohle verstromt. Neue Lieferoptionen seien nicht mehr gezogen worden, heißt es.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner spricht von einem richtigen Schritt: „Weil die Stromerzeugung durch Kohle die CO -schäd2 lichste ist. Wir sind schon jetzt Vorreiter bei der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien. Jetzt geht es darum, den Kohleausstieg mit vereinten Kräften in ganz Europa voranzutreiben.“
Der Ausstieg aus der Kohleverstromung bringe große Herausforderungen für die heimische Versorgungssicherheit mit sich. Deshalb soll die Region Dürnrohr „als wichtiger innovativer Energiestandort“weiterentwickelt werden. Schon jetzt nutzt die EVN 500.000 Tonnen Haus- und Gewerbemüll pro Jahr als Brennstoff zur Strom- und Wärmeerzeugung. Aus dem Müll wird Strom für 170.000 Haushalte und Fernwärme für die Landeshauptstadt St. Pölten erzeugt. Auch Industriebetriebe werden von Dürnrohr aus mit Energie versorgt.
Klärschlamm
Künftig soll dort auch Klärschlamm einer sinnvollen Verwertung zugeführt und zur Strom- und Wärmeerzeugung verwendet werden. Zusätzlich ist von der EVN eine großen FotovoltaikAnlage am Standort geplant. In nächster Zeit sollen mehr als 20 Millionen Euro in Dürnrohr investiert werden.
Österreich erzeugt derzeit rund 350 Megawatt Strom im Kohlekraftwerk Dürnrohr und 250 Megawatt im Kraftwerk Mellach, Steiermark. Der CO -Ausstoß in beiden Kraftwerken liegt bei bis zu zwei Millionen Tonnen pro Jahr.
Im Jahr 2015 gingen 18 Prozent der gesamteuropäischen CO -Emissionen von den (damals) 284 Kohlekraftwerken aus.
Heute erzeugen noch 24 von 28 EU-Ländern Strom aus Kohlekraft, 260 Kohlekraftwerke sind nach wie vor in Betrieb. Übrigens erzeugen 14 von 28 EU-Staaten Strom aus Atomkraft. Leuchtende Beispiele wie Lettland, Luxemburg, Malta oder Zypern verzichten sowohl auf eigene Atom- als auch auf Kohlekraftwerke, sind aber deutlich kleinere Volkswirtschaften als Österreich. Unter der österreichischen Ratspräsidentschaft wurde beschlossen, dass die Mitgliedsstaaten Kohlekraftwerke ab 2025 nicht mehr mit Beihilfen subventionieren dürfen.