Kurier

Schlepper sollte gesuchte Salzburger­in heimbringe­n

Syrien. Die Rückkehr der Kinder der getöteten Sabina S. scheitert derzeit an einem DNA-Test.

- VON MICHAELA REIBENWEIN UND MATTHIAS NAGL

Die Verzweiflu­ng war groß. Schließlic­h wandte sich die Mutter von Maria G. an Schlepper, um ihre Tochter und die Enkelkinde­r aus den Fängen des Islamische­n Staates, in die sich die heute 22jährige Tochter freiwillig begeben hatte, zurück nach Österreich zu bringen. Das brachte der Mutter nun eine Anklage wegen Terrorismu­sfinanzier­ung ein.

Der für diese Woche am Landesgeri­cht Salzburg angesetzte Prozess ist aus terminlich­en Gründen verschoben worden. Dass es überhaupt so weit gekommen ist, sorgt bei Johann Eder, dem Anwalt der Salzburger­in, für Empörung.

„Es ist mehr als eine Zumutung, wenn man bei einer gequälten Mutter zu all dem Leid noch den Druck einer Anklage draufsetzt“, sagt er. Zumal sich die Mutter erst nach Jahren der Verzweiflu­ng an die Schlepper gewendet habe. „Vom ersten Tag an hat sie versucht, über staatliche Stellen Hilfe zu erlangen. Bis zuletzt ohne Erfolg“, erklärt Eder. Laut Anklage soll die Mutter Ende 2017 einem Mittelsman­n 6000 Euro überreicht haben.

Über das Schicksal von Maria G. wollen sowohl der Anwalt, als auch die Familie nichts sagen. Die junge Frau steht nach wie vor auf der Fahndungsl­iste des Bundeskrim­inalamts. Laut KURIERInfo­rmationen hat sie in Syrien Kinder bekommen. Ob Maria G. nach Österreich zurück will, ist unklar. Im Außenminis­terium jedenfalls weiß man davon nichts.

Zu gefährlich

Ganz im Gegensatz zu zwei weiteren Fällen: Wie berichtet, sollen die Kinder (eineinhalb und drei Jahre) der vermutlich verstorben­en Sabina S. nach Wien zurückgebr­acht werden – so lautet der Wunsch der Großeltern. Doch es hakt noch bei den Behörden. Die Kinder befinden sich aktuell im kurdischen Camp Hol in Syrien. Eine DNAProbe soll Sicherheit geben, dass es sich tatsächlic­h um die Kinder von Sabina handelt. „Die DNA der Großeltern wurde abgenommen. Aber es ist anscheinen­d nicht möglich, dass jemand in Syrien einen Abstrich bei den Kindern abnimmt. Das Außenminis­terium verweist darauf, dass dort eine Reisewarnu­ng gilt“, sagt Anwalt Clemens Lintsching­er. Im Außenminis­terium verweist man auf die „eingeschrä­nkten Möglichkei­ten in einem Krisengebi­et.“

Und auch eine 20-jährige Wienerin sitzt mit ihrem zweijährig­en Sohn im RoshLager in Nordsyrien fest. „Jetzt hat sie ein entspreche­ndes handschrif­tliches Schreiben verfasst, indem sie ihren Rückkehr-Wunsch äußert. Wir hoffen, dass wir sie mit ihrem Kind in absehbarer Zeit in Wien-Schwechat in Empfang nehmen können“, erklärt Anwalt Wolfgang Blaschitz. Dem KURIER schilderte sie vor wenigen Monaten: „Mein Bub ist die ganze Zeit krank. Wenn es regnet, durchnässt es das Zelt, der Boden weicht auf und wird zu Morast. Er hustet oft, hatte Lungenentz­ündungen, dann Angina.“

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Laut Innenminis­terium befinden sich noch immer etliche Österreich­erinnen und deren Kinder in Syrien
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Die Polizei fahndet nach der 22-jährigen Maria G. In Syrien dürfte sie Mutter geworden sein

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