Digitalradio ab sofort in Österreich verfügbar
DAB+. Der digitale Radiostandard ist in weiten Teilen des Landes gestartet. Trotz besserer Tonqualität gibt es auch einige Nachteile.
Seit Dienstag sind in Wien, in Teilen von Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Oberösterreich die neuen Digitalradio-Sender empfangbar. Ausgestrahlt werden 16 Sender über DAB+, was für Digital Audio Broadcasting steht. Die Vorteile von DAB+ seien vielfältig, hieß bei der Pressekonferenz. Durch DAB+ werde die kostenlose Radio-Versorgung in Österreich erweitert. In den einzelnen Regionen haben Radiohörer nun mehr Programmauswahl. Außerdem gestalte sich die Sendersuche einfacher als bei herkömmlichen UKWGeräten. DAB+ ermöglicht außerdem das Anzeigen von Zusatzinformationen amDisplay, etwa Songtitel und Interpret. Auch die Tonqualität sei besser.
Wer die digital ausgestrahlten Sender empfangen will, benötigt ein kompatibles Empfangsgerät. Mit UKWRadios können die neuen Sender nicht empfangen werden. DAB+-taugliche Geräte gibt es in allen Formen und Preiskategorien. Der Empfang der digitalen Sender selbst ist kostenlos.
Auch Nachteile
Die Tonqualität ist aber nicht automatisch besser, als bei UKW-Radio. Das liegt daran, dass aus Kostengründen kleine Sender häufig mit geringen Datenraten senden. Zwar gibt es keine rauschenden Störgeräusche, aber Nutzer könnten trotzdem das Gefühl haben, dass das digitale Radio schlechter klingt.
Dass es bei DAB+ kein Rauschen und Lauter- und Leiserwerden gibt, liegt daran, dass es digital ist. Das heißt: Entweder es geht, oder es geht gar nicht, dazwischen gibt es nichts. Sinkt die Empfangsstärke unter einem bestimmten Schwellenwert, ist das Radio stumm, findet Sender nicht mehr oder hat Aussetzer.
Gerade zum Sendestart kann das in Innenräumen verstärkt auftreten. Die Sendeinfrastruktur ist noch nicht voll ausgebaut, und die DAB+-Signale durchdringen Wände schlechter als die UKW-Signale. Außerdem können verschiedene Elektrogeräte den Empfang stören. Dazu gehören Haushaltsgeräte mit Elektromotoren wie Kühlschränke, Waschmaschinen und Wäschetrockner sowie LED-Beleuchtungen. Ebenfalls mögliche Störfaktoren: Schlechtwetter und Baustellen.
Senderauswahl
Zum Start stehen unter anderem Radio Arabella, Arabella Relax, Radio Energy, Rock Antenne, Radio 88.6 und Mein Kinderradio zur Verfügung. Die verfügbaren DAB+-Sender sollen laufend erweitert werden. Nicht hinzukommen werden einige der großen Sender wie etwa KroneHit, Ö1, Ö3, FM4 und die ORF-Regionalradios. Weil ORF und KroneHit bereits ein österreichweites UKW-Netz haben, macht es für sie wenig Sinn, ebenfalls in DAB+zu senden.
Kein Internet nötig
Wie beim herkömmlichen UKW-Radio ist keine Internetanbindung zum Empfang nötig. DAB+ ist zwar digital, aber keine Streaming-Lösung. Der große Vorteil des Digitalradios ist, dass bis zu 18 Audioprogramme pro Sendestation ausgestrahlt werden. Bei UKW ist pro Programm eine Sendestation nötig. Das ist auch der Grund, warum es wesentlich teurer ist, einen UKW-Radiosender zu betreiben als einen DAB+Sender.
Zukunft des Radios
Die EU hat derzeit nicht vor, UKW abzuschalten. Das EUParlament hat lediglich beschlossen, das Neuwagen künftig mit DAB+-Radios ausgestattet sein müssen.
Während etwa in Nachbarländern und anderen europäischen Staaten DAB+ bereits etabliert und weit verbreitet ist, ist Österreich diesbezüglich noch ein regelrechtes Entwicklungsland.
Norwegen hat bereits seine UKW-Sender abgeschaltet. In der Schweiz sollen ab 2020 erste UKW-Sender eingestellt werden. Hierzulande ist davon auszugehen, dass der ORF, der 60,5 Prozent Marktanteil mit seinen Radio-Programmen hat, ein UKW-Ende möglichst lange hinauszögern wird. Denn der endgültige Umstieg auf DAB+ würde dem ORF auf einen Schlag massenhaft neue Konkurrenten bringen. Der ORF sagt dazu außerdem in einer Stellungnahme: „Aus Sicht des ORF ist DAB+ ein veralteter Standard. Die Zukunft der Radionutzung liegt im StreamingBereich.“