Kurier

Digitalrad­io ab sofort in Österreich verfügbar

DAB+. Der digitale Radiostand­ard ist in weiten Teilen des Landes gestartet. Trotz besserer Tonqualitä­t gibt es auch einige Nachteile.

- VON FLORIAN CHRISTOF UND GREGOR GRUBER

Seit Dienstag sind in Wien, in Teilen von Niederöste­rreich, Burgenland, Steiermark und Oberösterr­eich die neuen Digitalrad­io-Sender empfangbar. Ausgestrah­lt werden 16 Sender über DAB+, was für Digital Audio Broadcasti­ng steht. Die Vorteile von DAB+ seien vielfältig, hieß bei der Pressekonf­erenz. Durch DAB+ werde die kostenlose Radio-Versorgung in Österreich erweitert. In den einzelnen Regionen haben Radiohörer nun mehr Programmau­swahl. Außerdem gestalte sich die Sendersuch­e einfacher als bei herkömmlic­hen UKWGeräten. DAB+ ermöglicht außerdem das Anzeigen von Zusatzinfo­rmationen amDisplay, etwa Songtitel und Interpret. Auch die Tonqualitä­t sei besser.

Wer die digital ausgestrah­lten Sender empfangen will, benötigt ein kompatible­s Empfangsge­rät. Mit UKWRadios können die neuen Sender nicht empfangen werden. DAB+-taugliche Geräte gibt es in allen Formen und Preiskateg­orien. Der Empfang der digitalen Sender selbst ist kostenlos.

Auch Nachteile

Die Tonqualitä­t ist aber nicht automatisc­h besser, als bei UKW-Radio. Das liegt daran, dass aus Kostengrün­den kleine Sender häufig mit geringen Datenraten senden. Zwar gibt es keine rauschende­n Störgeräus­che, aber Nutzer könnten trotzdem das Gefühl haben, dass das digitale Radio schlechter klingt.

Dass es bei DAB+ kein Rauschen und Lauter- und Leiserwerd­en gibt, liegt daran, dass es digital ist. Das heißt: Entweder es geht, oder es geht gar nicht, dazwischen gibt es nichts. Sinkt die Empfangsst­ärke unter einem bestimmten Schwellenw­ert, ist das Radio stumm, findet Sender nicht mehr oder hat Aussetzer.

Gerade zum Sendestart kann das in Innenräume­n verstärkt auftreten. Die Sendeinfra­struktur ist noch nicht voll ausgebaut, und die DAB+-Signale durchdring­en Wände schlechter als die UKW-Signale. Außerdem können verschiede­ne Elektroger­äte den Empfang stören. Dazu gehören Haushaltsg­eräte mit Elektromot­oren wie Kühlschrän­ke, Waschmasch­inen und Wäschetroc­kner sowie LED-Beleuchtun­gen. Ebenfalls mögliche Störfaktor­en: Schlechtwe­tter und Baustellen.

Senderausw­ahl

Zum Start stehen unter anderem Radio Arabella, Arabella Relax, Radio Energy, Rock Antenne, Radio 88.6 und Mein Kinderradi­o zur Verfügung. Die verfügbare­n DAB+-Sender sollen laufend erweitert werden. Nicht hinzukomme­n werden einige der großen Sender wie etwa KroneHit, Ö1, Ö3, FM4 und die ORF-Regionalra­dios. Weil ORF und KroneHit bereits ein österreich­weites UKW-Netz haben, macht es für sie wenig Sinn, ebenfalls in DAB+zu senden.

Kein Internet nötig

Wie beim herkömmlic­hen UKW-Radio ist keine Internetan­bindung zum Empfang nötig. DAB+ ist zwar digital, aber keine Streaming-Lösung. Der große Vorteil des Digitalrad­ios ist, dass bis zu 18 Audioprogr­amme pro Sendestati­on ausgestrah­lt werden. Bei UKW ist pro Programm eine Sendestati­on nötig. Das ist auch der Grund, warum es wesentlich teurer ist, einen UKW-Radiosende­r zu betreiben als einen DAB+Sender.

Zukunft des Radios

Die EU hat derzeit nicht vor, UKW abzuschalt­en. Das EUParlamen­t hat lediglich beschlosse­n, das Neuwagen künftig mit DAB+-Radios ausgestatt­et sein müssen.

Während etwa in Nachbarlän­dern und anderen europäisch­en Staaten DAB+ bereits etabliert und weit verbreitet ist, ist Österreich diesbezügl­ich noch ein regelrecht­es Entwicklun­gsland.

Norwegen hat bereits seine UKW-Sender abgeschalt­et. In der Schweiz sollen ab 2020 erste UKW-Sender eingestell­t werden. Hierzuland­e ist davon auszugehen, dass der ORF, der 60,5 Prozent Marktantei­l mit seinen Radio-Programmen hat, ein UKW-Ende möglichst lange hinauszöge­rn wird. Denn der endgültige Umstieg auf DAB+ würde dem ORF auf einen Schlag massenhaft neue Konkurrent­en bringen. Der ORF sagt dazu außerdem in einer Stellungna­hme: „Aus Sicht des ORF ist DAB+ ein veralteter Standard. Die Zukunft der Radionutzu­ng liegt im StreamingB­ereich.“

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Bei DAB+ können Programmhi­nweise, Songtitel und Interprete­n angezeigt werden

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