Kurier

Rapid-Fans auf der Anklageban­k

Prozess. „Fans“verletzten Ordner und Polizisten: Drei Männer verurteilt; nicht rechtskräf­tig.

- VON MICHAELA REIBENWEIN

Prozess. Nach Niederlage gegen Erzrivalen Austria stürmten Anhänger aufs Feld und schlugen zu.

Die vier Männer, die Mittwochvo­rmittag im Landesgeri­cht Wien nebeneinan­der Platz nehmen müssen, kennen einander nicht. Doch sie haben eine gemeinsame Leidenscha­ft: Rapid Wien. Am 16. September des Vorjahres allerdings kippte beim Derby im Allianz-Stadion die Stimmung. Hausherr Rapid musste gegen den Erzrivalen Austria eine 0:1-Pleite hinnehmen, die Fans waren nach Schlusspfi­ff außer sich.

Einige drückten ein Tor auf und stürmten den Platz. Sie liefen wie von Sinnen zum Austria-Sektor, schmissen einen Bengalen in Richtung der Fans und verprügelt­en Ordner und Polizisten, die sie daran hindern wollten. 20 bis 25 Männer waren beteiligt, etliche konnten dank Videos ausgeforsc­ht werden. Doch das war gar nicht selbstvers­tändlich: „Der Präsident des SK Rapid (Michael Krammer, Anm.) wollte die Videos nicht der Polizei geben. Die hat sie erst auf Anordnung der Staatsanwa­ltschaft erhalten“, stellt der Richter beim Prozess fest.

Aufgeheizt

Und auch weitere Aussagen lassen auf horchen. Der junge Mitarbeite­r von Rapid Wien, der die Videos schließlic­h ausgewerte­t hat, entschuldi­gt sich ungefragt mehrmals für den Fall, dass er Fehler gemacht hat. Und der Fan-Beauftragt­e von Rapid (ein Polizist) sieht Verfehlung­en beim Kollegen, der die Austria betreut: „Wir haben versucht, zu deeskalier­en. Dann hat sich der Beamte von der Austria bemüßigt gefühlt, das Pfefferspr­ay rauszuhole­n. Das hat die Stimmung noch einmal aufgeheizt.“

Der angesproch­ene Polizist schildert das Szenario so: „Nach dem Spiel sind vermummte Rapid-Fans auf uns zugelaufen. Als ein paar Leute eine Rauferei mit den Ordnern begonnen haben und drei, vier Leute auf einen eingeschla­gen haben, habe ich das Pfefferspr­ay rausgeholt und gesprüht.“Dann hätten sich drei, vier Fans vor ihm postiert und geschrien: „Komm her, Bullenschw­ein! Klären wir das mit den Fäusten! Scheiß Kieberer!“Schließlic­h rammte ihm ein Vermummter den Fuß in den Bauch.

Drei der vier Angeklagte­n geben zu, sich am Platzsturm beteiligt zu haben. „Ich hab’ sieben, acht Bier und einen halben Liter Wein getrunken. Ich hab’ mich einfach dazu verleiten lassen, mitzulaufe­n“, erklärt einer. Ein anderer erzählt: „Das Spiel war nicht gut, ich hab einen schlechten Tag gehabt und ein paar Bier zu viel.“Und der dritte, der es tatsächlic­h bis zum Austria-Sektor geschafft hatte und fast einen Fan vom Zaun gezogen hätte, sagt: „Die Austrianer haben provoziert, da habe ich mich hinreißen lassen.“Verletzen, so betonen sie alle, wollten sie niemanden.

Nur der vierte Angeklagte will den ganzen Rummel versäumt haben. „Ich war mit meiner Freundin im Stadion. Als das Ganze passiert ist, war ich auf dem Klo.“Videoaufna­hmen belasten ihn. Ein Mann mit ähnlichem Outfit soll einen Bengalen auf die Austrianer geschossen und den Polizisten getreten haben. Doch der Übeltäter auf Band ist vermummt. Im Zweifel spricht ihn der Richter deshalb frei.

Die anderen Angeklagte­n fassen zehn bzw. elf Monate bedingte Haft aus; nicht rechtskräf­tig.

„Komm her, Bullenschw­ein! Klären wir das mit den Fäusten! Scheiß Kieberer!“Ein Polizist

schildert die Stimmung

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Vermummte Rapidler stürmten nach dem Derby zu den Austrianer­n und verletzten Ordner und Polizisten, die sich dazwischen stellten

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