Kurier

Wird Kickls Medienerla­ss bald aufgehoben?

Laut Insidern. Ressortche­f Ratz stoppt Zentralisi­erung der Pressestel­le / Ex-Minister Kickl sieht Ibiza-Spur zur ÖVP

- – D. SCHREIBER, K. MÖCHEL

Stück für Stück nimmt der vor einer Woche angelobte ExpertenMi­nister Eckart Ratz die umstritten­sten Neuerungen seines Vorgängers, FPÖ-Innenminis­ter Herbert Kickl zurück. Nun stoppte der neue Ressortche­f der provisoris­chen Regierung die Auflösung der Pressestel­le des Bundeskrim­inalamts – und die Zentralisi­erung im Innenresso­rt.

Die vier Mitarbeite­r sind zurück übersiedel­t und machen wieder an ihrem angestammt­en Platz am Josef-Holaubek-Platz Dienst anstatt in der Herrengass­e. In der Kickl-Ära hatte es geheißen, dass deren Mitarbeit in einem zentralen „Newsroom“im Innenminis­terium dringend notwendig sei – diese Maßnahme habe keinen Zusammenha­ng mit der türkis-blauen „Message Control“. Ratz sieht dies offenbar anders und schickte die Beamten wieder dorthin, wo auch die 700 Mitarbeite­r sind, die sie als Sprecher zu betreuen haben.

Ausländer-Nennung

Das nächste Projekt dürfte jener Medienerla­ss sein, der im Vorjahr für Empörung sorgte. Der KURIER hatte im September aufgedeckt, dass darin drei „kritische Medien“genannt wurden, die nur noch spärlich mit Informatio­nen versorgt werden sollten. Darin war auch erstmals die Rede davon, dass bei Straftaten die Herkunft der Tatverdäch­tigen genannt werden solle. Am 1. Mai wurde der Erlass auch offiziell an alle Polizeidie­nststellen ausgeschic­kt.

Auf eine Neos-Anfrage heißt es, dass der Erlass evaluiert wird. Laut KURIER-Informatio­nen ist die Auf hebung im Innenresso­rt bereits beschlosse­ne Sache, offiziell wird das aber dementiert.

Das wäre die fünfte KicklMaßna­hme, die dessen Nachfolger auf hebt – darunter der 1,50Euro-Erlass für gemeinnütz­ig tätige Asylwerber sowie die Umbenennun­g der Erstaufnah­mezentren in „Ausreiseze­ntren“. Formell ist es auch Ratz, der die Last-Minute-Besetzung des Generaldir­ektors für die Öffentlich­e Sicherheit mit Peter Goldgruber nach zwei Tagen Amtszeit gestoppt hat. Das Schicksal des Ex-Generalsek­retärs ist unklar, laut Gesetz kann er sehr tief fallen – bis hinunter zu einem kleinen Beamten des Ministeriu­ms. Goldgruber­s alter Posten in der Wiener Polizei ist wieder besetzt. Er muss hoffen, dass ihm sein langjährig­er Weggefährt­e, Wiens Polizeiprä­sident Gerhard Pürstl, einen Job anbietet.

Ex-Innenminis­ter Kickl setzt indes seine Verbalangr­iffe auf ÖVP-Chef Sebastian Kurz und die Volksparte­i fort. „Sowohl was Herstellun­g als auch Verbreitun­g des Videos betrifft, könnten Spuren zur ÖVP führen“, sagte er der Tiroler Tageszeitu­ng über die Ibiza-Enthüllung­en. „Ein blauer Innenminis­ter, der auch in diese Richtung nachdenkt, musste deshalb verhindert werden.“Die ÖVP dementiert­e umgehend. „Kickls Verschwöru­ngstheorie­n werden immer absurder“, hieß es.

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