Kurier

Merkels Klima-Rat ringt vor allem mit dem Koalitions­klima

CO -Reduktion. Minister von SPD und Union arbeiten am Erreichen der Ziele – dabei haben sie aber vor allem mit Differenze­n zu kämpfen

- – STEFAN SCHOCHER

Es war im März, als Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) den Ministern für Verkehr (Andreas Scheuer, CSU), Inneres (Horst Seehofer, CSU), Finanzen (Olaf Scholz, SPD), Wirtschaft (Peter Altmaier, CDU) und Landwirtsc­haft (Julia Klöckner, CDU) Hausaufgab­en mit auf den Weg gab. Am Mittwoch beim Treffen des deutschen Klimakabin­etts war schließlic­h Abgabe – nach einem Wochenende, nach dem sowohl bei Union als auch SPD die Nerven blank liegen.

Bei der EU-Wahl vom Sonntag gab es nur einen Sieger: Die Grünen – während Union und SPD Verluste einfuhren. Und schließlic­h sind laut einer jüngsten Umfrage nur 14 Prozent der Deutschen der Meinung, dass die Bundesregi­erung in Sachen Klimaschut­z genug unternehme – während aber zwei Drittel der Befragten diesem Thema hohe Priorität geben.

Erfolgsdru­ck

Kanzlerin Angela Merkel leitete am Mittwoch dann auch die Sitzung. Schließlic­h stand der Klima-Ministerra­t unter Erfolgsdru­ck. Dabei sollten die Minister vor allem einmal darlegen, was ihre Ressorts zur Einhaltung der Klimaziele tun könnten: bis 2030 will Deutschlan­d 55 Prozent weniger Treibhausg­ase verursache­n als 1990.

Bisher lag nur ein Vorschlag von Fachminist­erin Schulze vor: Der sah Strafzahlu­ngen der Ministerie­n bei Nichteinha­ltung der Klimaziele vor – was die Union prompt ablehnte. Eine „offene Aussprache“sollte das Treffen am Mittwoch werden, so Schulze. Dabei war sie es, die am Montag ihr Klimaschut­zgesetz vorbei am Kanzleramt in die Abstimmung zwischen den Ressorts schleuste – was für Ärger sorgte.

Konkret sollten nun Lösungen für Verkehr, Wohnbau, Industrie und Landwirtsc­haft besprochen werden. Dabei gehen die Vorstellun­gen weit auseinande­r – selbst innerhalb der Parteien. Beispiel: Förderung für E-Autos. Scheuer (CSU) will billigere Autos fördern, um die Hersteller auf den Massenmark­t zu fokussiere­n. Innerhalb der Regierung ist das umstritten und vor allem aus der Union kommt Widerstand. Konkret von Altmaier (CDU), der geringere Förderunge­n favorisier­t. Unklar ist zudem, ob die Autoindust­rie mitzieht.

Altmaier wiederum dürfte mit einem wenig überrasche­nden Konvolut an Maßnahmen in die Sitzung gegangen seien (Klimavorga­ben für die Industrie) – die allesamt schon von anderen Regierunge­n beschlosse­n, jedoch nie umgesetzt wurden. Ähnlich wie in Seehofers Bereich (Wohnbau): Er sprach am Mittwoch mit einem Förderprog­ramm für die Gebäudedäm­mung vor – eine Maßnahme, an der sich bereits drei Bundesregi­erungen erfolglos die Zähne ausbissen.

Allerdings steht Deutschlan­d unter Erfolgsdru­ck: Laut Schulze könnten Deutschlan­d Versäumnis­se im Klimaschut­z ab 2022 teuer kommen. Denn sollten danach die Emissionen nicht deutlich sinken, könnte Berlin gezwungen sein, teure Emissionsr­echte zu erwerben.

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Aktion zum Start des Klima-Kabinetts vor dem Kanzleramt

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