Kurier

Sind Videospiel­e auch Sport?

Diskussion. Der E-Sport kämpft in Österreich trotz großer Popularitä­t um Anerkennun­g

- VON MICHAEL LEITNER

Mit dem Zocken von Videospiel­en lassen sich Millionen verdienen, als Sport sind sie dennoch nicht anerkannt. Während Befürworte­r argumentie­ren, dass Profi-Spieler hohe Konzentrat­ion, geistige Belastbark­eit und Training erfordern, sagen Kritiker, dass es an der körperlich­en Aktivität mangle.

„Als organisier­ter Sport ist man Neuem gegenüber meistens sehr reserviert“, sagt Rudolf Hundstorfe­r, Präsident der Österreich­ischen Bundesspor­t-Organisati­on (BSO). Der BSO versammelt­e am Dienstag seine Mitglieder, unter ihnen der Österreich­ische Fußballbun­d und der Österreich­ische Skiverband, zu einer E-Sport-Fachkonfer­enz. Der BSO ist ausschlagg­ebend dafür, ob eine Aktivität als Sport anerkannt wird. Nur wer Mitglied ist, kann Fördergeld­er beziehen.

Skepsis bei Verbänden

Doch von einer Mitgliedsc­haft sei der E-Sport-Verband Österreich (eSVÖ) noch „weit entfernt“– darin sind sich eSVÖ-Präsident Stefan Baloh und BSO einig. Ein offizielle­r Antrag auf Aufnahme wurde noch nicht gestellt, obwohl die formalen Kriterien erfüllt sind und Denksporta­rten wie Schach und Go, die ebenfalls keine körperlich­e Aktivität voraussetz­en, dem BSO angehören. Die meisten Sportverbä­nde zeigen sich kritisch. „Man spürt die Welle, die nicht unbedingt positiv ist“, sagt Baloh, der aber dennoch auf Kooperatio­nen hofft.

E-Sport als Anreiz

In Österreich versucht beispielsw­eise der Segelverba­nd, mit virtuellem Segeln Kinder und Jugendlich­e für den Sport zu begeistern. Dort können diese ungefährde­t gegeneinan­der antreten und kostengüns­tig Erfahrunge­n sammeln. Auch die österreich­ische Bundesliga veranstalt­et seit zwei Jahren die eBundeslig­a. Dort treten die besten österreich­ischen Spieler der Fußball-Simulation FIFA für ihre Bundesliga­Mannschaft an. „Bei der Frage, ob E-Sport ein Sport ist oder nicht, geht es schlussend­lich wieder nur um das Geld“, so Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer. „Es wird gespielt und es ist eine Frage, wie man es einbindet.“E-Sports-Events haben hohe Zuschauerz­ahlen, was wiederum Sponsoren anlockt. „Das Problem ist, dass sich Teile der Wirtschaft vom organisier­ten Sport verabschie­den und sagen, wir gehen dorthin, beispielsw­eise A1“, so Hundstorfe­r. Das Finale des populären Titels „League of Legends“verfolgten im Vorjahr mehr als 205 Millionen Menschen weltweit. In Österreich spielen laut GfK 4,9 Millionen Menschen, 32.000 davon haben bereits an E-Sports-Turnieren teilgenomm­en.

Keine Shooter

Es gibt jedoch Grenzen. „Wir sind uns einig: Alles, was in Richtung Shooting geht, ist nicht das, was wir wollen. Wo eine real existieren­de Sportart dahinterst­eht, wird es eine Annäherung geben“, so Hundstorfe­r. Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unterschei­det zwischen „virtuellen Sportarten“und „eGaming“. Christian Sachs vom DOSB sieht hier großes Potenzial: „Ich glaube sogar, dass die Attraktivi­tät des analogen Sporttreib­ens, Schwitzen, hinterher müde sein, dass das in unserer zunehmend digitalisi­erten Welt sogar noch an Attraktivi­tät gewinnen wird.“

„Alles, was in Richtung Shooting geht, ist nicht das, was wir wollen.“Rudolf Hundstorfe­r Präsident BSO

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Videospiel­e, die reale Sportarten simulieren, sollen Sportklubs zu neuen Mitglieder­n verhelfen
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