Therapien werden immer besser
Neurologie. Ärzte warnen, dass künftige Präparate nicht bezahlt werden
Multiple Sklerose ist eine chronisch entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark). Dabei greifen körpereigene Abwehrzellen die Fortsätze der Nervenzellen an. Die Ursache ist nicht eindeutig geklärt: Genetische Faktoren spielen eine Rolle (MS ist aber keine Erbkrankheit), ebenso gibt es Hinweise, dass bestimmte Infektionen (zum Beispiel mit dem Epstein Barr Virus) beteiligt sein können.
„Bei etwa 85 bis 90 Prozent der Betroffenen beginnt die Krankheit mit einem schubförmigen Verlauf “, sagt der Salzburger Neurologe Eugen Trinka, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie (ÖGN). „Speziell bei frühen und schubförmigen Krankheitsverläufen kann heute eine wirksame Kontrolle der Krankheitsaktivität erreicht werden.“
Viele Erfolge
Obwohl MS derzeit nicht geheilt werden kann, wurden in der Therapie in den vergangenen Jahren viele Erfolge erzielt. Eine wirksame Behandlung in den ersten Krankheitsphasen könne die gefürchtete Invalidität verhindern, betont der Wiener Neurologe Thomas Berger, Koordinator für MS in der ÖGN. „Und sie ist außerdem gesundheits- und gesamtökonomisch sinnvoll, weil Folgekosten der Krankheit vermieden oder verringert werden können.“Doch weitere Therapieerfolge könnten gefährdet sein.
„Wir stehen insgesamt vor dem Problem, dass es in Österreich Anzeichen gibt, dass künftig manche innovativen Medikamente zwar zugelassen sein werden, aber nicht kostenerstattet werden“, sagt Berger. Die Kassen würden die Kosten dann nur in Einzelfällen übernehmen.
Das bedeute nicht nur, dass MS-Betroffene von der Möglichkeit neuer Therapien ausgeschlossen werden. Österreich werde auch als Forschungsstandort international zunehmend ins Hintertreffen gerate – etwa, weil heimische MS-Zentren nicht mehr zu internationalen Studien eingeladen würden.