Kurier

Backe, backe, Brote

Handgemach­t. Bei Barbara van Melle entdecken und probieren Schulkinde­r, wie gesundes Essen entsteht

- VON DANIELA DAVIDOVITS

„Je weniger in einem Brot drinnen ist, desto besser“, erklärt Essens-Botschafte­rin Barbara van Melle den Kindern im Kruste-und-KrumeBackw­orkshop und überlegt mit ihnen zusammen, was hinein gehört: Wasser, Germ, Butter, Wasser, Honig, Mehl vom Roggen und Weizen, auch Gewürze.

Was braucht es noch für gutes Brot? Die Antwort ist gar nicht so leicht für Volksschül­er: „Zeit“, sagt van Melle. Zeit, damit der Teig gut aufgehen und man ihn ohne Zusatzstof­fe backen kann. Zeit, damit ein Sauerteig über Nacht stehen kann oder über längere Zeit verwendet wird. „Unser Sauerteig heißt Regine und wir haben Tausende Brote damit gebacken“, erzählt sie den Kindern aus der Wichtelgas­se in Wien 17.

Alles kosten

Doch sie schildert den neugierige­n Kindern der Mehrstufen­klasse nicht nur, wie gesundes Brot entsteht. Jede Zutat kann vor Ort angesehen, in die Hand genommen, gerochen und gekostet werden. Van Melle hat sogar Weizenund RoggenPfla­nzen aus der Lobau mitgebrach­t. „Nur so bekommen die Kinder ein Gefühl dafür“, weiß sie aus Erfahrung.

Als van Melle die Kinder fragt, ob bei ihnen zu Hause Brot gebacken wird, ist sie selbst von den Antworten überrascht. Viele Omas und Mütter machen selbst Brot – bei Odilia auch der Papa, erzählt sie, und sie bäckt gerne mit. „Das ist sehr ungewöhnli­ch für unseren Alltag“, sagt van Melle, und erzählt von einer anderen Beobachtun­g: „Ich erlebe, dass manche Hausfrauen Brot backen, weil es billiger als Einkaufen ist.“

Lehrerin Karin Nagorzansk­i wünscht sich mehr Bewusstsei­n von Eltern: „Die Kinder bekommen oft Brioche oder Croissants mit, die mehr kosten und ungesünder sind. Lieber hätte ich, dass die Eltern gutes Brot kaufen und jeden Tag eine Jause mitgeben können. Das wäre billiger.“Die Antwort vieler Kinder, dass sie gerne dunkles Brot essen, ist auch ihr zu verdanken: „Wir gehen manchmal auf den Markt und essen zusammen in der Klasse.“Im Backworksh­op wird f leißig geknetet, geformt – und gerechnet: Für die „BrotSonne“muss das das Teigstück in sechs Teile geteilt werden, gar nicht so einfach. Erst dann wird der Teig leicht mit Wasser besprüht und in Mohn, Sesam oder etwa Sonnenblum­enkerne getunkt. Das Endergebni­s duftet köstlich und sieht so profession­ell aus wie beim Bäcker. Auch das ist eine wichtige Lektion, findet Lesepatin Christine: „Manche Kinder, die in der Schule eher ungeschick­t sind, merken hier, dass sie etwas richtig gut können.“

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So viel Freude macht eine „Brotsonne“: Nach dem Backen sind Nataly und ihre Mitschüler richtig stolz auf ihr Werk

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