Wer verdiente am Familienfest der ÖVP?
Schlagabtausch. Laut Pilz schnitt Kurz-Intimus an Kosten mit. Ministerium: Kein Auftrag von uns
Wenige Tage bevor die türkisblaue Koalition platzte, feierte am 1. Mai das Nachhaltigkeitsministerium ein Familienfest in Schönbrunn mit rund 15.000 Besuchern.
Der damalige Bundeskanzler Sebastian Kurz trat auf, ebenso Umweltministerin Elisabeth Köstinger und EU-Kandidatin Karoline Edtstadler (allesamt ÖVP).
Kostenpunkt für das aufwendige Fest: stolze 230.000 Euro. 180.000 Euro kamen von den Bundesgärten, der Rest aus dem Ministerium.
Moderator der Veranstaltung war ein gewisser Florian K., (übrigens ein ÖVP-Gemeinderat), der 50-ProzentGesellschafter der Agentur Wideho in Hagenbrunn ist. Die anderen 50 Prozent gehören Dieter Kandlhofer, Generalsekretär im Bundeskanzleramt – damals einer der engsten Mitarbeiter von ÖVP-Chef Kurz am Ballhausplatz.
Firmenadresse und Privatadresse von Kandlhofer sind ident. Peter Pilz, der diese Verbindung öffentlich machte, spricht von einem „Spezi-Netzwerk“des früheren Bundeskanzlers Kurz.
Kanzlerin gefordert
Nächster Schritt werde nun sein, herauszufinden, wie viel Gewinn die Agentur mit dem Fest gemacht hat, sagt der Gründer der Liste Jetzt. Für Pilz steht fest: „Das war kein Familienfest, sondern ein ÖVP-Fest. Die ÖVP soll das Steuergeld zurückzahlen.“Von Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein fordert Pilz, dass sie wegen Kandlhofer „sofort Konsequenzen“zieht.
„Eine Unterstellung“
Im Nachhaltigkeitsministerium reagiert man empört auf die Vorwürfe von Pilz. „Die Firma Wideho hatte von uns keinen Auftrag“, sagt ein Sprecher zum KURIER. Das Fest sei über mehrere Unternehmen organisiert worden, darunter die Agentur Media Contacta. Von dieser habe Wideho einen Moderationsauftrag über 1.500 Euro bekommen.
Zu behaupten, Wideho habe vom Ministerium einen Auftrag bekommen, sei „eine unglaubliche und wahrheitswidrige Unterstellung“, so der Sprecher. Zu dem Thema habe man bereits eine parlamentarische Anfrage der Neos ordnungsgemäß beantwortet.
Bei dem Familienfest handelte es sich laut dem Sprecher auch nicht um ein Event der ÖVP, sondern um eine Veranstaltung der Österreichischen Bundesgärten in Kooperation mit dem Nachhaltigkeits- und dem Familienministerium. Die Österreichischen Bundesgärten feiern 2019 ihr hundertjähriges Bestehen.
– I. METZER, W. ZAUNBAUER