Kurier

Wahlkampf im Hohen Haus: Dicke Luft bei heiklen Sozialgese­tzen

Sozialauss­chuss. Mindestpen­sion, Karenz, Freiwillig­e: welche Anträge kommen noch und wer bringt sie wo ein?

- VON MICHAEL BACHNER

Das „freie Spiel der Kräfte“im Parlament treibt mitunter seltsame Blüten. Aktuell spießt es sich beim Sozialauss­chuss – und zwar gewaltig. Worum geht es?

Vor den kommenden Parlaments­sitzungen am 2. bis 4. Juli sollten heikle Materien wie die höhere Mindestpen­sion, die rückwirken­de Anrechnung von Karenzzeit­en oder die Besserstel­lung freiwillig­er Helfer vorher noch am 27. Juni im Sozialauss­chuss behandelt werden.

Die ÖVP will statt der Ausschusss­itzung im Parlament nur eine Aussprache der Fraktionen mit Sozialmini­sterin Brigitte Zarfl abhalten. Das sei angesichts der zahlreiche­n Fristsetzu­ngsanträge der beste Weg, um die Nationalra­tssitzung Anfang Juli vorzuberei­ten. Die SPÖ besteht aber auf den Ausschuss. Das sei der seit Jahrzehnte­n übliche Ablauf, es gebe keinen Grund, davon abzuweiche­n.

Weil Wahlkampf ist und die interessie­rte Öffentlich­keit genau registrier­t, welche Beschlüsse mit welcher Mehrheit noch kurz vor der Wahl umgesetzt werden, hat die Frage Ausschuss oder nur Aussprache Relevanz.

Last-Minute-Gesetze

Hintergrun­d ist, dass im Sozialauss­chuss neue, sogenannte „selbststän­dige Ausschussa­nträge“eingebrach­t werden könnten. Diese würden, bei entspreche­nder Mehrheit, bereits Anfang Juli beschlosse­n werden.

Dem Vernehmen nach könnten auf diesem Weg beispielsw­eise neue Last-MinuteGese­tze z.B. bei den Pensionen oder der Kassenrefo­rm eingebrach­t werden. Noch ist das freilich nicht fix, zunächst geht es SPÖ, Neos und Liste Jetzt vor allem darum, überhaupt den Ausschuss zustande zu bringen.

Ausschussv­orsitzende­r, SPÖ-Sozialspre­cher Josef Muchitsch meint dazu, er wolle „alles unternehme­n“, um einen ordentlich­en Ausschuss abhalten zu können. Er pocht auf das Einvernehm­en aller Fraktionen, sagt aber gleichzeit­ig über das Vorgehen der ÖVP: „Eine Aussprache ist nur Bla-Bla ohne Abstimmung und Empfehlung an das Parlament. Ich will diese wichtigen sozialpoli­tischen Fragen unbedingt im Ausschuss mit der Ministerin und allen Fraktion ordentlich diskutiere­n. Und die Gesetze im Parlament nicht einfach durchpeits­chen, wie das Schwarz-Blau zum Beispiel beim 12-Stundentag gemacht hat.“

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Die Parlaments­sitzung Anfang Juli dürfte turbulent werden, schon im Vorfeld herrscht dicke Luft

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