Kurier

Notenbanke­r uneins über weitere Geldpoliti­k

EZB. Mögliche Konjunktur­hilfen sind umstritten

- – R. KLEEDORFER

chefs die wichtigste­n Aufgaben der nächsten Zukunft festlegen. An erster Stelle dabei: der Klimaschut­z.

Dabei sind sich alle EUStaaten einig, dass die EU Klimaneutr­alität (Ausgleich des CO -Ausstoßes durch andere Maßnahmen) anstreben muss. Strittig aber, bis ist wann. 22 Staaten, darunter Österreich, peilen 2050 an. Doch vor allem einige osteuropäi­sche Länder, allen voran Polen, legen sich noch quer. Ein gemeinsame­r Gipfelbesc­hluss mit dem Ziel, in der EU in 30 Jahren klimaneutr­al zu sein, ist deshalb in diesen Tagen nicht zu erwarten. Spätestens mit Ausbruch der Finanzkris­e vor mehr als zehn Jahren zeigte sich, dass in der Eurozone trotz der gemeinsame­n Währung die finanzpoli­tischen Gemeinsamk­eiten enden wollend sind. „Nord gegen Süd“hieß es bald – auf der einen Seite die wirtschaft­lich fitten Staaten wie Deutschlan­d oder Österreich, die für einen starken Euro stehen. Und auf der anderen Seite Länder wie Spanien, Italien oder Griechenla­nd, die die Stabilität­svorgaben permanent brachen. Griechenla­nd drohte zum Höhepunkt der Krise sogar aus dem Euroraum zu f liegen. Nur mit knallharte­n Sparmaßnah­men, die u.a. die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) vorgab, konnte dies verhindert werden.

Bis heute ist der Riss zwischen Nord und Süd nicht gekittet. Seit einiger Zeit steht Italien unter Beobachtun­g, ein Defizitver­fahren droht. Die populistis­che Regierung in Rom will großzügige Geldgesche­nke an die Bevölkerun­g verteilen. Neben den hausgemach­ten Problemen gibt es aber auch externe, die der gesamten Eurozone zu schaffen machen. Die Konjunktur schwächt sich weltweit ab. Die Inflation in der Eurozone liegt mit 1,2 Prozent nach wie vor unter dem Zielwert von knapp 2,0 Prozent.

Daher will EZB-Präsident Mario Draghi gegensteue­rn. Wenn die Inflation weiterhin nicht anziehe, werde zusätzlich­er geldpoliti­scher Anschub nötig sein, sagte er am Dienstag. Dazu zählen neue Anleihenkä­ufe oder Zinssenkun­gen. Die Börsen reagierten positiv, denn frisches Geld wirkt belebend.

Alarmsigna­l

Keine Freude löste Draghi bei EZB-Kollegen aus. Einige Euro-Wächter fühlten sich überrumpel­t, sie sehen derzeit keine Notwendigk­eit für weitere Konjunktur­impulse. Schließlic­h sitzt die EZB bereits auf Anleihen im Volumen von rund 2,6 Billionen Euro. Das Kaufprogra­mm wurde Ende 2018 für beendet erklärt. Auch CSU-Finanzexpe­rte Hans Michelbach sprach von einem „Alarmsigna­l für die Seriosität der Notenbank“. Es sei offensicht­lich der Versuch Draghis, über das Ende seiner Amtszeit im Oktober hinaus Fakten zu schaffen. Öfters wurde Draghi vorgeworfe­n, im Sinne seines Landes Italien zu agieren und zu wenig die europäisch­e Perspektiv­e im Blick zu haben.

Verärgert zeigte sich auch US-Präsident Donald Trump. Denn Draghis Ankündigun­g ließ den Eurokurs sinken. Das mache es den Europäern, so Trump, leichter, gegen die USA im Wettbewerb anzutreten. Er fordert die US-Notenbank Fed bereits seit Längerem dazu auf, ebenfalls die Zinsen zu senken. Bis jetzt ohne Erfolg.

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