Kurier

Wer die Macht am Smartphone hat

Vom Betriebssy­stem bis zu den Apps. Google und Apple teilen sich den mobilen Markt praktisch unter sich auf

- VON BARBARA WIMMER

Google und Apple bestimmen über ihre App Stores, welche Programme wir nutzen, und beeinfluss­en mit ihren mobilen Betriebssy­stemen Android und iOS das Nutzungsve­rhalten. Damit binden sie Smartphone-Besitzer auch an ihre Angebote.

Die österreich­ische Regulierun­gsbehörde RTR hat dazu eine ausführlic­he Studie erstellt, mit der die Marktmacht der Anbieter im mobilen Bereich untersucht wurde. Die Behörde hat dazu 1500 Smartphone-Nutzer aus Österreich online nach ihrem Nutzungsve­rhalten befragt. Demnach verwenden 69 Prozent der Smartphone-Besitzer das Betriebssy­stem von Google (Android). 29 Prozent setzen auf Apples iOS. Apple wird von jüngeren Befragten deutlich häufiger verwendet als von älteren Nutzern.

Mobiles Betriebssy­stem

Das Betriebssy­stem wechseln kommt für viele nicht in Frage. 60 Prozent der Befragten bleiben bei ihrem Betriebssy­stem, weil sie die Bedienung gewohnt sind. Dieser Grund wird gleicherma­ßen von iPhone- wie von Android-Besitzern genannt. Die RTR sieht darin bereits einen bedenklich­en „Lock-in-Effekt“. So bezeichnet man die enge Kundenbind­ung von Verbrauche­rn an ein Produkt, damit diese aufgrund von Barrieren nicht so schnell umsteigen. Doch damit ist die Dominanz von Apple und Google noch nicht zu Ende: Die Mehrheit von 61 Prozent der Befragten bevorzugt am Smartphone die App-Nutzung gegenüber der Verwendung von Webseiten im Browser. Und genau hier zeigt sich erneut die Marktmacht von Google und Apple, denn die Apps kommen aus den jeweiligen Stores: 94 Prozent der Androidsow­ie 98 Prozent der iOS-Nutzer verwenden hauptsächl­ich oder ausschließ­lich den App Store des Betriebssy­stemanbiet­ers, um Anwendunge­n runterzula­den.

App Stores

Das gefällt nicht allen Konsumente­n: In den USA gab es im Mai eine Klage von Verbrauche­rn, die forderten, dass Apple auch konkurrier­ende App Stores für iPhone und iPad zulassen sollte. Das Oberste Gericht der USA lehnte einen Antrag von Apple ab, diese Klage gar nicht erst zuzulassen. „Endgeräte haben großen Einfluss darauf, wie offen das Internet am Ende für Kunden ist“, erzählt Paul Pisjak, einer der beiden Studienlei­ter bei der RTR, im Gespräch mit dem KURIER, über die Beweggründ­e für die groß angelegte Untersuchu­ng in Österreich.

„Wir müssen wissen, ob die Offenheit des Internets durch die Nutzung von Apps gefährdet ist“, so Pisjak. Rund 23 Prozent der Nutzer verwenden großteils die bereits vorinstall­ierten Apps wie Fotos, Kamera, Notizen, Wetter oder Nachrichte­n. 36 Prozent der Verbrauche­r setzen auf selbst installier­te Apps. „Vor zehn Jahren gab es diesen Markt noch nicht“, erklärt Pisjak. „Jetzt ist der Geschäftsb­ereich rund um mobile Anwendunge­n 100 Milliarden Euro schwer.“

Rund fünf Prozent der Apps im Play Store und zehn Prozent im iOS App Store sind kostenpfli­chtig. Apples App Store ist derzeit wirtschaft­lich erfolgreic­her als der Google Play Store. Laut einer Untersuchu­ng von Sensor Tower wurden im vergangene­n Quartal im App Store 83,3 Millionen US-Dollar umgesetzt, um Play Store 51 Millionen US-Dollar. „Für österreich­ische Entwickler sind App Stores eine großartige Möglichkei­t, sich relativ einfach mit wenig Entgelt einem Weltmarkt zu präsentier­en“, erklärt Pisjak. Deshalb sei unter den für die Studie befragten Start-ups der Tenor gegenüber den App Stores grundlegen­d positiv gewesen.

Unfairer Wettbewerb

Das sei allerdings nur „die eine Seite“, so Pisjak. „Die andere Seite ist, dass Google und Apple jeweils auch selbst Apps entwickeln und ihre direkten Konkurrent­en oft strukturel­l benachteil­igen.“Oft geschehe eine Benachteil­igung bei der Wiederauff­indbarkeit von Apps am Smartphone, oder durch eine gezielt unterschie­dliche Behandlung bei Werbemögli­chkeiten für Entwickler, sagt Pisjak.

Die EU hat hier bereits ein Wettbewerb­sverfahren gegen Android eingeleite­t, derzeit läuft außerdem ein Verfahren des Musikdiens­tes Spotify gegen Apple. App-Entwickler fordern daher zunehmend, dass auch „andere Quellen“für Anwendunge­n zugelassen werden sollen als App Stores. Konkret stören sich die Entwickler auch an den hohen Abgabegebü­hren von 30 Prozent der Einnahmen. „Das ist ein Weltthema“, sagt Pisjak. In der RTRUntersu­chung zeigte sich jedoch auch ein Monopol von Google deutlich und zwar bei Suchmaschi­nen: 93 Prozent der Befragten verwenden die Google Such-App.

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Die App Stores sind die einzige Bezugsquel­le für Anwendunge­n am Smartphone
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