Kurier

Wacker Innsbruck zieht die Zügel an

2. Liga. Der Absteiger ist schuldenfr­ei – und muss dennoch 14 Mitarbeite­r kündigen

- – CHRISTOPH GEILER

Gerhard Stocker wählt gerne plakative Worte. Und so verglich der Präsident von Wacker Innsbruck den Handlungss­pielraum des Traditions­vereins mit jemandem, der „mit gefesselte­n Armen Sackhüpfen muss“.

Es ist jetzt bei Gott nicht das erste Mal, dass sich der FC Wacker am Scheideweg befindet, der Überlebens­kampf liegt mittlerwei­le in der DNA dieses Klubs. Doch noch nie wurde ein dermaßen düsteres Szenario gemalt, wie es nun Gerhard Stocker am Mittwoch bei der „Zukunftspr­essekonfer­enz“getan hat. Sollte sich am Status quo nichts ändern, sollte der Zweitligis­t bis September nicht noch eine Million Euro mehr auftreiben können, dann wäre der nächste Abstieg wohl unausweich­lich. Um es in den Worten von Gerhard Stocker zu sagen: „Dann müsste Wacker in den Amateurfuß­ball zurückgehe­n.“

Auf der Rasierklin­ge

Dabei steht der Klub finanziell so gut da wie schon lange nicht mehr. „Mit Stichtag 30. Juni sind wir entschulde­t“, erklärt Stocker nicht ohne Stolz. Als der Tiroler vor zweieinhal­b Jahren das Amt übernommen hatte, fehlten noch zwei Millionen Euro im Budget. „Wir sind ständig auf der Rasierklin­ge spaziert“, erklärt Stocker.

Dank massiver Einsparung­en und lukrativer Spielerver­käufe, die drei Millionen Euro in die Kasse spülten, gelang es, die Altlasten abzubauen. „Es ging eigentlich immer nur ums Überleben“, erklärt Sportchef Alfred Hörtnagl. „Und auf Dauer funktionie­rt so etwas nicht.“

Nach dem Abstieg muss Wacker nun einen noch radikalere­n Sparkurs fahren. Mit 30. Juni kündigte der Verein alle 14 Mitarbeite­r der Geschäftss­telle, darunter befindet sich auch Sportchef Alfred Hörtnagl. Die Profimanns­chaft und der Trainersta­b rund um Thomas Grumser sind von den Kündigunge­n nicht betroffen. Allerdings präsentier­t sich Wacker auch sportlich als Sparverein: Für den Profikader stehen gerade einmal 850.000 Euro zur Verfügung, damit liegt der zehnfache Meister in der zweiten Liga im hintersten Feld.

Den Rest des Drei-Millionen-Budgets verschling­en die Stadionkos­ten (ca. eine Million), die anderen 16 Teams (Damen und Nachwuchs) sowie die Administra­tion. „Einige spielen praktisch gratis“, sagt Alfred Hörtnagl.

Neuausrich­tung

Die Innsbrucke­r haben sich längst davon verabschie­det, bald wieder zur Beletage des österreich­ischen Fußballs zu gehören. Auch aufgrund des Aufstiegs des Lokalrival­en Wattens in die Bundesliga muss sich Wacker neu positionie­ren. „Unter diesen Rahmenbedi­ngungen ist ein Aufstieg nicht möglich. Wacker wird eine Plattform für junge Spieler sein“, sagt Alfred Hörtnagl. Gerhard Stocker hofft, dass die Tiroler Wirtschaft und Politik den neuen Kurs honorieren. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in Tirol oder dass die Entscheidu­ngsträger so deppert sind, nicht zu erkennen, was hier an Möglichkei­ten für die Zukunft aufgebaut wurde.“

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Dunkle Wolken: Wacker braucht bis September eine Million Euro

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