Nach Anschlag: Sicherheit wird nun erhöht
Steiermark. Mann soll Feuer in vier Behörden gelegt haben. Vermutlich kein politisches Motiv. Stadt prüft strengere Zutrittskontrollen.
„Ich habe immer von einem offenen Rathaus geträumt“, gesteht ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl ein. „Aber offenbar haben sich die Zeiten geändert.“Als Konsequenz der Brandanschläge auf das Grazer Rathaus, das Bezirksgericht Graz-West, die Bezirkshautmannschaft GrazUmgebung und die Eingangshalle des Hauptbahnhofes am gestrigen Mittwoch folgen im Rathaus wohl strengere Zutrittskontrollen.
Nagl lässt eine Arbeitsgruppe prüfen, ob und wie ein Schleusensystem ähnlich den Gerichten in dem Amtsgebäude umsetzbar ist. Allerdings besitzt das Bezirksgericht Graz-West solche Schleusen längst − und auch dort wurde Feuer gelegt, im Foyer noch vor der Schleuse und der Überprüfung der Besucher durch Sicherheitskräfte.
Der mutmaßliche Täter − ein 45-jähriger Iraker − wurde Mittwochmittag knapp eine Stunde nach dem ersten Anschlag am Hauptbahnhof gefasst: Es brannte um 10.28 Uhr im Foyer des Gerichtes, um 10.48 Uhr im zweiten Stock des Rathauses gegenüber dem Bürgermeistertrakt, um 11.11 Uhr in der Bezirkshauptmannschaft am Bahnhofgürtel und letztendlich gegenüber in der Bahnhofshalle, konkret in einem Kundenbüro um 11.17 Uhr. Dort wurde der Verdächtige festgenommen.
Sorgerecht als Motiv?
Das Motiv des Mannes, der laut Polizei in Graz-Umgebung wohnt und amtsbekannt ist, war auch Mittwochnachmittag noch unklar. Ausgeschlossen wurden seitens der Ermittler jedoch ein politisches Motiv. Vielmehr dürfte es „im privaten Bereich“liegen, wie es hieß. Möglicherweise geht es um einen Sorgerechtsstreit, den der Mann verloren haben soll.
So soll ihm erst am Dienstag das Besuchsrecht für ein Kind entzogen worden sein, hieß es. Offizielle Bestätigung der Behörden gab es dafür keine, die Wahl der Anschlagsorte würde aber passen.
Keine Verletzten
Verletzt wurde bei den Anschlägen niemand, auch der Sachschaden ist gering. Der Verdächtige kam jedoch mit relativ geringen Mitteln sehr weit: Im Rathaus setzte er offenbar ein benzingetränktes Stück Stoff in Brand. Im Gerichtsgebäude versprühte er eine brennbare Flüssigkeit und zündete sie an. In der Bezirkshauptmannschaft steckte er Informationsmaterial in Brand. Alle Brände wurden von Mitarbeitern der betroffenen Behörde gelöscht.
Auch die Landesregierung will vermehrt auf Sicherheitsmaßnahmen setzen. „Diese Vorfälle sind ein weiterer Gewaltexzess gegenüber den staatlichen Institutionen“, bedauerte Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, ÖVP. In zwei Bezirkshauptmannschaften werde es Pilotprojekte geben.