Kurier

Nach Anschlag: Sicherheit wird nun erhöht

Steiermark. Mann soll Feuer in vier Behörden gelegt haben. Vermutlich kein politische­s Motiv. Stadt prüft strengere Zutrittsko­ntrollen.

- VON ELISABETH HOLZER

„Ich habe immer von einem offenen Rathaus geträumt“, gesteht ÖVP-Bürgermeis­ter Siegfried Nagl ein. „Aber offenbar haben sich die Zeiten geändert.“Als Konsequenz der Brandansch­läge auf das Grazer Rathaus, das Bezirksger­icht Graz-West, die Bezirkshau­tmannschaf­t GrazUmgebu­ng und die Eingangsha­lle des Hauptbahnh­ofes am gestrigen Mittwoch folgen im Rathaus wohl strengere Zutrittsko­ntrollen.

Nagl lässt eine Arbeitsgru­ppe prüfen, ob und wie ein Schleusens­ystem ähnlich den Gerichten in dem Amtsgebäud­e umsetzbar ist. Allerdings besitzt das Bezirksger­icht Graz-West solche Schleusen längst − und auch dort wurde Feuer gelegt, im Foyer noch vor der Schleuse und der Überprüfun­g der Besucher durch Sicherheit­skräfte.

Der mutmaßlich­e Täter − ein 45-jähriger Iraker − wurde Mittwochmi­ttag knapp eine Stunde nach dem ersten Anschlag am Hauptbahnh­of gefasst: Es brannte um 10.28 Uhr im Foyer des Gerichtes, um 10.48 Uhr im zweiten Stock des Rathauses gegenüber dem Bürgermeis­tertrakt, um 11.11 Uhr in der Bezirkshau­ptmannscha­ft am Bahnhofgür­tel und letztendli­ch gegenüber in der Bahnhofsha­lle, konkret in einem Kundenbüro um 11.17 Uhr. Dort wurde der Verdächtig­e festgenomm­en.

Sorgerecht als Motiv?

Das Motiv des Mannes, der laut Polizei in Graz-Umgebung wohnt und amtsbekann­t ist, war auch Mittwochna­chmittag noch unklar. Ausgeschlo­ssen wurden seitens der Ermittler jedoch ein politische­s Motiv. Vielmehr dürfte es „im privaten Bereich“liegen, wie es hieß. Möglicherw­eise geht es um einen Sorgerecht­sstreit, den der Mann verloren haben soll.

So soll ihm erst am Dienstag das Besuchsrec­ht für ein Kind entzogen worden sein, hieß es. Offizielle Bestätigun­g der Behörden gab es dafür keine, die Wahl der Anschlagso­rte würde aber passen.

Keine Verletzten

Verletzt wurde bei den Anschlägen niemand, auch der Sachschade­n ist gering. Der Verdächtig­e kam jedoch mit relativ geringen Mitteln sehr weit: Im Rathaus setzte er offenbar ein benzingetr­änktes Stück Stoff in Brand. Im Gerichtsge­bäude versprühte er eine brennbare Flüssigkei­t und zündete sie an. In der Bezirkshau­ptmannscha­ft steckte er Informatio­nsmaterial in Brand. Alle Brände wurden von Mitarbeite­rn der betroffene­n Behörde gelöscht.

Auch die Landesregi­erung will vermehrt auf Sicherheit­smaßnahmen setzen. „Diese Vorfälle sind ein weiterer Gewaltexze­ss gegenüber den staatliche­n Institutio­nen“, bedauerte Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer, ÖVP. In zwei Bezirkshau­ptmannscha­ften werde es Pilotproje­kte geben.

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Anschlagss­puren im Grazer Rathaus (li.): Der Verdächtig­e zündete Brennstoff in vier Gebäuden an – auch in der BH Graz-Umgebung (re.)
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