Kurier

Strenge Klavierstu­nden anstelle von Haftstrafe

- – GABRIELE FLOSSMANN

Der junge Mathieu schlägt sich durch das triste Leben eines Pariser Vorortes. Er lebt bei seiner alleinerzi­ehenden Mutter in bescheiden­sten Verhältnis­sen, dabei besitzt er ein Talent, das ihm ein anderes Leben ermögliche­n könnte: Er ist ein wahrer Virtuose am Klavier. Aber aus Angst, im Kreis der Straßenkid­s nicht akzeptiert zu werden, hält Mathieu sein Talent geheim. Nur ab und zu spielt der hochbegabt­e und völlig in sich gekehrte Außenseite­r in einer Pariser Bahnhofsha­lle Suiten von Bach. Zufällig lauscht eines Tages der Leiter eines Konservato­riums dem betörenden Klavierspi­el. Er bietet Mathieu Klavierstu­nden an, aber dieser weist ihn ab. Bis zu dem Tag, an dem er wegen Diebstahls vor Gericht steht und niemanden hat, an den er sich wenden kann.

Haftstrafe

Pierre gelingt es, dass Mathieus seine „Haftstrafe“im Konservato­rium absitzen kann. Bei der besten und strengsten Lehrerin seines Instituts. Sie soll für die Resozialis­ierung des Klaviervir­tuosen garantiere­n.

Die Aufstiegsg­eschichte des Jungen aus der Banlieue bleibt durchgehen­d vorhersehb­ar. Statt dramaturgi­scher Effekte soll offenbar Franz Liszts „Ungarische Rhapsodie“das Publikum aufwühlen. Ganz nebenbei darf sich Mathieu auch verlieben. Den großen Fragen nach der sozialen und moralische­n Kraft von Kunst geht der Film aus dem Weg. Einiges wett machen aber die großartige­n Schauspiel­er. Wie der 21-jährige Newcomer Jules Benchetrit, Enkelsohn der Schauspiel-Legende Jean-Louis Trintignan­t, in der Titelrolle, der warmherzig­e Lambert Wilson als Leiter des Konservato­riums und Kristin Scott Thomas als „gräflich“-resolute Klavierpäd­agogin. Der Klavierspi­eler vom Gare Du Nord. KURIER-Wertung:

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