Trauerspiel: Überall gibt es jetzt Sommertheater – nur nicht in Wien
Musik. Im Vergleich mit anderen Metropolen ist das ein Versäumnis
Felsenbühnen, Burgruinen, Seebühnen, Schlosshöfe – egal wo sich Theater in den Bundesländern machen lässt, wird im Sommer auch Theater gemacht.
Schauspieler und Regisseure werden plötzlich zu Intendanten, dank kulturaffiner Landeshauptleute. Der kluge Ex-Landesfürst Erwin Pröll war auf diesem Gebiet wegweisend. Gut so.
Das kulturelle Angebot in der Sommerfrische ist mannigfaltig und qualitativ höchst unterschiedlich. Zu beobachten sind sportliche Kulturtouristen, die mit Sitzpolster und Regenschirm ausgestattet viele Produktionen besuchen.
Bravo! ORF-Berichterstattung aus den Bundesländern und „Seitenblicke“über Premierenfeiern sind Standard, großflächige Vorberichte in Printmedien erwünscht, Kritik weniger.
Bei der Beurteilung der Inszenierungen gilt für die Verantwortlichen der Applaus, den man mit Länge und Dezibel-Messung dokumentieren kann.
Die Theaterkritik hat die Pflicht, positiv zu sein. Das ist der Wunschtraum aller Beteiligten am Sommerspektakel.
Aber schon gar nichts
Wien ist anders!
Wie schon öfters festgestellt, bietet das sommerliche Wien im musikalischen Theatersegment seit Jahrzehnten nichts, aber schon gar nichts.
Ein Trauerspiel, verglichen mit anderen Metropolen.
Kaum vorstellbar, dass in New York oder London keine Shows angeboten werden und Touristen vor verschlossenen Türen stehen.
Zusätzliche Subventionen, von wem auch immer, wären für entsprechende Programmangebote gerechtfertigt, da die Stadt zusätzliche Einnahmen generieren würde. Diesbezügliche Forderungen von „Wien Tourismus“hat man leider bisher nicht vernommen.
Das Musical mit Österreich-Bezug „Sound Of Music“wird aus touristischer Sicht am meisten verlangt und müsste in Wien zumindest in den Sommermonaten durchgespielt werden, um der Nachfrage gerecht zu werden.
„Die Zauberflöte“, „Die Lustige Witwe“und „Im weißen Rössl“sind sicher auch überlegenswert.
Kulturlandexport
Warum eigentlich nicht unser Export-Klassiker „Elisabeth“?
Stattdessen werden Touristen von livrierten Kartenkeilern vor der Staatsoper zu fragwürdigen Konzerten dirigiert.
Wäre „Sommertheater in Wien“nicht auch ein Thema für Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, nachdem ihr Vorgänger Andreas MailathPokorny nichts machen wollte oder konnte?
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