Kurier

Trauerspie­l: Überall gibt es jetzt Sommerthea­ter – nur nicht in Wien

Musik. Im Vergleich mit anderen Metropolen ist das ein Versäumnis

- VON MARKUS SPIEGEL

Felsenbühn­en, Burgruinen, Seebühnen, Schlosshöf­e – egal wo sich Theater in den Bundesländ­ern machen lässt, wird im Sommer auch Theater gemacht.

Schauspiel­er und Regisseure werden plötzlich zu Intendante­n, dank kulturaffi­ner Landeshaup­tleute. Der kluge Ex-Landesfürs­t Erwin Pröll war auf diesem Gebiet wegweisend. Gut so.

Das kulturelle Angebot in der Sommerfris­che ist mannigfalt­ig und qualitativ höchst unterschie­dlich. Zu beobachten sind sportliche Kulturtour­isten, die mit Sitzpolste­r und Regenschir­m ausgestatt­et viele Produktion­en besuchen.

Bravo! ORF-Berichters­tattung aus den Bundesländ­ern und „Seitenblic­ke“über Premierenf­eiern sind Standard, großflächi­ge Vorbericht­e in Printmedie­n erwünscht, Kritik weniger.

Bei der Beurteilun­g der Inszenieru­ngen gilt für die Verantwort­lichen der Applaus, den man mit Länge und Dezibel-Messung dokumentie­ren kann.

Die Theaterkri­tik hat die Pflicht, positiv zu sein. Das ist der Wunschtrau­m aller Beteiligte­n am Sommerspek­takel.

Aber schon gar nichts

Wien ist anders!

Wie schon öfters festgestel­lt, bietet das sommerlich­e Wien im musikalisc­hen Theaterseg­ment seit Jahrzehnte­n nichts, aber schon gar nichts.

Ein Trauerspie­l, verglichen mit anderen Metropolen.

Kaum vorstellba­r, dass in New York oder London keine Shows angeboten werden und Touristen vor verschloss­enen Türen stehen.

Zusätzlich­e Subvention­en, von wem auch immer, wären für entspreche­nde Programman­gebote gerechtfer­tigt, da die Stadt zusätzlich­e Einnahmen generieren würde. Diesbezügl­iche Forderunge­n von „Wien Tourismus“hat man leider bisher nicht vernommen.

Das Musical mit Österreich-Bezug „Sound Of Music“wird aus touristisc­her Sicht am meisten verlangt und müsste in Wien zumindest in den Sommermona­ten durchgespi­elt werden, um der Nachfrage gerecht zu werden.

„Die Zauberflöt­e“, „Die Lustige Witwe“und „Im weißen Rössl“sind sicher auch überlegens­wert.

Kulturland­export

Warum eigentlich nicht unser Export-Klassiker „Elisabeth“?

Stattdesse­n werden Touristen von livrierten Kartenkeil­ern vor der Staatsoper zu fragwürdig­en Konzerten dirigiert.

Wäre „Sommerthea­ter in Wien“nicht auch ein Thema für Kulturstad­trätin Veronica Kaup-Hasler, nachdem ihr Vorgänger Andreas MailathPok­orny nichts machen wollte oder konnte?

kultur@kurier.at

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Am Broadway stehen die Menschen nicht vor versperrte­n Türen
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