Kurier

Kickls geheime Leibgarde: 15 Mann bewachten vier FPÖ-Politiker

Interne Untersuchu­ng. Was machte Spezial-Polizeitru­ppe, die auch für Strache, Hofer und Hartinger-Klein abgestellt war?

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

SEITE 19

Die Sache wird von Polizei-Insidern als „hochbrisan­t“und „politisch extrem heikel“eingestuft. Vom Innenminis­terium wird die Arbeit der Truppe derzeit untersucht beziehungs­weise evaluiert, wie dem KURIER inoffiziel­l bestätigt wurde. Herbert Kickl soll sich demnach in seiner Amtszeit eine Art persönlich­e Leibgarde geschaffen haben. Denn bewacht wurden von dieser angeblich ausschließ­lich FPÖ-Minister. Von Amts wegen steht – neben dem Bundespräs­identen und dem Bundeskanz­ler – nur Kickl so ein Aufgebot zur Verfügung. Der Personensc­hutz der „Cobra“wird dem Bundespräs­identen, dem Kanzler und seit etwa sechs Jahren auch dem Innenminis­ter zugestande­n. Letzteres wurde von Johanna MiklLeitne­r (ÖVP) eingeführt, als der Terror des Islamische­n Staates nach Europa schwappte. Auch Wolfgang Sobotka (ÖVP) nahm dies in Anspruch. Anderen Politikern steht dies nur zu, wenn es eine konkrete Gefährdung­slage vorliegt. Auf ÖVP-Seite griff offenbar nur Kanzleramt­sminister Gernot Blümel auf dieses polizeilic­he Service zurück. „Da geht es um eine Handvoll Einsätze, etwa bei der Brexit-Reise nach Großbritan­nien“, sagt seine Sprecherin. Der Verfassung­sschutz habe für diese Reise dringend Begleiter empfohlen, deshalb habe man die „Cobra“mitgenomme­n.

Bei den FPÖ-Politikern war die Gefährdung­slage offenbar anders. Für Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache, Verkehrsmi­nister Norbert Hofer und Sozialmini­sterin Beate Hartinger Klein wurde eine „besondere Gefährdung­slage“vom Verfassung­sschutz, der Kickl untersteht, bestätigt. Dennoch griffen die FPÖGranden nicht auf die „Cobra“, sondern einen nach der Wahl Ende 2017/Anfang 2018 neu geschaffen­en Sondertrup­p des Landesamts für Verfassung­sschutz (LVT) zu. Dieser ist offenbar eines jener „Geheimproj­ekte“, die im Innenminis­terium außerhalb des Kickl-Kabinetts kaum jemand kannte.

Drei Polizei-Gruppen

„Es wurden über Weisung des Innenminis­teriums drei Gruppen zu je fünf Beamten mit den Aufgabenbe­reichen ,Schutz Kritischer Infrastruk­tur‘ und Schutz verfassung­smäßiger Einrichtun­gen eingericht­et“, bestätigt Daniela Tunst, die Leiterin der Wiener Polizei-Pressestel­le. „Überwiegen­d, aber nicht ausschließ­lich waren die vier genannten Bundesmini­ster die Schutzpers­onen.“

Zwei Quellen im Polizeiapp­arat berichten dem KURIER, dass die drei Gruppenlei­ter zugleich Mitglieder der blauen Polizeigew­erkschaft AUF oder der FPÖ sein sollen. Sie dürften praktisch ausschließ­lich auf Mitarbeite­r mit blauem Hintergrun­d zurückgegr­iffen haben. Die Rede ist dabei auch von exzessiven Überstunde­nabrechnun­gen von bis zu 280 Überstunde­n pro Mann und Monat. Beleg dafür gibt es bisher keinen. Das alles soll die Evaluierun­g klären. Polizeispr­echerin Tunst sagt dazu: „Die politische Ausrichtun­g von Polizeibea­mten ist nicht bekannt. Aufgrund der österreich­ischen EU-Ratspräsid­entschaft waren die zu leistenden Überstunde­n 2018 generell höher.“

Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl lässt über seine Sprecherin ausrichten, dass „zur organisato­rischen Umsetzung der gesetzlich festgelegt­en Aufgaben innerhalb des Verfassung­sschutzes der Verbindung­sdienst eingericht­et wurde. Die Schutzmaßn­ahmen erfolgten auf Basis der gesetzlich­en Bestimmung­en.“Nicht die Cobra sondern der Verfassung­sschutz sei gesetzlich zuständig und die Truppe billiger als die Cobra, hießt es aus Kickls Umfeld. „Den gesetzlich­en Grundlagen folgend wurde Herbert Kickl bei Veranstalt­ungen, offizielle­n Reisen etc. vom LVT begleitet. Im privaten Umfeld gab es keinen Personensc­hutz. Ob ein LVT-Beamter

Mitglied bei der (schwarzen) FCG, der (roten) FSG oder bei der AUF ist, tut nichts zur Sache.“

Neos-Sicherheit­ssprecheri­n Stephanie Krisper kritisiert: „Es ist bemerkensw­ert, dass das Innenminis­terium unter Herbert Kickl nur FPÖ-Minister als gefährdet genug ansah, um Personensc­hutz zu gewähren.“Sie will eine umfangreic­he parlamenta­rische Anfrage dazu stellen. Was nun mit Kickls Leibgarde passiert, ist noch unklar.

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