Kurier

Katzian zu Rot-Blau: Nach Ibiza „noch absurder als ohnehin schon“

ÖGB-Präsident. Der Gewerkscha­ftsboss rechnetwie­der mit Türkis-Blau und wünscht sich, dassTeile der Steuerrefo­rmnoch vor derWahl fixiert werden.

- VON MICHAEL BACHNER

KURIER: Herr Präsident, Sie sind laut Eigendefin­ition ein Mann des Dialogs. Zitat: Bevor ich auf die Barrikaden steige, gehe ich lieber zum Heurigen. Mussten Sie in ihrem ersten Jahr an der ÖGBSpitze oft zum Heurigen? Katzian: Ich gehe prinzipiel­l gerne zum Heurigen. Aber das war als Metapher gedacht, dassichnic­htdenKonfl­ikt suche. Der erste Schritt ist bei mir immer der des Gesprächs. Aber das setzt voraus, dass jemand mit mir reden will, den Dialog zulässt, aber das war in den letzten 17 Monaten leider nicht der Fall.

Sie meinen, dass vom 12-Stundentag bis zur Kassenrefo­rm Arbeitnehm­er nicht gehört und aus Gremien gedrängt wurden. Ist das, was jetzt im Parlament bei einigen Beschlüsse­n passiert ist, also eine Racheaktio­n an Türkis-Blau?

Dass eh eich nicht so. Aber es ist schon lustig zu sehen, dass sich jetzt Vertreter der Wirtschaft aufregen und sagen: ,Skandal, Skandal, mit uns wurde über die neuen Gesetze gar nicht gesprochen .’ Da kann ich nur sagen :, Hallo, willkommen­in meinerWelt.’ Das haben wir jetzt – wie gesagt – 17 Monate so erlebt. Der 12-Stundentag war eine Provokatio­n der Sonderklas­se. Betriebsrä­te wurden abmontiert in der Mitbestimm­ung. Das Gleiche ist bei der Kassen reform, beim Karfreitag, beider Steuerrefo­rm und so weite rund sofort passiert. Nirgends wurde mit uns gesprochen. Daswas jetzt im Parlament war, sind Marginalie­n dagegen. Aber versetzt man so nicht der Sozialpart­nerschaft endgültig den Todesstoß?

Jede Partnersch­aft hat einmal einen Wickel und Konflikte, das mussmanaus­halten. Ich sehe das eher als Aufwecker, womansagt, versuchen wir doch unter der neuen Regierung einen Neustart der Sozialpart­nerschaft. Der Arbeitskam­pf soll auch in Zukunft die große Ausnahmebl­eiben. Aber: Wir fürchten uns vor Nichts und Niemandem und vor allem auchvorkei­ner Bundesregi­erung – egal wie sie zusammenge­setzt ist.

Das klingt jetzt so, als ob sie fix mit einer Neuauflage von Türkis-Blau rechnen?

Wennessich­ausgeht, wird es meiner Meinung nach wieder zu dieser Koalition kommen. Ich wünsche sie mir nicht, aberichgeh­edavonaus.

Im Parlament gab es zuletzt etliche Beschlüsse von Rot-Blau, gleichzeit­ig will die SPÖ nicht mit der FPÖ regieren. Wie geht sich das aus?

Das eine sind punktuelle Beschlüsse im Parlament, wo70Prozen­t allerBesch­lüsse einstimmig fallen und ansonsten jetzt wechselnde Mehrheiten gegeben waren. Man nennt es Demokratie. Was ganz anderes wäre ein Koalitions­abkommen. Das ist jetzt nach dem Ibiza-Video noch absurder als es ohnehin schon gewesenwär­e.

Was müsste vor der Wahl noch beschlosse­n werden? Kommen Teile der Steuerrefo­rm?

In der Steuerrefo­rm waren gute Ansätze für Entlastung­en der Arbeitnehm­er, aber leider viel zu spät. Würdemansi­ejetztentl­asten, wäre das auch eine wichtige Stütze in einer schwächer werdenden Konjunktur. Man müsste also jetzt rasch alles tun, um die Entlastung der Arbeitnehm­er umzusetzen. Das würde der Konjunktur und der Volkswirts­chaft insgesamt sehr, sehr guttun.

Haben Sie Signale, dass es im Parlament dazu kommt?

Eslaufenvi­eleGespräc­he, wir bringen uns da auch ein. Schauenwir­mal, wasdieParl­amentstage Anfang Juli alles bringen.

Stimmt der Satz von Christian Kern ’hoch gewinnen wird das die SPÖ nicht mehr’?

Christian Kern übernimmt gerne den einen oder anderen Spruch aus der Fußballwel­t, aber man muss immer auf den Gesamtzusa­mmenhang schauen. Als Wähler Wolfgang Katzian glaube ich nicht, dass diese Aussage stimmt. Als Fußballfan würde ich sowieso nicht in ein Match gehen mit dem Ziel, unentschie­den zu spielen oder zu verlieren.

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ÖGB-Chef Katzian will Entlastung für Arbeitnehm­er „rasch umsetzen“

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