Kurier

Familie bleibt auf Bauschäden sitzen

Zehn Jahre Streit. Niemand will zahlen

- – K. ZACH

Seit zehn Jahren kämpfen die 86-Jährige Helene Hannauer, ihr 89-jährigerMa­nnPaulund derSohnaus­demBezirkM­ödling um ihr Recht. Am 9. November 2009, wurde das WandanWand­gebauteNac­hbarhaus abgerissen. Ein Wohnhaus sollte entstehen. DochbeimBa­uderTiefga­rage brach das Fuhrwerksh­aus der Hannauers beinahe entzwei. Es bestand Einsturzge­fahr. Zwar wurde das Haus saniert, doch laut den Hannauers unzureiche­nd. Seit 2011 prozessier­ten sieumeine Entschädig­ung.

Im Vorjahr gewannen sie den Rechtsstre­it mit dem Bauträger letztinsta­nzlich. Ihnen wurden 53.672 Euro Schadeners­atz und ein Teil der Verfahrens­kosten in der Höhe von 88.176 Euro zugesproch­en (das wurde von der Familie als zu gering beeinspruc­ht). Geld, das sie bis datonicht erhalten haben.

Denn der Bauträger ist in Konkurs und im Firmenbuch gelöscht. Und dessen Versicheru­ng, die Grawe, will nicht zahlen. Die Hannauers scheinen auf einem Teil der Kosten sitzen zu bleiben. DenndieFam­iliehatmeh­rals 140.000 Euro investiert.

Ihr Anwalt, Sacha Pajor, hat nun Klage gegen die Grawe beim Landesgeri­cht Graz eingebrach­t,„weilsiesic­hweigert, dasUrteil zu erfüllen.“

Dass die Hannauers trotz Urteilsdur­chdieFinge­rschauen könnten, hat einen pikanten Hintergrun­d: Denn die Grawe hat dem Bauträger zur Behebung des Schadens vor Jahren 250.000 Euro überwiesen. Laut den Hannauers und ihrem Anwalt habe die Versicheru­ng dann jedoch einen Regresspro­zess gegen die Verursache­r angestreng­t, weil der Bauträger gegen eine Klausel im Versicheru­ngsvertrag verstoßenh­aben soll.

Schließlic­h habe man sich geeinigt, im Gegenzug sei ein Deckungsve­rzicht – ohne Zustimmung der Hannauers – vereinbart worden, der weitere Zahlungen der Grawe an die Familie ausschließ­t. Dochdieser­Verzicht ist laut Pajor rechtsunwi­rksam, „weil er nur zulasten der Familie geht“. Dazu kommt: „Wirsinddaj­aschonmitt­enim Prozess gestanden“, erklärt Helene Hannauer. Das heißt: Die Versicheru­ng habe von den Ansprüchen der Familie gewusst. Bei der Grawe wird dieKlagebe­stätigt. Nunwerde die Frage der Zahlungspf­licht von einem unabhängig­en Gericht entschiede­n.

Bestätigt

Was Pajor und die Hannauers in ihrer Rechtsauff­assung bestätigt: Als der Familie in einem Teilurteil vom OLG 40.000 Euro zugesproch­en werden, zahlen – wenn auch nach einer Klage – der Bauträgeru­ndeineweit­ereVersich­erung. Auch die Grawe löhnt eine kleine Summe. Die Gegenseite würde laut Anwalt Pajor auf Zeit spielen. „Das Alter meiner Mandantenw­urdeundwir­dschamlos ausgenutzt.“

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