Eingeschmiert
Zweischneidig. Chemische Produkte könnten sich negativ auswirken. Nicht eincremen ist jedoch keine Alternative
Chemischer Sonnenschutz birgt ein gewisses Risiko.
Für die einen ist die Textur kaufentscheidend, die anderen möchten einen ganz bestimmten Duft. Die Inhaltsstoffe von SonnenschutzProdukten stehen jedoch bei den meisten nicht im Fokus. Ganz anders die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA – sie hat die Stoffe jetzt unter die Lupe genommen.
Das Ergebnis: Bereits nach einem Tag am Strand sammeln sich die in Sonnenmilch enthaltenen Chemikalien im Blut an, nach mehrerenTagenAnwendungwurde eine Konzentration im Blut nachgewiesen. Beendet man die Anwendung, verweilen die Inhaltsstoffe mindestens 24 Stunden im Kreislauf.
Die FDA hat nun weitere Untersuchungen veranlasst. „Wir brauchen Studien, um diese Erkenntnisse einzuordnen und festzustellen, ob die Absorption bestimmter Inhaltsstoffegesundheitliche Auswirkungen hat“, sagte Hautarzt David Leffell, Sprecher der American Academy of Dermatology, im Interview mit dem Fernsehsender CNN.
EsistnichtdieersteStudie zu Sonnenschutzmitteln, die aufhorchen lässt. Bereits im Jahr2001belegtedasInstitut für Pharmakologie und Toxikologie der Uni Zürich, dass synthetische UV-Filter ähnlichwiedasweiblicheSexualhormon Östrogen wirken.
Mineralische Milch
Wer auf Nummer sicher gehen will, kann auf mineralische Produkte zurückgreifen. „Hier legen sich kleinste Teilchen wie eine Schutzschicht auf die Haut und reflektieren dadurch die Sonne. Sie wirken wie ein Spiegel“, sagt Dermatologin Kerstin Ortlechner im Gespräch mit dem KURIER. „Im Gegensatz dazu werden bei chemischem Sonnenschutz die Substanzen von derHautaufgenommen. Diese wandeln die UVA- und UVB-Strahlung um und machen sie dadurchweniger aggressiv.“
Für Ortlechner haben mineralische Filter zwei Nachteile: „Selbst wenn es ausgewiesenist, sindsienichtvöllig wasser- und abriebfest.“HinzukämederoptischeFaktor. Da die silberfarbenen Partikel sich nur auf die Haut legen, sind sie bei den meisten Produkten auch sichtbar. Mitdemleichtweißlichen Film müssen sich Sonnenanbeter abfinden.
Sportlich Aktiven empgilt: fiehlt die Expertin deshalb trotz der Studienergebnisse chemischen Sonnenschutz. „Er kann nicht einfach abgerieben werden“, erklärt die Dermatologin. Und gibt zu bedenken:„Eswurdennur24 Personen untersucht. Das ist zu wenig, um bereits jetzt eine klare Aussage treffen zu können.“
Für Kerstin Ortlechner „Ob mineralisch oder chemisch – auf Sonnenmilch zu verzichten, ist keine Option.“Denn jeder Sonnenbrand erhöht die Gefahr, an Hautkrebs zu erkranken.